Händler düpieren Volkswagen

Die VW- und Audi-Händler düpieren ihren Hersteller: Über seine Wirtschaftsgesellschaft "Autobusiness Partner Services" hat der Händlerverband (VAPV) eine Kooperation mit der Autoscout24-Gruppe und ihren Marken Leasingmarkt.de und Autoproff abgeschlossen. Mit dem Schritt wendet sich Händlerverband von der Gebrauchtwagenplattform Heycar ab, hinter der VWs Finanzsparte VWFS steht.

Der anhaltende Streit zwischen den Händlern und dem Hersteller über den künftigen Vertrieb bekommt damit eine weitere Wendung. Für Alexander Sauer-Wagner, Sprecher der Geschäftsführung des VAPV, ist klar, dass die Partner "kein Interesse an einer Börse haben, die sich als Vertriebler neben dem Handel platzieren möchte." Auch wenn er keinen Namen nennt, ist klar, wer damit gemeint ist.

Denn VWFS will selbst zu einem führenden Player im europäischen Gebrauchtwagenmarkt aufsteigen. In den vergangenen Monaten hat VWFS immer wieder dahingehende Projekte gestartet: Sie vertreibt Gebrauchtwagen über die eigene Plattform und hat in Polen vor zwei Jahren einen eigenen Gebrauchtwagenstore eröffnet.

"Der Gebrauchtwagenmarkt ist eine tragende Säule des Geschäftsmodells der Volkswagen- und Audi-Partner. Wir sind davon überzeugt, dass die Bedeutung auch weiter signifikant steigen wird", sagt Sauer-Wagner.

Gerade auch durch die Einführung des Agenturmodells für Elektroautos fürchten die Händler, in die zweite Reihe zu rutschen. Denn die Händler vermitteln dann nur noch Fahrzeuge im Namen des Herstellers. Die jungen Gebrauchten kehren in der Folge aus den Leasingverträgen zu VWFS zurück.

"Wir nehmen die Entscheidung des Händlerverbandes zur Kenntnis", sagte ein Sprecher von Volkswagen Financial Services. "Unabhängig davon sind wir vom Heycar-Geschäftsmodell fest überzeugt. Aus diesem Grund halten wir an unserem strategischen Ziel fest, unseren Händlerpartnern eine Alternative zu den etablierten Gebrauchtwagenplattformen anzubieten und dadurch zusätzliches Absatzpotenzial zu generieren."

Volkswagen Financial Services hat Heycar 2017 gegründet, um gegen die etablierten Platzhirsche Mobile.de und Autoscout24 anzutreten. Allerdings blieb die Gebrauchtwagenplattform stets hinter den Erwartungen zurück.

Die VW-Finanztochter bekräftigte gegenüber Automobilwoche, die Plattform weiter auszubauen und weiter zu investieren. "Unser Ziel ist es, Heycar zu einem wichtigen Anbieter im automobilen E-Commerce auszubauen." Zuletzt hatte VWFS die Expansion allerdings gestoppt. Ende vergangenen Jahres sagte VWFS-Vertriebsvorstand Anthony Bandmann, dass sich Heycar auf die Bestandsmärkte konzentrieren werde, um sich nicht zu verzetteln.

Folge dieser Neuaufstellung: Medienberichten zufolge baut die Plattform rund jede sechste ihrer 450 Stellen ab. Die neue Kooperation dürfte die Situation eher noch verschärfen.

Für Autoscout ist die Kooperation indes ein großer Erfolg. "AutoScout24 betrachtet sich als Partner des Handels. Mit unserem einzigartigen Ökosystem an Produkten und Services können wir unsere Kunden bei der Digitalisierung ihres Geschäfts tatkräftig unterstützen", erklärte Vertriebsleiter Stefan Schneck.

Der Erfolg scheint jedoch auch nötig. Händler berichten, dass die Plattform zuletzt aufgrund schlechterer Lead-Quoten gegenüber dem ewigen Konkurrenten Mobile.de an Boden verloren hat. Es habe daher einen gewissen Druck gegeben, mit Sonderkonditionen wieder mehr Partner auf die Plattform zu locken.