Wie sich Webasto krisenfester aufstellt

Webasto will sein Engagement in Südostasien erweitern. "Wir bauen unsere Aktivitäten dort derzeit aus, um zusätzliche Chancen zu nutzen und uns insgesamt breiter aufzustellen", sagte Yanni von Roy-Jiang, Chief Operating Officer des Zulieferers, im Gespräch mit der Automobilwoche. Zuletzt hatte Webasto dort 12 Prozent seines Umsatzes von 4,4 Milliarden Euro erzielt.

Die Managerin, die seit 2022 im Vorstand sitzt, betont, dass der Ausbau in Südostasien keine Entscheidung gegen den chinesischen Markt sei: "China ist weiterhin eine wichtige Region für Webasto." Deren Bedeutung zeigte sich für Roy-Jiang auch in folgender Begebenheit: "In der Vergangenheit haben viele Chinesen die Messestände der europäischen Fahrzeughersteller besucht, um von diesen zu lernen." Auf der diesjährigen Auto Shanghai sei hingegen zu beobachten gewesen, "dass sehr viele europäische Hersteller bei den chinesischen OEMs waren, um deren Innovationen in Augenschein zu nehmen".

Die Chinesin ist beim Zulieferer für Dachsysteme, Standheizungen und Batteriesysteme unter anderem für den Einkauf und das Supply-Chain-Management verantwortlich. Ihr ist es wichtig, dass Webasto künftig krisenfester aufgestellt ist. Deshalb produziert das Unternehmen nicht nur in der Region für die Region, sondern kauft einen Großteil der benötigten Komponenten lokal ein. "In der Region Nordamerika einschließlich Mexiko haben wir beispielsweise heute eine Lokalisierungsrate von 92 Prozent." Diese Quote soll möglichst noch gesteigert werden. "Aktuell importieren wir aus wirtschaftlichen Gründen noch einzelne Teile aus China in die USA und Mexiko."

Beim Ausbau der Produktionskapazitäten in Südostasien liegt der Fokus auf Indien, Thailand und Südkorea. In Thailand will der Zulieferer ein neues Werk für Dachsysteme errichten, um von dort den lokalen Markt zu bedienen. Die Serienproduktion ist für 2025 geplant.

Im indischen Chennai hat Webasto im Mai sein zweites Dachwerk eröffnet. Zudem erweitert Webasto in diesem Jahr seine 2022 eröffnete Batterieproduktion im südkoreanischen Dangjin. "Auch die Entwicklungen in Vietnam und anderen Ländern in der Region beobachten wir."

Doch nicht jeder Auftrag entpuppt sich als Glücksgriff. Vor zwei Jahren hatten Probleme beim Anlauf eines Dachprojekts in den USA den Zulieferer viel Geld gekostet. Mehr als 200 Millionen Euro Verlust bescherte dem Unternehmen der Auftrag über mehrere Dachsysteme für den Ford Bronco. Eine innovative Technologie, neue Prozesse, fehlende Zeit für Schulungen der Mitarbeiter, die Größe der Dächer und Corona-Beschränkungen hatten zu einer Verkettung von Problemen geführt.

Als Lehre hat die Gruppe weltweit eine Exzellenz-Initiative gestartet. Einer von drei Bausteinen ist "Excellent Attitude". Dabei geht es unter anderem um die Einstellung der Menschen sowohl in den Werken als auch in den Büros. "Wir wollen die Mitarbeitenden dafür sensibilisieren, noch sorgsamer mit Materialien und Anlagen umzugehen und Prozesse einzuhalten." Das klinge "fast banal", aber eine solche Sensibilisierung sei wichtig. "Gerade wenn viele neue Mitarbeitende gleichzeitig die Arbeit aufnehmen, wie es im Bronco-Projekt der Fall war."

Aus dem Datencenter:

Die 100 umsatzstärksten Automobilzulieferer weltweit 2021