Disney-Fans hätten ahnen können, wie weit sich die Karriere des Herbert Diess noch entwickelt. Diess – Spitzname: „Herbie“ – kam 2018 groß inFahrt. Wie es der Filmtitel aus dem Jahre 1974 schon vorwegnahm. Im April wurde der Doktoringenieur zum Chef des Konzernvorstands von VW berufen. Seit Diess' Aufstieg an die VW-Spitze nimmt der Weltmarktführer spürbar Fahrt auf.
Das Bekenntnis zur Elektromobilität etwa nehmen Mitarbeiter, Politik und Wirtschaft dem früheren Entwickler von BMW-Stromern eher ab als Matthias Müller, seinem Vorgänger im Amt des VW-Chefs. Unermüdlich trommelt Diess auch für den Aufbau einer Fertigung von Batteriezellen in Europa.
Von Digitalisierung über Konnektivität bis hin zum autonomen Fahren spricht der Fahrzeugtechniker und Maschinenbauer auf Augenhöhe mit den Ingenieuren. Das konnte auch Martin Winterkorn. Diess' Vorvorgänger war über Dieselgate gestürzt.
Im Gegensatz zu Winterkorn wünscht der neue Mann an der Konzernspitze starke Frauen und Männer auf Führungsebene neben sich. Rechtsvorständin Hiltrud Werner hat er mit der Aufarbeitung des Selbstzünderskandals betraut. Und VW-Komponenten-Vorstand Stefan Sommer lässt Diess souverän so auftreten, als wäre sein Kollege noch selbst der Chef – wie einst bei ZF.
Diess führt nicht nur den weltgrößten Autobauer, er hat sich auch schnell zum Sprachrohr der ganzen Branche entwickelt, indem er die Haltung der deutschen Politik gegenüber der Autoindustrie kritisiert hat. Der Widerspruch des Verkehrsministers kam prompt.