Kommentar: Oliver Blume räumt im VW-Konzern auf

Die Probleme im weltumspannenden VW-Reich häufen sich: Der Absatz in China sinkt, die E-Mobilität läuft nicht so schnell an wie geplant, die Personalkosten sind zu hoch, die Entwicklung vor allem bei der Software geht zu langsam voran...

Nun hat der weltgrößte Autobauer Konsequenzen gezogen und seine Prognose für das laufende Jahr gesenkt: Statt 7,0 bis 7,5 Prozent dürften jetzt nur noch 6,5 bis 7,0 Prozent vom Umsatz als operatives Ergebnis hängenbleiben.

Gerade die Kosten für Sparmaßnahmen belasten den Konzern in diesem Jahr besonders: zum einen die Rückstellungen von 0,9 Milliarden Euro für den Personalabbau bei der Kernmarke VW Pkw, zum anderen eingeplanten Kosten für eine Umstrukturierung oder Schließung des Audi-Werks in Brüssel.

Doch Blume hat keine Wahl: Will er den Konzern langfristig solide aufstellen, so muss er die Kosten senken und sich von teuren Prestige-Projekten seines Vorgängers Herbert Diess verabschieden. Dazu gehören etwa die Entwicklung eines eigenen VW-Betriebssystems, das eigene Werk für das VW-Modell Trinity und das Audi-Projekt Artemis.

Kooperationen mit anderen Herstellern, auch mit chinesischen, sind unvermeidlich, wenn VW auf dem weltgrößten Automarkt nicht abgehängt werden will. Das betrifft sowohl Software (Beispiel Rivian) als auch Hardware (Beispiel Xpeng). Chinesische Hersteller werden VW in Zukunft nicht mehr nur auf ihrem Heimatmarkt Konkurrenz machen.

Die Einschnitte sind schmerzhaft, keine Frage. Und es könnten durchaus noch weitere Sparmaßnahmen kommen. Da sind Auseinandersetzungen mit dem mächtigen VW-Betriebsrat programmiert, der dem Performance-Programm allerdings zugestimmt hat.

Blume, der sein ganzes Berufsleben im Konzern verbracht hat, weiß das. Er muss eine Lösung finden, wenn VW auch in zehn Jahren noch stark sein soll.