ACC stoppt Bau des Batteriewerks in Kaiserslautern

Der Batteriezellenhersteller ACC hat den Bau der geplanten Fabrik in Kaiserslautern vorerst gestoppt. Die Staatskanzlei Rheinland-Pfalz bestätigte die Entscheidung des Unternehmens, über die zunächst die "Rheinpfalz" berichtet hatte. Die Zeitung zitierte den Generalsekretär von ACC, Matthieu Hubert, der von einer "Pause" sprach.

Der Markt für E-Autos entwickele sich langsamer als erwartet. Die europäischen Kunden seien noch nicht in hohem Maße bereit, auf ein E-Auto umzusteigen. Außerdem gebe es Hindernisse bei der Infrastruktur und hohe Materialpreise. "Bevor wir investieren, und wir sprechen von Milliarden, müssen wir die Frage beantworten, welche Art von Batteriezell-Technologie der Markt erfordert", sagte Hubert.

Die Landesregierung ist eigenen Angaben zufolge aber sehr zuversichtlich, dass die Fertigung in Kaiserslautern entstehen wird.

Bisher nutzen die meisten Elektroautos Lithium-Ionen-Akkus als Energiespeicher. Angesichts teurer Rohstoffe forschen Hersteller und Zulieferer jedoch an Alternativen, die im Idealfall nicht nur günstiger, sondern auch haltbarer und ungefährlicher sein sollen. Lithium-Eisenphosphat-Batterien und Festkörperbatterien gelten momentan als zukunftsträchtig.

ACC wollte ursprünglichen Planungen zufolge sieben Milliarden Euro in den Aufbau seiner Werke investieren, zwei Milliarden sollten es in Kaiserslautern sein. Das Projekt am Opel-Standort Kaiserslautern wird mit Steuergeld in Höhe von rund 437 Millionen Euro unterstützt. Im September 2021 hatten der damalige Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) und die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) einen Förderbescheid überreicht.

Eigentlich hätten die Bauarbeiten bis Mitte 2024 abgeschlossen ein sollen. In der zweiten Jahreshälfte hätten die Anlagen installiert werden sollen, Anfang 2025 sollte die Produktion starten und 750 Arbeitsplätze schaffen. Bis 2030 sollte es drei Produktionsblöcke mit einer Kapazität von jeweils 13,4 Gigawattstunden geben, das hätte insgesamt für mehr als 600.000 Elektroautos gereicht. Die Zahl der Beschäftigten hätte dann bei rund 2000 liegen sollen.

Doch all diese Pläne liegen nun auf Eis. Bis Ende dieses oder Anfang kommenden Jahres will ACC entscheiden, wie es in Kaiserslautern weitergeht.

Die Nachfrage nach Elektroautos ist in den vergangenen Monaten deutlich zurückgegangen. Das gilt sowohl für private als auch für gewerbliche Kunden. In diesem Jahr dürften die Verkaufszahlen in Deutschland rund ein Drittel unter denen des Vorjahres liegen.

Grund dafür ist nicht nur die im Dezember ohne Vorwarnung eingestellte Kaufprämie, sondern auch die Verunsicherung der Kunden. Nach wie vor gibt es zu wenig Ladesäulen, zudem entwickelt sich die Technik rasant weiter, sodass die Gefahr besteht, in wenigen Jahren mit einem veralteten Auto dazustehen. Inzwischen hat sich auch gezeigt, dass die Unterhaltskosten von E-Autos nicht so deutlich unter denen von Verbrennern liegen wie zunächst gedacht.

Laut Prognose der Automobilwoche ist es angesichts dieser Umstände nahezu ausgeschlossen, dass 2030 wie von der Regierung angestrebt 15 Millionen Elektroautos in Deutschland unterwegs sein werden.

ACC ist nicht der erste Batteriehersteller, der daraus Konsequenzen zieht: Vor wenigen Tagen gab der chinesische Batteriehersteller Svolt bekannt, die geplante Batteriefabrik in Brandenburg nun doch nicht bauen zu wollen. Der Bau der Fabrik im Saarland verzögert sich weiter. Konkurrent Northvolt hält hingegen an seinen Plänen fest: Im März wurden die Arbeiten an dem neuen Werk in Heide in Schleswig-Holstein im Beisein von Bundeskanzler Olaf Scholz und Wirtschaftsminister Robert Habeck feierlich begonnen. (Mit Material von DPA)