Hyundai verkauft Autos bei Amazon

Im Januar will Hyundai damit beginnen, alle seine Modelle auch über die Shopping-Plattform Amazon zu verkaufen. Zunächst soll es ein Pilotprojekt mit 18 Händlern in den USA geben, in der zweiten Jahreshälfte wird das Programm erweitert. Eigenen Angaben zufolge ist Hyundai der erste Autohersteller bei Amazon.

Damit sollen die Kunden den kompletten Kaufprozess in einer vertrauten Umgebung abschließen können. Sie können nach verfügbaren Fahrzeugen in ihrer Umgebung suchen, nach Modell, Farbe und Ausstattung, und das gewünschte Fahrzeug dann wie gewohnt über Amazon kaufen.

Parallel dazu hat Hyundai Amazon Web Services zu seinem bevorzugten Cloud-Anbieter gemacht. Der Autobauer will seine digitale Transformation vorantreiben und dafür die Amazon-Technologie nutzen. Eine Reihe von bisher lokalen Anwendungen aus den Bereichen Forschung, Entwicklung und Kundenbindung sollen zu AWS migriert werden.

Des weiteren wird die Sprachassistentin Alexa von Amazon ab 2025 in den neu entwickelten Fahrzeugen von Hyundai installiert. Damit können Kunden beispielsweise die Musikanlage oder das Navi bedienen, ohne die Hände vom Lenkrad zu nehmen, auf dem Heimweg schon einmal die Heizung zuhause anstellen oder sich vergewissern, ob das Auto abgeschlossen ist.

Die Automobilwoche hat auf LinkedIn eine Umfrage zum Thema gestartet, an der sich schon in der ersten Stunde mehr als 300 Personen beteiligt haben. Die Mehrzahl von ihnen kann sich nicht vorstellen, ein Auto bei Amazon zu kaufen. Was denken Sie? Stimmen Sie ab!

Der Autohersteller sagte, seine Händler seien mit "an Bord". In den USA, wo die Partnerschaft mit 18 Händlern ein Pilotprojekt startet, hat unsere Schwesterzeitung "Automotive News" sich bei Hyundai-Händlern umgehört: Mike Sullivan, Inhaber von Hyundai Santa Monica und der Händlergruppe LAcarGuy in Südkalifornien, bezeichnete die Vereinbarung als "einen Durchbruch". "Wir wissen, dass wir unsere Kunden dort abholen müssen, wo sie sich aufhalten, und das ist meistens auf ihrem Handy oder Laptop", sagte er. "Der Durchbruch hier ist, dass dies Amazon ist. Wir arbeiten jetzt mit einem der führenden digitalen Einzelhändler der Welt zusammen."

Peter Lanzavecchia, ein leitender Angestellter der Burns-Kull Auto Group und Eigentümer von Genesis of Cherry Hill, Burns Hyundai und Burns Buick-GMC, alle in Marlton, New Jersey, begrüßte die Partnerschaft, sagte aber, dass sie für die Händler profitabel sein müsse. "Hyundai-Händler sind immer auf der Suche nach Möglichkeiten, das Kundenerlebnis zu verbessern", sagte er, "und aus der Sicht unserer Kunden fehlte es bisher an sinnvollen Innovationen [im digitalen Autohandel]." Die Rentabilität, so fügte er hinzu, werde eine wichtige Komponente für die "Erwünschtheit dieser Partnerschaft" bleiben, ebenso wie die Frage, welche anderen Produkte dem Kunden während des Kaufprozesses angeboten werden.

Die Partnerschaft mit Amazon eröffnet für Hyundai einen riesigen Markt. Die Plattform hat täglich mehrere zehn Millionen Besucher in den USA, darunter auch Prime-Mitglieder. Amazon sagte, dass es möglich ist, dass Prime-Mitglieder einen Rabatt oder andere Vorteile bei einem Hyundai-Kauf erhalten, aber das wurde noch nicht festgelegt.

Die Idee, Autos über andere Kanäle als das klassische Autohaus zu verkaufen, ist nicht neu: Schon seit 20 Jahren wird darüber spekuliert, dass Autobauer ihre Fahrzeuge etwa in Supermärkten verkaufen könnten. In den vergangenen Jahren hat beispielsweise Tchibo vereinzelt Autos wie das Tesla Model 3 angeboten. Der chinesische Hersteller Airways hat beim Vertrieb in Deutschland zunächst auf die Elektronikkette Euronics gesetzt, die Kooperation ist inzwischen ausgelaufen. Die Partnerschaft von Amazon und Hyundai ist auf Dauer angelegt und nicht auf einzelne Modelle beschränkt. Ob das Beispiel Schule macht, bleibt abzuwarten. Der klassische Autohandel, der bereits durch das Agenturmodell unter Druck geraten ist, dürfte jedenfalls nicht begeistert sein von der neuen Konkurrenz. Zum Trost: Bis die Kunden ihre Autos zur Inspektion zu Amazon bringen, dürfte es noch etwas dauern.

Hyundai gehört mit den Tochtermarken Kia und Genesis zu den größten Autokonzernen der Welt. Im dritten Quartal hat der Autobauer seinen Gewinn um 134 Prozent gesteigert, was vor allem auf die Beliebtheit teurerer Modelle sowie günstige Währungseffekte zurückzuführen war. Für die nähere Zukunft ist das Unternehmen optimistisch. Im dritten Quartal lag der Absatz bei mehr als einer Million Fahrzeugen.

Amazon ist die größte Online-Handelsplattform der Welt. Gegründet 1994 als Online-Buchhändler, hat sie sich zum Marktplatz für alle denkbaren Handelsgüter entwickelt. Inzwischen hat das Unternehmen mehr als 1,5 Millionen Mitarbeiter und erzielt einen Jahresumsatz von über 500 Milliarden US-Dollar. Autos fehlten allerdings bisher im Angebot.

Aus dem Datencenter:

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