Erst vor wenigen Tagen hatte Källenius seine bisherige Strategie einkassiert. Statt wie geplant 2030 nur noch elektrische Fahrzeuge zu verkaufen, wo es die Marktbedingungen zulassen, rechnet der Konzernchef nun nur noch mit einem Anteil von Plug-In-Hybriden und reinen BEV von "bis zu 50 Prozent" bis Ende des Jahrzehnts. Dies bedeutet, dass auch noch weit nach 2030 Verbrenner verkauft würden. Källenius nennt dies nun "taktische Felxibilität", während das strategische Ziel der Dekarboniserung nicht angetastet worden sei. Anschließend drehte Scholz am Steuer eines EQE SUV 500 4matic eine schnelle Runde auf der Einfahrbahn des Werks. Källenius und Lümali nahmen auf dem Rücksitz Platz. "Vom Kanzler gefahren zu werden, das ist eine Geschichte für die Enkel", so Källenius nach der Fahrt.
Mit etwa 30 Mitarbeitern des Autoherstellers diskutierte Scholz über die Herausforderungen der Transformation. Ein Beschäftigter wies darauf hin, dass das Unternehmen in der Fertigung auf ausländische Arbeitskräfte angewisen ist. "Warum ist es so schwer, die Leute, die zu uns kommen, möglichst schnell arbeiten zu lassen", lautet sein Appell an die Politik. Später beendet Scholz den Besuch mit einem Rundgang in der Factory 56, wo S-Klasse und EQS gefertigt werden. Ein kurzes Statement, in dem er die Zukunftsfähigkeit der Autoindustrie und deren Produkte lobt, mehr mag Scholz den Journalisten nicht mitteilen. Auf Fragen etwa zum Verbrennerverbot 2025 reagiert er nicht.
Lümali und Källenius sind am Ende dennoch sichtlich angetan vom Besuch. Genau zugehört habe Scholz und sich sehr viel Zeit genommen. Für Källenius ist das Ausstiegsdatum für einzelne Antriebsarten ohnehin nicht entscheidend. Die Investitionen in die Elektromobilität seien getätigt, die Richtung klar vorgegeben. Auch wenn der Hochlauf im Moment noch nicht so Fahrt aufgenommen hat wie ursprünglich geplant, bleibt auch Betriebsratschef Lümali mit Blick auf die Zukunft gelassen. Ab 2025 komme die zweite Welle der Elektrofahrzeuge, mit der es einen neuen Schub geben werde.
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