Innoviz steigt zum Tier-1-Zulieferer auf

Innoviz, das israelische Start-up-Unternehmen, das Lidar für die Siebener-Reihe von BMW mit einer Level-3-Option für freihändiges Fahren liefert, ist vom Tier-2-Zulieferer zum direkten Anbieter für Automobilhersteller aufgestiegen, da die Nachfrage nach seinem Hauptprodukt steigt, sagte Oren Buskila, der Mitbegründer und Chefentwickler des Unternehmens.

Das Lidar der ersten Generation von Innoviz ist Teil eines Pakets namens Personal Pilot in der Siebener-Reihe, einschließlich des vollelektrischen i7, ab dem nächsten Frühjahr. Die Technologie ermöglicht freihändiges Fahren bis zu einer Geschwindigkeit von 37 Meilen pro Stunde (knapp 60 km/h), sowohl bei Tageslicht als auch bei Dunkelheit. Das verschafft BMW einen Vorsprung vor seinem Konkurrenten Mercedes-Benz, der Level 3 nur bei Tageslicht erlaubt.

Die jüngste Gesetzgebung in Deutschland und den USA erlaubt es, dass Autos in begrenzten Situationen, wie zum Beispiel im Stau, die Stufe 3 des autonomen Fahrens einsetzen und den Fahrer für andere Dinge freistellen - aber der Fahrer muss bereit sein, bei Bedarf wieder die Kontrolle zu übernehmen.

Mercedes war im vergangenen Jahr das erste Unternehmen in Europa und den USA, das Level 3 in seinen S-Klasse- und EQS-Modellen anbot, die das Scala-Lidar-System von Valeo nutzen. Lidar, kurz für Light Detection and Ranging, ist für Systeme der Stufe 3 und höher von entscheidender Bedeutung. Der Sensor sendet Lichtimpulse aus, die an Objekten abprallen und zur Berechnung von Entfernungen verwendet werden.

Um die Kontrolle an das Auto zu übergeben, muss es sich selbst in seiner Umgebung viel genauer lokalisieren, was die Autohersteller dazu veranlasst, Lidar als Ergänzung zu Kameras, Radar und hochauflösenden Karten einzusetzen. Innoviz gewann den Auftrag von BMW im Jahr 2018 als Teil eines Pakets des Tier-1-Zulieferers Magna, der die Hardware für das Start-up baute und dessen Technologie integrierte. Magna hatte Innoviz 2017 auch mit einer Frühfinanzierung unterstützt.

"Am Anfang war das sinnvoll, weil wir die Führung eines viel erfahreneren Unternehmens brauchten", sagte Buskila gegenüber unserer Schwesterzeitung „Automotive News Europe“. "Wir waren Neulinge in der Branche und außerdem ein viel kleineres Unternehmen."

Die anschließende Expansion von Innoviz hat das Unternehmen ermutigt, sich direkt an die Automobilhersteller zu wenden, sagte er. "Als wir mit BMW, mit Magna und mit verschiedenen anderen Programmen Fortschritte machten, wurden wir als Unternehmen erwachsen. Es wurde für uns möglich, ein Tier 1 zu werden", sagte Buskila.

Das Ausschalten des Zwischenhändlers verschafft Innoviz Vorteile bei der Gewinnung neuer Kunden auf dem Weg zu einem profitablen Unternehmen, sagte er. Das Unternehmen verzeichnete in den neun Monaten bis Ende September einen Betriebsverlust von 101 Millionen Dollar, bei einem Umsatz von 5,9 Millionen Dollar.

"Dadurch können wir die gleichen Produkte zu einem niedrigeren Preis für den Kunden anbieten, aber mit einer höheren Rentabilität für uns als Tier 1", so Buskila. Anstatt Komponenten zu verkaufen, verkauft das Unternehmen jetzt komplette Systeme, die im eigenen Haus gebaut werden, sowie die Software, die die Hardware steuert.

Innoviz hat weitere Aufträge von BMW für seine Lidar-Einheit der zweiten Generation erhalten, die nach eigenen Angaben 70 Prozent billiger zu bauen ist. Außerdem hat das Unternehmen einen Vertrag mit der Volkswagen-Gruppe über die Lieferung mehrerer Modelle abgeschlossen, von denen das erste im Jahr 2025 in Produktion gehen soll.

Der Hype um das autonome Fahren ist in den vergangenen Monaten etwas abgeklungen. Assistenzsysteme gehören inzwischen zur normalen Ausstattung zumindest von höherpreisigen Fahrzeugen. Das komplett autonome Fahren ist jedoch nach wie vor eine Ausnahme. Die GM-Tochterfirma Cruise musste ihr Testprogramm in San Francisco vor ein paar Wochen nach Unfällen einstellen. Die Hände vom Lenkrad nehmen darf man bisher nur bei Mercedes und BMW.

Teslas „Autopilot“ erlaubt bisher nur Fahren nach Level 2, bei dem die Hände stets am Lenkrad bleiben müssen. Viele Kunden ignorieren die Vorgaben allerdings. Tesla ist der einzige der großen Hersteller, der auf Lidar verzichtet. Vorstandschef Elon Musk ist davon überzeugt, dass die Fahrzeuge sich allein mithilfe der Kameras zurechtfinden, wenn sie entsprechend programmiert sind. Buskila glaubt jedoch, dass Musk in Zukunft ebenfalls auf Lidar setzen wird. "Ich denke, dass es für ihn sehr schwer werden wird, wenn BMWs und einige Mercedes auf den Straßen Kaliforniens autonom fahren, während Tesla in den letzten sechs oder sieben Jahren damit zu kämpfen hatte, dies zu erreichen", sagte er.

Aus dem Datencenter:

Umfrage zum Fortschritt beim autonomen Fahren