Sie reden zwar fast nur noch von Elektroautos und wollen den Verbrenner lieber heute als morgen ausmustern. Doch weil auch die Opel-Kunden eine gewisse Skepsis gegenüber den Stromern haben und Stellantis trotzdem keine CO2-Strafen an Brüssel zahlen will, machen die Hessen jetzt noch einen dritten Pfad in eine saubere Zukunft auf und lancieren neben den reinen Batterie-Modellen und den Plug-in-Hybriden ihre ersten 48-Volt-Fahrzeuge. Zunächst im Corsa und im Grandland, aber möglichst schnell auch in möglichst vielen anderen Modellen, leisten sie zumindest einen kleinen Beitrag zur CO2-Vermeidung, der sich aber allein durch die großen Stückzahlen am Ende trotzdem rentieren dürfte. Und ganz nebenbei führen sie die Skeptiker unter den Kunden so in ganz, ganz kleinen Schritten ans elektrische Fahren heran.
Denn Opel mag spät dran sein mit seinem 48-Volt-System, das es bei den meisten Konkurrenten schon seit vielen Jahren gibt. Aber dafür haben die Hessen bei allen Komponenten ein bisschen tiefer in die Trickkiste gegriffen: Die in der neuen Sechsgang-Doppelkupplung integrierte E-Maschine ist mit 21 kW/28 PS deshalb ein bisschen stärker als üblich und der Akku mit 0,89 kWh ein bisschen größer. Deshalb kann der Corsa eben nicht nur bei Autobahntempo ohne Motor segeln und hat eine besonders sanfte Start-Stopp-Automatik. Sondern er kann auch spürbar stärker rekuperieren und erinnert fast an ein konventionelles Elektroauto, wenn man den Gasfuß lupft. Vor allem aber beherrscht der hessische Hybrid als eins der ganz wenigen 48-Volt-Systeme tatsächlich das elektrische Fahren. Zwar nur ein paar hundert Meter und nur bei besserer Schrittgeschwindigkeit, aber fürs Rangieren reicht es und im dichten Stadtverkehr kommt die E-Maschine in den Tests der Opel-Entwickler auf einen Arbeitsanteil von bis zu 55 Prozent. Das zahlt sich aus: Rund einen Liter weniger verbraucht der 1,2 Liter große Dreizylinder damit im Normzyklus und hat einen entsprechend geringeren CO2-Ausstoß.
So will Opel Skeptiker ans E-Auto heranführen
Elektro für Einsteiger: Mit neuer Hybrid-Technik dreht Opel den Verbrennern bei Corsa und Grandland weiter den Benzinhahn zu.
Wenn der Motor noch in diesem Frühjahr zu Priesen ab 26.100 Euro seinen Einstand im Corsa gibt, bietet Opel ihn in zwei Leistungsstufen mit 100 oder 136 PS an. Damit sind Geschwindigkeiten bis 210 km/h möglich und der Normverbrauch liegt im besten Fall bei 4,5 Litern. Im Grandland beschränkt sich Opel auf die stärkere Version, verlangt dafür mindestens 36.120 Euro und stellt 210 km/h und 5,5 Liter in Aussicht.
Zwar machen die Hybriden bei der ersten Testfahrt ihre Sache ausgesprochen gut und bieten im Gegensatz zu den meisten anderen 48-Volt-Systemen beim Rekuperieren und beim elektrischen Rangieren zumindest ein kleines Elektro-Erlebnis. Doch wird dafür kein Kunde ernsthaft einen Mehrpreis von mindestens 1700 Euro zahlen, und man muss schon sehr spitz rechnen, damit sich die Kosten durch ein paar Euro weniger Kfz-Steuer und den bestenfalls einen Liter weniger Sprint auf 100 Kilometern irgendwann rechnen. Aber lange werden die Kunden die Wahl ohnehin nicht mehr haben, deuten sie bei Opel an: Um den CO2-Fußabdruck möglichst schnell möglichst klein zu bekommen und teure Strafzahlungen zu vermeiden, wollen sie die 48-Volt-Technik nicht nur möglichst schnell ausrollen und als Nächstes zum Beispiel im Astra bringen. Sondern im Gegenzug dürften die althergebrachten Verbrenner über kurz oder lang schlicht aus dem Programm genommen werden.
Aus dem Datencenter: