"Ausbildungsplatznachfrage sinkt auf neuen Tiefstand" überschreibt das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) seine Bilanz zum Ausbildungsmarkt 2019. Die Zahl der Jugendlichen, die einen Ausbildungsplatz suchten, habe 2019 erstmals die Grenze von 600.000 unterschritten. Sie sank infolge der niedrigeren Schulabgängerzahlen um 1,8 Prozent auf rund 599.000.
Parallel sank auch die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge um 1,2 Prozent auf 525.100. Ein deutlich stärkeres Minus verzeichneten die Autoberufe, bei denen die Zahl der neuen Azubis um 2,7 Prozent auf 32.004 zurückging.
Überrascht davon zeigt man sich beim Zentralverand Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) allerdings nicht. Denn im Vorjahr war die Zahl der neuen Azubis weit überproportional um 5,4 Prozent angestiegen, während das Plus im Mittel aller Berufe nur bei 1,6 Prozent gelegen hatte. Eigentlich, so erläutert Birgit Behrens, habe man schon 2018 einen Knick im Aufwärtstrend erwartet. Dass die weiter gesunkenen Schulabgängerzahlen nun auch auf die Automobilberufe durchschlagen, sei eher die Rückkehr zur Normalität, sagt die für Bildung zuständige Geschäftsführerin des Zentralverbands ZDK der Automobilwoche. Eine Besserung erwartet sie auch in den kommenden Jahren nicht. Dabei zeigt die Entwicklung bei den neuen Ausbildungsverträgen allerdings deutliche regionale Unterschiede (siehe Karte unten).
Bestimmt wird diese Entwicklung durch die Zahlen der Kraftfahrzeugmechatroniker-Ausbildung. Auf diesen Beruf entfallen gut zwei Drittel der Azubis in den Autoberufen. Die Zahl der neuen Ausbildungsverträge sank hier 2019 um 2,6 Prozent auf 22.803. Ein Minus von 2,5 Prozent auf 5316 neue Verträge weist die Statistik für die Automobilkaufleute aus. Den stärksten Rückgang gab es bei den Karosserie- und Fahrzeugbaumechanikern um 6,3 Prozent auf 1506. Bei den Fahrzeuglackierern kamen 2298 neue Azubis in die Werkstätten (minus 1,5 Prozent).
Über alle Berufe und Branchen hinweg liegt der Kraftfahrzeugmechatroniker unangefochten auf Rang zwei der am häufigsten gewählten Ausbildungsberufe. Auf Platz eins liegen die Kaufleute für Büromanagement.
Die Zahlen der Schulabgänger von allgemeinbildenden Schulen waren von 2016 bis 2018 laut Statistischem Bundesamt um 43.400 gefallen. Für 2019 schätzte das BIBB einen weiteren Rückgang um 7000. Bis 2018 konnten laut BIBB diese Rückgänge noch durch eine wachsende Ausbildungsnachfrage junger Geflüchteter kompensiert werden. 2019 allerdings stieg die Zahl der Geflüchteten, die sich bei der BA als Ausbildungsstellenbewerber registrieren ließen. Mit 38.100 verharrte sie in etwa auf dem Vorjahreswert.
Auffällig bei den BIBB-Zahlen ist, dass unter jenen 73.700 Jugendlichen (12,3 Prozent) die vergeblich nach einem Ausbildungsplatz suchten, fast zwei Drittel über einen mittleren Schulabschluss oder sogar die Studienberechtigung verfügten. Als Ursache dafür, dass diese keine Stelle fanden, vermutet das BIBB: Voneinander abweichende Vorstellungen der Betriebe und Jugendlichen, in welchen Berufen oder Regionen die Ausbildung stattindet oder über welche Merkmale der jeweilige Ausbildungsvertragspartner verfügen soll.
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Aus dem Datencenter:
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