Stuttgart. Die Vernetzung von Autos und Maschinen bis zu Fabriken, Häusern und Städten ist in vollem Gang - damit ändern sich die Spielregeln für alle Unternehmen grundlegend. Betroffen sind nicht nur Produkte, sondern die Organisation einer Firma als Ganzes. Dies stellt auch die IT vor neue Herausforderungen, nicht zuletzt bei der Sicherheit. Um in der neuen Welt erfolgreich sein zu können, müssen Zulieferer künftig weit mehr mit anderen Partnern zusammenarbeiten. So lautet das Fazit des zweiten Automotive Suppliers Day des IT-Dienstleisters T-Systems mit rund 100 Teilnehmern von 40 Firmen. "Die Innovationen der Zulieferer werden künftig noch stärker die Voraussetzung für das Wachstum der Autobranche bilden. Das wird aber nur funktionieren, wenn wir uns vernetzen", so Heinz Egeler, der bei T-Systems für das globale Zulieferergeschäft verantwortlich ist.
In der Autobranche ist zunächst das Fahrzeug im Mittelpunkt der Vernetzung: Vor allem jüngere Kunden erwarten ähnliche Funktionen im Auto wie sie es vom Smartphone gewohnt sind. Hersteller und Zulieferer müssen bei Navigations- und Infotainmentsystemen künftig mit den schnellen Innovationszyklen der Consumerbranche mithalten können. Durch die Verbindung zum Internet entstehen gleichzeitig neue Geschäftsmodelle - etwa die Ferndiagnose und das Werkstattrouting, aber auch viel weitreichendere Angebote wie die Parkplatzsuche oder die kilometerbasierte Abrechnung für die Fahrzeugnutzung. Auch in der Fertigung selbst geht der Trend zur Vernetzung der Maschinen, um die Transparenz und Flexibilität zu erhöhen. Mit der Globalisierung und dem Ausbau von Forschungs- und Entwicklungskapazitäten sowie der Fertigung nimmt der weltweite Datenaustausch zu.
"Wir können davon ausgehen, dass über kurz oder lang alles, was sinnvoll vernetzt werden kann, auch tatsächlich vernetzt wird", sagt Rainer Kallenbach, der bei Bosch die Tochter Bosch Software Innovations verantwortet - die Geschäftseinheit, die mit ihren Softwarelösungen die Vernetzung der Bosch-Produkte über alle Sparten hinweg ermöglichen soll. Das Internet der Dinge ändert dem Manager zufolge die Rolle eines Hardwarelieferanten: Zu der typischen Funktion eines Dings kommt durch die IT eine sekundäre Funktion hinzu - und das sei typischerweise eine Dienstleistung. Beispiel: Die Vernetzung des Fahrzeugs ermöglicht die Ferndiagnose und automatische rechtzeitige Bestellung eines Ersatzteils. Für Zulieferer, die bislang im Business-to-Business-Geschäft sind, bedeutet dies laut Kallenbach, dass sie durch smarte Produkte einen direkten Link zum Endverbraucher bekommen. Um das neue Potenzial wirklich ausschöpfen zu können, ist seiner Ansicht nach aber eine Zusammenarbeit vieler Partner notwendig: "Keiner kann im Internet der Dinge alles machen. Es ist notwendig, ein Ecosystem zu bilden, um dem Kunden die vollen Möglichkeiten zu bieten."
Auch in der Fertigung sieht Kallenbach durch die Vernetzung der Maschinen in Echtzeit neue Chancen - vor allem in der vorausschauenden Wartung. "Das alles darf aber nicht auf Einzellösungen, sondern muss auf einer Standardsoftware basieren", betont der promovierte Kybernetiker. Bosch Software Innovations verwendet intern ein eigenes Softwarepaket namens IoT (Internet of Things) Suite 1.5, die als Softwareplattform auch externen Kunden angeboten wird. Zu den Nutzern gehören unter anderem T-Systems, Magna Steyr und die VW-Bank.