Johannes Neft hat ein Problem: Zwar soll der Skoda-Entwicklungschef die tschechische VW-Tochter so schnell wie möglich zur E-Marke machen, hat deshalb gerade noch einmal die Taktung für die neuen Stromer erhöht und bis 2026 vier weitere Akku-Autos vom Kleinwagen bis zum Siebensitzer angekündigt. Doch irgendwie muss er die Transformation auch bezahlen und die Zeit bis zum vollständigen Wandel überbrücken. Dabei setzt er nicht zuletzt auf den Kodiaq. Als SUV von 4,76 Metern für viele schon verwerflich groß und politisch nicht mehr korrekt, erst recht nicht als Diesel, ist er für Skoda alles andere als ein Problembär, sondern vielmehr ein Bestseller. Denn seit der Premiere 2016 hat der nach den Eisbären der Inuit benannte Geländegänger nicht nur eine ganze Familie an mehr oder minder rustikalen Geländewagen begründet, sondern auch 800.000 Kunden erobert. Und denen hat Neft vor dem Generationswechsel gründlich zugehört.
Deshalb ist die zweite Generation des Kodiaq mit einem sensibleren Adaptiv-Fahrwerk samt getrennt regelbarer Zug- und Druckstufe nochmal etwas komfortabler und souveräner geworden, dank besserer Dämmung und optimierten cw-Werts sehr viel leiser und natürlich noch ein bisschen geräumiger. Es bleibt bei bis zu sieben Sitzen in drei Reihen – aber dank sechs Zentimetern mehr Länge und neuen Sesseln haben die Passagiere nun auf allen Plätzen ein bisschen mehr Platz und der Kofferraum wächst um 80 Liter.
Mit diesem Auto will Skoda die Zeit bis zur E-Mobilität überbrücken
Die neue Generation des Kodiaq soll Skoda genug Geld für den Umstieg auf die Elektromobilität in die Kassen spülen. Die Chancen dafür stehen gut. Auch einen bei VW oft kritisierten Punkt hat Skoda beachtet.
Dazu gibt es auch aus der Rubrik Simply Clever ein paar Neuigkeiten: Weil es künftig nur noch Automatik-Varianten gibt und der Schalthebel hinters Lenkrad rückt, wird die Mittelkonsole größer, bietet mehr Platz für variable Cupholder und gleich zwei Ladeschalen fürs Handy. Und es gibt flexiblere Ablagesysteme im Kofferraum sowie von allen Plätzen gut erreichbar die üblichen Halter für Tablets und Smartphones.
„Nachholbedarf hatten wir aber vor allem bei der Bedienung und bei der Digitalisierung", räumt Neft ein und hat dabei nicht nur aus den eigenen Nachlässigkeiten gelernt, sondern auch aus den Fehlern der Mutter in Wolfsburg. Stichwort: Slidergate. Deshalb schauen unter der dicken Tarnung der Prototypen noch erstaunlich viele Tasten hervor und auch am Lenkrad bleiben den Fingerkuppen die leidigen Sensorfelder von Golf & Co erspart. Weil aber auch Skoda einen Weg finden musste, immer mehr Funktionen auf immer weniger Schalter zu legen und dabei flexibel zu bleiben für Neuerungen, haben sich die Tschechen die „Smart Dials“ ausgedacht, die das untere Ende der Mittelkonsole bilden. Das sind drei klassische Drehregler, in deren Mitte allerdings ein kleiner Bildschirm sitzt wie etwa beim Range Rover oder im Lenkrad der AMG-Modelle. Durch sanften Druck lassen sich mit jedem Regler mehrere Funktionen steuern. Links und rechts sind das Temperatur, Lüftung oder Sitzheizung. Aber das mittlere Smart Dial kann jeder individuell mit vier Funktionen belegen und hat so direkten Zugriff auf Lautstärke, das Zoom der Navigation oder die Fahrprofile. „So vereinen wir analoge und digitale Welt, sind offen für die Zukunft und geben den Kunden trotzdem keine Rätsel auf“, sagt Neft.
Zwar macht der Kodiaq noch nicht mit bei der elektrischen Revolution. Doch so ganz verschließt sich der Bestseller der neuen Welt natürlich nicht. „Nachhaltigkeit war eines unserer Leitmotive“, sagt Neft und lenkt den Blick erst einmal unter die Haube: Die ersten Verbrenner werden mit einem Startergenerator milde hybridisiert und zum ersten Mal bauen die Tschechen auch einen Plug-In-Hybrid an: Die Kombination aus 1,5 Liter-Benziner und E-Maschine reicht für 204 PS und weil sie es ernst meinen mit dem elektrischen Fahren in Mlada Bolselav, bauen sie nicht nur einen Akku von soliden 26 kWh für rund 100 Kilometer Reichweite ein. Sondern sie machen den Kunden auch das Laden leicht: An der Wallbox fließt der Strom deshalb mit 11 kW und im Gegensatz zu vielen anderen Teilzeitstromern kann man den Kodiaq mit immerhin 50 kW auch am Gleichstrom laden. Wer sich das Kabel klemmen will, der fährt den Kodiaq mit einem 1,5-Liter-TSI mit 150 PS und Front- oder mit einem 2,0-Liter-TSI mit 204 PS und Allrad oder als 2,0-Liter-TDI mit 150 und 193 PS und ebenfalls Allrad für die stärkere Version und spart dabei gegenüber dem Vorgänger im besten Fall rund zehn Prozent Sprit
Der Gedanke der Nachhaltigkeit sorgt aber nicht nur für sparsamere Motoren und natürlich für neue Materialien im Innenraum – sondern auch für ein paar neue Details aus der Rubrik Simply Clever. Sowohl der Regenschirm in der Tür als auch der mittlerweile legendäre Eiskratzer im Tankdeckel werden künftig aus recyceltem Kunststoff gemacht.
Aus dem Datencenter: