Wer ist … Wei Jianjun?

Ob Wei Jianjun zum Lachen in den Keller geht, ist nicht klar. Sicher ist aber: Wenn der Chef des chinesischen Autokonzerns Great Wall Motor vor Foto- und Fernsehkameras tritt, neigt er nicht gerade zum Herumalbern. Ernst ist sein Gesichtsausdruck – entschlossen, konzentriert – und wenn er überhaupt einmal davon abweicht, dann lässt er vielleicht ein mildes Schmunzeln zu.

Dabei hat Wei durchaus Grund zur Freude. GWM ist Chinas größter Hersteller von SUVs und Pickup-Trucks. Die Expansion nach Europa mit den Pkw-Marken Ora und Wey ist in vollem Gange, sogar eine lokale Produktion in Deutschland wird aktuell geprüft. Forbes schätzt Weis Nettovermögen auf über elf Milliarden US-Dollar.

Anders als viele Wettbewerber auf dem chinesischen Automarkt ist GWM kein Start-up. Das Unternehmen ist 1984 gegründet worden, bis heute ist es unabhängig vom Staat. Im Jahr 2022 setzte der Konzern im siebten Jahr in Folge weltweit mehr als eine Million Fahrzeuge ab. Mehr als 170.000 dieser Fahrzeuge wurden in Märkten außerhalb Chinas verkauft, 21 Prozent mehr als im vorangegangenen Jahr – ein Beleg für die internationalen Ambitionen.

Dass es einmal so laufen würde, war nicht abzusehen, als Wei bei GWM einstieg. 1990 war das, Wei war damals gerade einmal 26 Jahre alt, und das Unternehmen war verschuldet. Vor seiner Übernahme hatte Wei Berichten zufolge nie in der Autoindustrie gearbeitet. Doch er bewies das richtige Gespür, als er früh auf SUVs setzte, die Anfang der 2000er Jahre – vor dem aktuellen Boom – noch als klobig und nicht besonders schick galten. So gelang es ihm, GWM umzukrempeln.

Dabei gilt Weis strikter Führungsstil selbst in China als extrem. Medienberichten zufolge herrscht in den GWM-Fabriken ein militärischer Umgangston. Unter anderem Bill Russo, Automobilfachmann und früherer Daimler-Chrysler-Manager mit jahrelanger Erfahrung in China, will persönlich beobachtet haben, wie Werksmitarbeiter in Reih und Glied zum Fließband, in die Mittagspause und in den Feierabend marschierten.

Neue Belegschaftsmitglieder mussten laut einem Bericht der "Financial Times" aus dem Jahr 2017 sogar einen zweiwöchigen Drill mit Ausbildern von Chinas Volksbefreiungsarmee durchlaufen, bevor sie ihre erste Schicht antraten; laut "Bloomberg" war es ein ganzer Monat. Wei sagte dazu der "South China Morning Post" Anfang der 2000er Jahre, er stelle die höchsten Ansprüche an seine Mitarbeiter, immerhin erhielten sie vom Unternehmen ein "intensives Training". Der Angriff auf Europas etablierte Autohersteller ist für ihn kein Spaß. Er meint es bitterernst.

Aus dem Datencenter:

Top 10 der Elektroautoverkäufe in China - 2021 und 2022