Frauen in der Autobranche: "Machen und mutig sein"

Was für ein Tag: Zum zweiten Mal sind beim Women's Leadership Day der Automobilwoche rund 200 Frauen aus unterschiedlichen Führungspositionen zusammen gekommen, um sich zu vernetzen, auszutauschen und von einander zu lernen. 

Highlight des Tages war ganz klar die Verleihung des Preises "Managerin des Jahres" an Hildegard Wortmann, Vorständin bei Audi und Zuständig für die Bereiche Vertrieb und Marketing. Seit fünf Jahren ist sie Teil des Audi-Vorstands und prägt seitdem nicht nur mit ihren Management-Entscheidungen sondern auch mit ihrem differenzierten Blick auf Diversität die Kultur bei Audi.

Was sie den Frauen im Saal mitgeben will, wurde sie gefragt. "Einfach machen und Mutig sein", war ihre Antwort. Mut ist es – natürlich neben dem Können –, den es braucht, um ganz nach oben zu kommen, um sich durchzusetzen und für sich einzustehen. Und: „Was ich an der kommenden Generation bewundere, ist diese Unerschrockenheit", sagt Wortmann.

Den Mut, für sich einzustehen, sich zu trauen, auch wenn es Gegenwind gibt, den forderte auch Maren Gräf ein. Die Vorständin für Personal bei Skoda hielt ein Plädoyer auf der Bühne für Zusammenhalt und Teamgeist. Außerdem berichtete sie aus ihrem Alltag in den Führungsetagen des VW-Konzerns, von den Vorurteilen, vor allem bei Äußerlichkeiten, mit denen sie es als Frau immer wieder zu tun hatte und sagte: "Mir sind in meiner Karriere Männer auf dem Flur begegnet, bei denen ich dachte, der Anzug müsste auch mal in die Reinigung. Das tat deren Karriere aber keinen Abbruch.“

Mit Barbara Frenkel, Vorständin für Beschaffung bei Porsche, war ein weiteres Role Model auf der Bühne des Women's Leadership Day. "Was mich begeistert, sind Menschen, die über sich selbst hinauswachsen und Wege und Möglichkeiten finden, ihre Träume zu leben", sagte sie.

Franziska Cusumano, Head of Special Trucks bei Mercedes-Benz Trucks, hat in ihrer Keynote gezeigt, wie viel Mut es braucht, um ihre Einheit innerhalb eines Jahres komplett zu transformieren. "Es ist eine sehr traditionelle Business-Unit. Frau, jung und aus der Zentrale – für viele Kollegen in meinem Bereich hätte es nicht schlimmer kommen können", erzählt sie über ihre erste Phase bei den Special Trucks.

Sie hat sich aber nicht abbringen lassen, ist fokussiert und mutig geblieben und hat den Spirit freigesetzt, den es braucht, um das Unmögliche möglich zu machen. "Ich habe gewusst, es wird alles andere als einfach und ich bekomme Gegenwind. Also habe ich eine "Underground Army" zusammengestellt", berichtet sie auf der Bühne. Diese "Underground Army" geht für sie in der Transformation durch dick und dünn und gemeinsam schaffen sie es, verkrustete Strukturen aufzubrechen, frischen Teamgeist zu etablieren und an Visionen zu glauben.

Auch in der Panel-Diskussion ging es um Erfahrungen und Visionen rund um Leadership. So berichtete etwa Petra Peterhänsel, Leiterin des BMW-Werks Leipzig, von einer unschönen Erfahrung mit einem Chef vor ihrer Zeit bei BMW: „Ich habe mal fast gekündigt als mein Chef zu mir gesagt hat, ich muss meine Mitarbeiter mehr treten.“

Sie habe danach nicht sofort gekündigt, sondern sei noch über ein Jahr geblieben. "Ich wollte es ihm zeigen, dass ich es anders mache und das der bessere Weg ist", so Peterhänsel. Ihren Führungsstil beschreibt sie so: „Eine gute Führungskraft macht es aus, Freiräume zu geben und das mache ich so gut es geht. Ich habe Vertrauen in meine Leute."

Olga Nevska, Chefin der Telekom-Tochter Mobility Solutions, machte allen auf ihrem Weg Mut, nicht unbedingt sofort die großen Dinge bewegen zu müssen: "Auch kleine Brötchen backen, kann erstmal richtig sein."

Yanni von Roy-Jiang, Mitglied des Webasto-Vorstands als COO, gab den Frauen im Plenum mit auf den Weg: "Wir Frauen sollten untereinander keine Feindinnen sein, wir müssen das gemeinsam angehen.“

Im Talk wurde Linda Kurz, Marketing-Chefin von Audi-Deutschland, gefragt, wie sich Diversität auf das Geschäft auswirkt: "Diversität beflügelt das Geschäft, diverse Teams sind erfolgreicher", sagt sie und deshalb sei „Diversität für das gesamte Geschäft bei Audi wichtig“.

Solche Beispiele sind es, die den Women's Leadership Day auch in diesem Jahr  zu einer einzigartigen Branchenveranstaltung gemacht haben. Somit hat sich die Veranstaltung schon im zweiten Jahr ihres Bestehens als wichtigstes Forum für weibliche Führungskräfte in der Autoindustrie etabliert.