Daimler-Vorstand Renschler verlässt Unternehmen

Matthias Krust

Mercedes-Produktions- und Einkaufschef Andreas Renschler legt seine Ämter nach nur knapp einem Jahr nieder und scheidet überraschend aus. Sein Stuhl im Daimler-Vorstand bleibt vorerst unbesetzt.

Dienstag, 4. Februar 2014, 10.35 Uhr

Andreas Renschler

Andreas Renschler galt bei Daimler als Brückenbauer zum Betriebsrat. «Sei es per SMS oder Telefon - ich bin immer erreichbar», sagte der 55-Jährige erst kürzlich mit Blick auf die Arbeitnehmervertreter. «Es ist wichtig, dass gegenseitiges Vertrauen da ist. Dass ich nicht nur den Betriebsrat anrufe, wenn ich etwas will.» Wo manch anderer Manager mitunter Porzellan zerschlug, trat Renschler als Vermittler auf.

Beobachter bescheinigten dem gebürtigen Stuttgarter eine bodenständige Art und bezeichneten ihn zugleich als hervorragenden Strategen. Tatsächlich kann der Familienvater auf diverse Erfolge bei dem Dax-Konzern zurückblicken: Während seiner Zeit bei Daimler baute er nicht nur das erste Auslandswerk von Mercedes-Benz in den USA auf, er brachte auch die zunächst krisengeschüttelte Kleinstwagenmarke Smart auf Kurs.

Bei Daimler war der schwäbische Bauernsohn vor seinem überraschenden Abgang ein echtes Urgestein: Bereits 1988 nach seinem BWL-Studium in Tübingen startete er seine Karriere bei dem Autobauer - damals noch im Bereich Organisation und EDV im Werk Sindelfingen. Von dort arbeitete er sich konsequent weiter nach oben.

Vor seinem Posten als Produktionsvorstand war Renschler viele Jahre Chef der Nutzfahrzeugsparte - eine Tätigkeit, die ihm besonders am Herzen lag. Neben anderen Projekten zog er dort etwa eine lokale Lkw-Produktion für den Zukunftsmarkt Indien auf. Der kurzfristige Abzug von dem Posten vor knapp einem Jahr war daher dem Vernehmen nach nicht ganz im Sinne des Managers. (dpa/gem)

Stuttgart. Daimler-Vorstand Andreas Renschler scheidet auf eigenen Wunsch aus dem Unternehmen aus. "Ich bedauere sehr, dass er aus persönlichen Gründen das Unternehmen verlässt", so Daimler-Chef Dieter Zetsche in einer Pressemitteilung vom Dienstagabend. Der 55-jährige Manager war als damaliger Lkw-Chef erst vor knapp einem Jahr auf die Position des Mercedes-Einkaufs- und Produktionschefs gerückt, dieWolfgang Bernhard innehatte. Auf Druck der Arbeitnehmervertreter tauschten die beiden Daimler-Vorstände im April 2013 ihre Ressorts. Für Renschler und Bernhard war der Wechsel damals völlig überraschend gekommen. Wie zuvor Bernhard verantwortete Renschler im Vorstand außerdem die Transporter-Sparte. Er habe darum gebeten, seine Bestellung in gegenseitigem Einvernehmen vorzeitig aufzuheben, hieß es in einer Ad-hoc-Mitteilung des Stuttgarter Autoherstellers. Der Aufsichtsrat habe dieser Bitte einstimmig entsprochen. Der Vertrag mit Renschler war im Dezember 2012 verlängert worden und sollte bis Ende September 2018 laufen.

Über eine Neu-Besetzung des Vorstandsressorts hat das Aufsichtsgremium noch nicht entschieden. Zunächst übernimmt Daimler- und Mercedes-Chef Zetsche die Verantwortung von Renschler. In der Sparte Mercedes-Benz Cars wirdMarkus Schäfer die Bereiche Einkauf und Produktion leiten. Der 48-Jährige war zuletzt für die Produktionsplanung des Pkw-Geschäfts verantwortlich gewesen. Zuvor hatte Schäfer das Werk in Tuscaloosa geleitet, das SUV und künftig auch die C-Klasse-Limousine fertigt. Die Leitung der Transporter-Sparte übernimmt im Vorstand Wolfgang Porth zusätzlich zu seinen Aufgaben als Personalvorstand und Arbeitsdirektor. Porth hat das Van-Geschäft von 2006 bis 2009 geleitet.

Im Unternehmen hatte Renschler zuletzt einen guten Ruf genossen und auch den Schulterschluss mit dem Betriebsrat gesucht. Zahlreiche Termine wie der Produktionsstart der neuen C-Klasse in Bremen waren in den kommenden Wochen und Monaten bereits mit Renschler geplant. (gem)