Pikant an dem Vorgehen: Damit die Händlervertreter den ersten Vertragsentwurf im September 2021 überhaupt zu sehen bekamen, mussten sie eine umfassende Schweigeerklärung unterschreiben. "Der Verband durfte seine Mitglieder nicht über die Verträge informieren, bis Kia seinerseits die Kündigung der Verträge bekannt gegeben hat", sagt Vogels. Der Verband durfte seine Mitglieder nicht einmal über das Stattfinden der Gespräche in Kenntnis setzen. In Erwartung konstruktiver Verhandlungen und aus Mangel an Alternativen unterschrieben die Händlervertreter die Schweigeerklärung. Echte Verhandlungen fanden aber nicht statt – die Händlervertreter saßen in der "Falle" und waren gezwungen stillzuhalten.
Das führte dazu, dass Kia-Geschäftsführer Thomas Djuren am 22. April unwidersprochen und dem Vernehmen nach ohne den Verband vorher zu informieren von einer Übereinkunft mit den Händlervertretern sprechen konnte. Als sich der von den geschaffenen Tatsachen überrumpelte Kia-Händlerverband dann am 27. April endlich auf eine Position geeinigt und eine Pressemitteilung versandt hatte, trafen am selben Tag die unterschriftsreifen Verträge bereits bei den Händlern ein. Die erfuhren vielfach erst aus der Presse, dass der Händlerverband keineswegs mit den vorgelegten Verträgen einverstanden war. Dort herrschte bis dahin bei vielen die Annahme, dass es stille, reibungslose Verhandlungen gegeben habe und daher wenig gegen eine Unterschrift spreche.
Wie es nun weitergeht wird spannend: Mitte Mai veranstaltet Kia mehrere Roundtables zu den neuen Händlerverträgen. Im Anschluss hält der Verband eine Info-Veranstaltung für seine Mitglieder ab. Dabei wird Verbandsanwalt Tim Vogels seine Bewertung der Verträge vorstellen und eine Empfehlung abgeben, ob die Händler unterschreiben sollten. Wollen die Händler noch Änderungen erreichen, müssten sie die Verträge auf breiter Front ablehnen, um Kia so an den Verhandlungstisch zu zwingen.