WoPo stärkt Diess den Rücken

Das Lob war gut versteckt in einem Nebensatz. Doch Herbert Diess dürfte es gern gehört haben. Auf der Hauptversammlung der VW-Muttergesellschaft Porsche SE ließ Wolfgang Porsche, der die Versammlung als Aufsichtsratschef leitete, plötzlich den Namen des VW-Chefs fallen. Und machte damit deutlich, dass der VW-Chef weiter die Rückdeckung des Familienoberhaupts hat.

Dabei ging es in der Aktionärsfrage, die Porsche beantwortetet, gar nicht um VW oder Diess. Sondern um den geplanten Teil-Börsengang der Porsche AG, bei dem die gleichnamige Holding dort dann direkt einsteigen will. "Der Aufsichtsrat unterstützt diesen geplanten Börsengang", sagte Porsche. Man sei überzeugt, dass dieser Schritt Volkswagen stärken werde und dabei und helfe, den eingeschlagen Weg der Transformation zu beschleunigen und "dass Volkswagen den Wandel aus einer Position der Stärke gestalten kann". Und fügte dann ungefragt den Halbsatz in Richtung des VW-Chef hinzu: "Unter Leitung von Herbert Diess."

Den öffentlichen Hinweis, dass der Aufsichtsratschef der eigenen Muttergesellschaft die Zukunft von Volkswagen unter Diess sieht, dürfte man in Wolfsburg aufmerksam vernommen haben. Schließlich war es bereits im vergangenen Jahr beim Machtkampf zwischen Diess und dem Betriebsrat vor allem  Wolfgang Porsche zu verdanken, dass Diess seinen Posten behielt. Schließlich kontrolliert die Porsche SE gut 53 Prozent der VW-Stimmrechte und stellt mit Hans Dieter Pötsch dort auch den Aufsichtsratschef.

Ihre Beteiligung hat die Porsche SE jüngst sogar noch einmal leicht ausgebaut. Für 400 Millionen Euro wurden an der Börse VW-Aktien nachgekauft. Am Stimmrecht änderte sich dadurch aber nichts. Denn gekauft wurden nur stimmrechtslose Vorzugsaktien.  "Dieser Zukauf von Vorzugsaktien unterstreicht das starke Bekenntnis der Porsche SE zum Volkswagen Konzern", sagte Pötsch in seiner Funktion als Porsche-SE-Chef. Eine weitere Aufstockung sei im Moment nicht beabsichtig, aber auch nicht auszuschließen. "Derzeit ist kein weiterer Zukauf von VW-Aktien geplant. Allerdingt haben wir dies zu keinem Zeitpunkt ausgeschlossen und werden sie auch zu keinem Zeitpunkt tun."

Mit Blick auf den möglichen Börsengang der Porsche AG zeigte sich Pötsch zuversichtlich, dass davon sowohl Volkswagen als auch die Porsche AG und ebenso die Porsche SE profitieren wird. VW bekomme frisches Geld für die anstehenden Investitionen bei der Transformation, die Porsche AG mehr unternehmerische Freiheit und die Porsche SE erhalte endlich eine zweite Kernbeteiligung. Bisher ist VW die einzige nennenswerte Beteiligung der Holding.

Volkswagen und die Porsche SE hatten sich im Februar auf ein Eckpunktepapier zu einem möglichen Börsengang der Porsche AG geeinigt. Vorgesehen ist, dass VW ein Viertel der Tochter abgibt, zur Hälfte in Form von stimmrechtslosen Vorzugsaktien, die an die Börse gebracht werden sollen, zur anderen Hälfte in Form von Stammaktien mit Stimmrecht, die komplett durch die Porsche SE übernommen werden sollen. "Damit", so Finanzvorstand Johannes Lattwein, "würde die Porsche SE eine Sperrminorität bei der Porsche AG erreichen."

Endgültig entscheiden sei aber noch nichts, fügte Pötsch hinzu. "Die tatsächliche Umsetzbarkeit des Börsengangs hängt von einer Vielzahl verschiedener Einflussfaktoren wie etwa den allgemeinen Marktgegebenheiten ab." Und auch davon, wie es in Krieg in der Ukraine weitergehe. Wenn alles nach Plan laufe, könnte der Börsengang aber zum Jahresende erfolgen. "Nach aktuellem Stand wird ein Zeitfenster im vierten Quartal avisiert."

Aus dem Datencenter:

Struktur von Porsche nach dem geplanten Börsengang 2022

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