Mate Rimac baut mit dem Nevera nicht nur eines der schnellsten Autos der Welt - er legt auch als Geschäftsmann, Batterie-Vorreiter und Software-Guru ein unglaubliches Tempo vor. Die Wolfsburger Mentalität des nicht Entscheiden oder zu spät Entscheiden, um die Entscheidung in letzter Minute dann doch wieder zu revidieren, stößt bei der Führung aus Sveta Nedelja auf Ungeduld und Unverständnis. Das Team um den Selfmade-Entrepreneur hat vielmehr dem Micromanagement abgeschworen und ist prozess- und entwicklungstechnisch auf die Überholspur gewechselt. Dort stehen die Kunden inzwischen Schlange und belohnen das Start-up für Mut und Schnelligkeit. Nach Porsche, Aston Martin, Koenigsegg, Jaguar und Seat haben sich auch Pininfarina und Ferrari für Komponenten und Systeme des 1500-Mann-Betriebs entschieden.
Die Rimac-Gruppe hält die 55 Prozent-Mehrheit an Bugatti Rimac. Lamborghini ist komplett raus, der 45 Prozent-Minderheitseigner Porsche lässt der jungen Truppe weitgehend freie Hand. Mit dem Mistral Roadster neigt sich Ära des W16-Motors zwar nach 17 Jahren dem Ende zu, aber dafür kommt die lange Tradition der
Supersportwagen mit dem Hufeisengrill wieder richtig in Fahrt. Für den Nachfolger des Chiron (2026) hat sich Mate Rimac die Dienste von Cosworth gesichert. Die Engländer wollen in nur drei Jahren einen nagelneuen, 800 bis 1000 PS starken Verbrenner entwickeln und auch bauen. Ursprünglich war ein V12 angedacht, nun soll es doch "nur" ein Achtzylinder werden. Der Grund: das hauseigene Batteriesystem leistet angeblich zwischen 1000 und 1200 PS, wodurch in Summe die Zielmarke der Phase I von 2000 PS locker erreicht wird. Das hauseigene Kohlefaser-Monocoque, die Leichtbau-Radaufhängung und die adaptive Aerodynamik dürften den Gewichtsnachteil des Doppelherz-Antriebs mehr als ausgleichen.
Rimac gibt Vollgas
Rimac hat viel vor - und entwickelt einen Hybridantrieb für Bugatti, Akkusysteme für Porsche und Feststoff-Akkus für Ferrari.
Ein vollelektrisches Derivat des neuen Sterns am Hypercar-Himmel könnte wenig später auf den Spuren des 2015 eingestellten Porsche 918 Spyder wandeln - natürlich neu eingekleidet und anders positioniert. Könnte, weil zu diesem Thema das letzte Wort noch nicht gesprochen ist. Schließlich will Ferrari schon 2025 mit Rimac-Hilfe den Nachfolger des LaFerrari vorstellen, der als Elektro-Überflieger mit den weltweit ersten serienreifen Hochleistungs-Feststoff-Akkus Furore machen soll. Zellchemie,
Leistungselektronik, Motoren, Inverter und das Kühlkonzept stammen dem Vernehmen nach von Rimac. Da will Porsche natürlich nicht zurückstehen. Gemeinsam mit dem deutschen Batteriespezialisten Customcells entwickeln die Kroaten deshalb die E-Komponenten für den Porsche 911 der Baureihe 994, der vermutlich ab 2025 zweigleisig - als Verbrenner sowie hybridisch - unterwegs sein wird. Vom Input der Rimac-Truppe dürfte auch der vollelektrische 911 mit dem Kürzel 998 profitieren, der zum Ende des Jahrzehnts erwartet wird.
Aus dem Datencenter:
Marktanteile der alternativen Antriebsarten: Rangfolge nach Ländern im 2. Quartal 2022 in Westeuropa