Wachstum beschleunigt

Europas größte Autohausgruppen sind weiter auf Wachstumskurs. Auch im vergangenen Jahr konnten die Top-50-Händler Europas wieder kräftig zulegen und ihre Anteile ausbauen. Insgesamt stiegen die Erlöse in 2021 um 17 Prozent auf knapp 130 Milliarden Euro.

Die höheren Erlöse gehen mit einem gestiegenen Neuwagenabsatz einher. Insgesamt verkauften die Top-50-Händler rund 1,94 Millionen Neuwagen über ihre Standorte. Damit stieg ihr Marktanteil um zwei Punkte auf nunmehr 14 Prozent.

Das ist deutlich schneller, als die Marktforscher von ICDP, die gemeinsam mit der Automotive News Europe, dem Schwesternblatt der Automobilwoche, ursprünglich erwarteten hatten. Bis 2030 werden die 50 größten Händlergruppen 20 Prozent aller Verkäufe auf sich vereinen.

ICDP geht in seiner langjährigen Prognose davon aus, dass die Top-50-Händler bis 2025 einen Marktanteil von rund 15 Prozent erreichen. Dies dürfte nun deutlich früher der Fall sein.

Klarer Spitzenreiter des Rankings ist die schweizerische Emil Frey Gruppe. Sie erzielte im vergangenen Jahr einen Umsatz von rund 15 Milliarden Euro. Dafür verkaufte sie 581.000 Fahrzeuge, davon rund 111.000 als Importeur. Mit 250.000 verkauften Neuwagen führt sie das Ranking deutlich vor der nächst größere Autohausgruppe, Penske Automotive Europe, an.

„Das Gleichgewicht der Macht neigt sich zu ihnen hin“, sagte ICDP-Geschäftsführer Steve Young gegenüber Automotive News Europe. Vor allem durch die Übernahme kleinerer Betriebe konnten die Handelsriesen wachsen.

Quelle: ICDP/Automotive News Europe

Dies gilt auch für den deutschen Markt. Zunehmend gewinnen die großen Gruppen hier an Bedeutung. „In der Vergangenheit galten die deutschen Autohausgruppen eher als klein - beispielsweise im Vergleich mit UK“, sagt Antje Woltermann, Geschäftsführerin beim Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK). „Aber das ändert sich, wenn man sich die Entwicklung in den letzten drei Jahren ansieht.“

Größte deutsche Autohausgruppe im Top -50-Ranking ist die Augsburger AVAG Gruppe, die mit einem Umsatz von knapp 2,4 Milliarden Euro auf Platz 16 liegt. Es folgen Gottfried Schultz (Platz 22), Feser Graf (Platz 28), Senger Gruppe (Platz 30), Lei Shing Hong/Stern Auto (Platz 37), Fahrzeug-Werke Lueg (Platz 40), Alphartis / ahg (Platz 41) sowie Weller Gruppe (Platz 47) und Scherer Gruppe (Platz 50).

„Ich vermute, dass die großen Gruppen weiter wachsen werden“, so Woltermann. Einerseits stehen viele Autohäuser zur Übernahme, andererseits gelingt es großen Autohausgruppen tendenziell eher als kleineren Autohäusern, geeignete Mitarbeiter zu gewinnen und zu halten.

Dabei ist Deutschland kein Einzelfall. Auf europäischer Ebene gehört die britische Vertu-Gruppe, die von Platz 11 auf Platz 6 aufstieg, zu den Gewinnern. Ihr Umsatz legte im vergangenen Jahr um 46 Prozent auf 4,2 Milliarden Pfund (4,8  Milliarden Euro) zu.

Gerade im Rahmen der Branchentransformation ist Größe ein entscheidender Faktor. „Größere Akteure sind eher bereit und in der Lage, sich anzupassen als kleinere Investoren, für die das finanzielle Risiko und der Rollenwechsel inakzeptabel sein könnten", so Young.

Bis September dieses Jahres zählte ICDP knapp 500 Übernahmen. Dabei blicken die Gruppen zunehmend über die Landesgrenzen hinaus: Rund ein Viertel der Übernahmen fand von Gruppen statt, die ihren Sitz nicht in dem gleichen Land wie das übernommene Autohaus hat. Zu diesen Unternehmen gehören Emil Frey, das schwedische Unternehmen Hedin und die niederländische Gruppe Van Mossel.

Vor allem die schwedische Hedin-Gruppe, die in Deutschland als Importeur der chinesischen Marke BYD aktiv ist, hat im Ausland zugekauft. Sie übernahm 47 Betriebe der niederländischen Stern Groep und will in Großbritannien die börsennotierte Pendragon-Gruppe übernehmen, an der sie bereits einen Anteil besitzt.

Aus dem Datencenter:

Die 50 größten Autohandelsgruppen in Europa 2022

Die größten Autohausgruppen in Europa - 2020