So billig verkauft VW den ID.3 in China

VW hat es in China nicht leicht. Die Konkurrenz durch lokale Hersteller wächst, im ersten Quartal hat BYD den Wolfsburgern nach über 30 Jahren sogar die Marktführerschaft entrissen. Zuletzt kündigte VW-China-Chef Ralf Brandstätter dann an, in dem Land gar nicht um jeden Preis Marktführer sein zu wollen, was für Kritiker verdächtig nach Resignation klang. Jetzt aber geht VW in China in die Offensive.

Über einen Sonder-Rabatt will das China-Joint-Venture SAIC-Volkswagen im Juli den Kompaktklasse-Stromer ID.3 in den Markt drücken. Die Aktion begann laut Mitteilung in chinesischer Sprache am 7. Juli und soll bis zum 31. Juli andauern, ist demnach jedoch auf höchstens 7000 Einheiten begrenzt. In dem Zeitraum kostet das Auto ab 125.900 Yuan, umgerechnet knapp 15.900 Euro. Bei der Markteinführung kostete das Modell ab 159.888 Yuan.

VW verkauft den ID.3 seit Herbst 2021 auch in China. Seitdem sind nach Herstellerangaben mehr als 130.000 Exemplare verkauft worden. In der Rabatt-Ankündigung wird das Modell jetzt als einsteiger- und pendlerfreundlich bezeichnet – und soll wegen seines Designs "besonders bei weiblichen Nutzern beliebt" sein. Auch die deutsche "Qualitätshandwerkskunst" wird darin beworben.

Erst kürzlich haben mehrere Autohersteller im Rahmen des China Auto Forums in Schanghai ein Abkommen zur Beendigung des seit Monaten tobenden Preiskampfs geschlossen. Dazu gehören Tesla, BYD, Nio, Geely, BAIC, SAIC, Great Wall, Dongfeng und FAW. "Abnormale Preise" sollen fortan vermieden werden, um einen fairen Wettbewerb zu gewährleisten. Zur Einordnung: Der nun aufgerufene Kampfpreis für den ID.3 liegt laut dem amerikanischen Elektromobilitätsportal "Electrek" immer noch über den 116.800 Yuan (gut 14.700 Euro) für den BYD Dolphin.

China ist der mit Abstand wichtigste Pkw-Markt, Volkswagen ist in besonderem Maße abhängig von den dortigen Geschäften. Vor allem die Elektroautos von Volkswagen kommen bei den chinesischen Kunden bislang aber nicht besonders gut an. Beobachter führen das unter anderem auf mangelnde Software- und Entertainmentfunktionen zurück, bei denen chinesische Rivalen zum Teil besser aufgestellt sind.

Um dagegenzuhalten, will VW bis 2026 zehn neue E-Auto-Modelle anbieten. Auch eine China-Submarke für E-Autos im Premium-Segment ist in Planung; Vorbild soll die betont emotionale Lifestyle-Konzernmarke Cupra mit dem Modell Tavascan sein, das ab Dezember ohnehin in China gebaut wird und dort unter einer anderen Marke laufen soll.

Darüber hinaus bringt sich Volkswagen mit einem neuen Entwicklungszentrum in Hefei in Stellung, mit dessen Hilfe neue Elektroautos bis zu 30 Prozent schneller und deutlich publikumsorientierter auf den Markt kommen sollen. Das Zentrum soll rund eine Milliarde Euro kosten, etwa 2000 Beschäftigte haben und Anfang 2024 den Betrieb aufnehmen.

Aus dem Datencenter:

Meistverkaufte Elektromodelle 2022 in Deutschland und China