Ford bietet in den USA drastische Lohnerhöhung

Nach der Androhung umfassender Streiks bietet Ford als erster Autobauer der "Detroit 3" (Ford, GM, Chrysler) eine drastische Lohnerhöhung für seine festangestellten Bandarbeiter an. Ob die Gewerkschaft das Angebot annimmt, war zunächst ungewiss. Sie hatte noch deutlich höhere Steigerungen gefordert

Allen Mitarbeiter der Industriegewerkschaft UAW bietet Ford künftig mindestens 15 Prozent mehr Jahreslohn. Hinzu kommen noch erhebliche Summen für die Gesundheitsfürsorge. Eine Lohnerhöhung in dieser Höhe hat es in der US-Autoindustrie seit den 1970er Jahren nicht mehr gegeben.

Wie Ford am Freitag mitteilte, werden UAW-Mitglieder im Rahmen der neuen Entgelt-Verträge statt durchschnittlich 78.000 Dollar im Jahr 2022 künftig 92.000 Dollar im Jahr verdienen können. Hinzu kommen Zahlungen für die Gesundheitsfürsorge, die sich auf einen Wert von 17.500 Dollar belaufen. Die am höchsten eingruppierten Mitarbeiter würden künftig 98.000 Dollar verdienen, so Ford.

"Dies ist ein wichtiges Geschäft für unsere Arbeitnehmer und ermöglicht es, die einzigartige Position von Ford als amerikanischster Automobilhersteller zu erhalten", erklärte Ford-CEO Jim Farley.

Vor dem Einlenken von Ford hatte die Gewerkschaft damit gedroht, in Streik zu treten. Bei einer Abstimmung hatten sich 97 Prozent der Mitglieder dafür ausgesprochen. Am 14. September wäre der bisherige Lohnvertrag mit der Gewerkschaft ausgelaufen.

Der Autobauer GM hatte 2019 nach einem 40-tägigen Streik seiner 48.000 UAW-Mitarbeiter hohe Umsatzeinbußen verbucht. Analysten hatten diese damals auf mehr als vier Milliarden Dollar geschätzt.

Ursprünglich war die Gewerkschaft mit der Forderung nach einer 45prozentigen Lohnerhöhung und der Einführung der 32-Stunden-Woche in die Verhandlungen gestartet. UAW-Chef Shawn Fain hatte erklärt: "Die Big 3 haben Rekordgewinne eingefahren, jetzt müssen auch Rekord-Löhne folgen."

Die Angebote von Ford hatte er als "Beleidigung unserer Werte" zurückgewiesen. Zudem hatte die Gewerkschaft ein sehr selten eingesetztes Instrument gegen die beiden anderen Hersteller der "Detroit 3" in Gang gesetzt. Sie hatte vor dem "National Labor Relations Board" (NRLB) kritisiert, dass diese beiden Autohersteller nicht angemessen auf Vorschläge der Gewerkschaft reagiert hätten. Dies sei "illegal", hatte Fain argumentiert. GM's Arbeitsdirektor Gerald Johnson hatte diese Darstellung zurückgewiesen.

Angesichts des aufgebauten Drucks sah sich Ford nun zu dem deutlich höheren Lohnangebot gezwungen. In den USA herrscht derzeit nahezu Vollbeschäftigung, was in vielen Branchen mit deutlichen Lohnerhöhungen einhergeht. Im Industriedurchschnitt lag in den vergangenen Jahren allerdings die Inflation in den USA höher als die Lohnsteigerungsraten. Eine Umkehr dieses Trends ist erst seit Mai diesen Jahres erkennbar, seitdem steigen nach Angaben des staatlichen "Bureau of Labour Statistics" die Löhne wieder geringfügig mehr als die Inflation.

Aus dem Datencenter:

Zulassungszahlen in den USA im zweiten Quartal 2023