Es geht noch grüner

Der Trend zur Nachhaltigkeit ist im Handel angekommen, viele Händler schöpfen jedoch nicht alle Potentiale aus. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie der Unternehmensberatung EY, die der Automobilwoche exklusiv vorliegt. Demnach hat für 83 Prozent der Händler Nachhaltigkeit schon jetzt eine "wesentliche Bedeutung" für das unternehmerische Handeln. Doch nur eine Minderheit geht das Thema strukturiert an: Nur 26 Prozent haben eine ausformulierte Nachhaltigkeitsstrategie. "Es ist überraschend, für wie viele Händler Nachhaltigkeit bereits eine große Rolle spielt. Dass jedoch nur 25 Prozent eine Nachhaltigkeitsstrategie haben, relativiert dieses Ergebnis aber ein Stück weit", kommentiert EY-Partnerin Andrea Weinberger.

Eine Nachhaltigkeitsstrategie sei jedoch eminent wichtig, so Weinberger. "Jeder Händler braucht eine Nachhaltigkeitsstrategie." Diese sollte die Frage beantworten, wo man als Händler stehe, wo man hinwolle und wo die Prioritäten liegen. Schließlich seien die Ressourcen jedes Händlers begrenzt. Die Grundlagen hierfür könne jeder in zwei Workshops bewältigen.

Auch ohne Strategie hat eine Mehrheit der Händler bereits Nachhaltigkeitsmaßnahmen umgesetzt – vor allem an ihren Gebäuden. 83 Prozent gaben an, diese optimiert zu haben. Aus Sicht von Weinberger der richtige Schritt: "Der größte Nachhaltigkeitshebel im Handel sind die Gebäude." Diese seien zugleich das beste Beispiel dafür, wie sich Ökologie und Ökonomie verknüpfen ließen. Maßnahmen rund um das Thema Kreislaufwirtschaft spielen dagegen nur bei einer Minderheit schon eine Rolle.

Eine größere Rolle spiele da schon die Nachhaltigkeitsdimension Soziales. Hierfür gebe es im Handel ein großes Bewusstsein, so Weinberger. "Den Händlern ist klar, dass sie darauf eingehen müssen. Denn nur so lassen sich langfristig neue Mitarbeiter finden und halten."

Auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit wünschen sich viele Händler zugleich mehr Unterstützung ihrer Hersteller. Nur 39 Prozent gaben an, aktive Unterstützung zu erhalten. Der Wunsch nach Hilfe sei gerechtfertigt, findet Weinberger: "Händler sind beim Thema Nachhaltigkeit stark von ihren Herstellern abhängig." Das betreffe nicht nur die Produkte, sondern auch die Standorte, die meist nach engen CI-Vorgaben der Hersteller gebaut wurden. "Händler und Hersteller sollten die Investitionen in Nachhaltigkeit im Handel gemeinsam angehen", so Weinberger. Das sei auch im Interesse der OEM, schließlich könnten diese nirgendwo sonst die Kundenwahrnehmung so stark beeinflussen wie im Handel. Tatsächlich steht finanzielle Unterstützung (35 Prozent) auf der Wunschliste der Händler ganz oben, vor einem regelmäßigen Austausch (22 Prozent).