In China baut Mercedes sein Ladenetz mit BMW

Anfang der Woche hatte Mercedes in Mannheim seine erste europäische Schnellladestation als Teil des geplanten weltweiten eigenen Netzes eröffnet. Jetzt hat der Autobauer verkündet, im Schwerpunktland China eine Partnerschaft mit BMW einzugehen. Die ersten Stationen des Joint Ventures sollen im Jahr 2024 eröffnet werden. In drei Jahren sollen mindestens 1000 Stationen mit 7000 Ladepunkten in Betrieb sein, teilten die Autobauer am Donnerstag mit. Insgesamt will Mercedes weltweit 10.000 Ladepunkte installieren. Wie viel Geld beide Unternehmen investieren in China wollen, wurde nicht mitgeteilt.

Beide Marken sollen bei den Ladestationen laut einer Sprecherin gemeinsam vertreten sein. Wie genau das aussehen soll, werde nun besprochen. Auch die Kartellbehörden müssen noch zustimmen. In Chengdu und Foshan hatte Mercedes bereits in Eigenregie zwei Ladeparks installiert, bis Ende des Jahres sollen weitere hinzukommen. Ab nächstem Jahr erfolgt der Aufbau dann im Schulterschluss mit der Konkurrenz aus München. Wie bei den anderen Ladestationen in den USA und Europa sollen auch in China Kunden anderer Marken Strom tanken können. Kunden von Mercedes und BMW werden aber von einer Reihe exklusiver Funktionen wie beispielsweise Plug & Charge und einer Vorab-Reservierung der Ladepunkte profitieren. Wo immer möglich, soll der Strom direkt aus erneuerbaren Quellen bezogen werden.

Hintergrund der Ladenetz-Initiative ist der eher schleppende Umstieg der Kunden auf elektrische Fahrzeuge bei den Premiumherstellern. Es habe sich gezeigt, dass die Adaptionsraten höher seien, wenn der Kunde ein Ökosystem rund um die Elektromobilität vorfinde, sagte Mercedes-Mobility-Chef Franz Reiner bei der Eröffnung in Mannheim zur Begründung, warum sich Mercedes nach langem Zögern für diesen Weg entschieden hat. „Wir wollen das Ladeerlebnis so attraktiv wie möglich machen und kümmern uns um das Thema Funktionalität, Qualität und Komfort.“

So sollen die Ladeparks nicht nur überdacht sein, sondern wo immer möglich auch Zugang zu Aufenthaltsräumen und Toiletten bieten oder in der Nähe von Restaurants oder Kaffeehausketten liegen. In den USA etwa kooperiert Mercedes mit den Einkaufszentren von Simon. Die Raststätten von Buc-ee‘s gehören ebenfalls zu den bevorzugten Standorten, da sie entlang wichtiger Reisekorridore liegen. Bis zum Ende des Jahrzehnts plant Mercedes, zusammen mit dem Partner MN8 Energy über 2.500 Ladepunkte an mindestens 400 Stationen in ganz Nordamerika aufzubauen. Den Auftakt machte vor wenigen Wochen Sandy Springs in Georgia.

Der Rest entällt auf Europa, wo in den nächsrten Jahren mindestens 200 Ladeparks entstehen sollen. Hier liegt der Schwerpunkt neben Deutschland ab 2024 unter anderem in Italien, Spanien und Frankreich. Die Hubs sollen vor allem an wichtigen Verkehrsknotenpunkten, aber auch beispielsweise in der Nähe von Einkaufszentren entstehen. Hier heißt der Kooperationspartner E.ON. Der Energieversorger ist für den Aufbau und den Betrieb der Ladestationen verantwortlich. Sie ergänzen das Netz mit 500 Ladestationen von Ionity, einem Joint Venture verschiedener Autobauer, an dem Mercedes ebenso beteiligt ist.

In das weltweite Ladenetz investiert Mercedes laut Mercedes-Chef Ola Källenius einen niedrigen einstelligen Milliardenbetrag. Gegenüber den Aktionären rechtfertigte er die Investitionen damit, dass "die globale Reichweite und die erstklassigen Standorte des Ladenetzwerks bedeuten, dass es zu einem eigenständigen Vermögenswert werden kann". So sollen die ersten Stationen bereits in einigen Jahren rentabel betrieben werden können.

Aus dem Datencenter:

Auslieferungen reiner Elektroautos in China Januar 2021 bis August 2023