Hersteller bitten Händler beim Umweltbonus zur Kasse

Der Ärger um den Umweltbonus ebbt nicht ab: Erst stellte die Bundesregierung ihre Zuschüsse beim Kauf eines Elektroautos quasi über Nacht ein. Nun zeigt sich, dass einige Hersteller ihre Vertriebspartner zum Teil kräftig zur Kasse bitten. Bis zu einem Drittel des ursprünglich gewährten Zuschusses von 4500 Euro sollen sie tragen.

Das sorgt bei den betroffenen Händlern für Frust: „Wer die Prämie verspricht, sollte sie auch bezahlen“, sagt Arne Joswig, Präsident des Zentralverbands Deutsches Kfz-Gewerbe. Egal ob es der Bundeswirtschaftsminister sei oder die Hersteller. „Es geht nicht, vorne ein Versprechen zu machen und hinten die Marge für den Händler auf null zu setzen.“ Dies trifft Autohäuser umso härter, weil viele Hersteller die Marge in den vergangenen Monaten zusammengestrichen haben.

Die Unterschiede der geforderten Beteiligung sind groß, wie die Automobilwoche aus der Branche erfuhr. Bei Hyundai mussten sich die Partner bis zum Jahresende 2023 mit 1500 Euro beteiligen, seither werden noch 1000 Euro fällig.

Als einzige Marke aus dem VW-Konzern verlangt Škoda eine Beteiligung von 1500 Euro. Bei Toyota müssen die Händler zehn Prozent der zusätzlichen Kosten übernehmen.

Der 14-Marken-Konzern Stellantis verlangt von den Partnern einen Zuschuss von 20 Prozent des staatlichen Teils des Umweltbonus. Ein Beispiel: Beim Jeep Avenger (Listenpreis 37.000 Euro) mit einer Händlermarge von fünf Prozent bleiben dem Partner nur wenige Hundert Euro. Bei einem Beitrag von 900 Euro (20 Prozent von 4500 Euro) zahlt er am Ende noch drauf.

„Wir haben dem kommunizierten Lösungsansatz zugestimmt, um Klagen und Vertrauensverluste in unsere Marken nicht noch zu fördern“, sagt Adrian Glöckner, Vorstandsvorsitzender des deutschen Jeep- und Alfa-Händlerverbands. Das Thema sei der Bundesregierung ganz offensichtlich gleichgültig. Anders sei der sofortige Förderstopp nicht zu erklären.

Während das abrupte Ende bei Händlern auf Kritik stößt, sieht es die Mehrheit der Autofahrer eher positiv, wie eine Umfrage von Civey im Auftrag der Automobilwoche zeigt. Mehr als jeder Zweite (51 Prozent) hält das vorzeitige Ende für richtig, nur jeder Dritte für falsch (34 Prozent). Ohnehin haben nur wenige Privatkunden von den Zuschüssen profitiert: Von den seit 2016 geförderten 1,43 Millionen BEVs hatten weniger als 20 Prozent einen privaten Halter.

Aus dem Datencenter:

Monatliche Anträge für den Umweltbonus bis November 2023