Durchfallquote bei Abgasuntersuchung verdreifacht

Seit Juli erleben Tausende Diesel-Besitzer eine unangenehme Überraschung: Die Durchfallquote bei der amtlichen Abgasuntersuchung (AU) ist stark gestiegen. Grund ist die Partikelmessung, die für Euro-6-Diesel als Messverfahren eingeführt wurde. "Die Durchfallquote rein bezogen auf die Euro-6-Dieselfahrzeuge hat sich etwa verdreifacht", sagt Marco Oehler, technischer Leiter der Prüforganisation GTÜ. Lag die Quote bis Ende Juni bei etwa 0,7 Prozent, stieg sie von Juli bis September auf 2,2. Bezogen auf alle von der GTÜ durchgeführten AU kletterte die Durchfallquote um zehn Prozent auf nunmehr ebenfalls 2,2 Prozent.

Was nach wenig klingt, trifft viele. Anfang 2023 waren hierzulande rund 6,6 Millionen Euro-6-Diesel zugelassen. Eine Durchfallquote von 2,2 Prozent bedeutet, dass rund 145.000 die nächste AU nicht bestehen dürften. Mit dem alten Wert von 0,7 Prozent wären es rund 46.000.

Für Betroffene ist das problematisch. Die AU ist Teil der Hauptuntersuchung. Ein Fahrzeug, das sie nicht besteht, hat einen "erheblichen Mangel" und erhält keine Plakette. Der Anstieg verteilt sich indes nicht gleichmäßig auf alle Fabrikate: Bereits im August berichtete die Automobilwoche, dass sich die Durchfallquote bei Ford vervierfacht hat.

Meist dürfte die Ursache für das Nichtbestehen der Verschleiß sein, so Oehler. Falle ein Pkw durch die AU, ohne dass die Abgasanlage Defekte aufweise, sollten sich Verbraucher an den Hersteller wenden. Solche Fälle können für OEMs zum Problem werden. "Falls Autos einer bestimmten Modellreihe generell häufig Probleme bei der AU haben, kommt möglicherweise das KBA ins Spiel", sagt Oehler. Dieses könne im schlimmsten Fall einen Rückruf und Nachbesserungen anordnen.

Der Anstieg belegt laut Experten auch, wie überfällig das neue Verfahren war. Dass die Durchfallquote bei Euro-6-Dieseln jetzt auf dem Niveau des Gesamtbestands aller Diesel im Markt liegt, zeige, dass man nun realistische Ergebnisse bekomme. Oehler: "Der Anstieg seit Einführung der PN-Messung belegt, dass früher Fahrzeuge die AU bestanden haben, die sie heutigen Anforderungen unter Umständen nicht erfüllt haben."

Das alte Verfahren der Trübungsmessung entspricht technisch dem Stand der 70er Jahre und war kaum noch in der Lage, Abweichungen festzustellen. "Mit dem alten Messverfahren wurden Euro-6-Diesel meist nur bei einem Totalausfall der Abgasreinigungsanlage auffällig", sagt Oehler. Sein Fazit lautet daher: "Die Einführung der Partikelmessung war und ist ein wichtiger Beitrag zum Umweltschutz."

Aus dem Datencenter:

Marktanteile nach Antriebsarten in Deutschland Januar 2020 bis Dezember 2023