Entscheidung über Porsche-Zellfabrik rückt näher

Mitte des Jahres beginnt der Sportwagenhersteller mit der Produktion seiner ersten eigenen Batteriezellen in der von der Tochter Cellforce errichteten Fabrik bei Tübingen. Für eine Großserienfertigung reichen die Kapazitäten dort jedoch nicht aus, weshalb Porsche bereits seit längerer Zeit über eine große Produktion mit über 20 Gigawattstunden Kapazität nachdenkt. Auf diese Weise sollen die leistungsstarken Varianten der Sportwagen mit der selbst entwickelten Zelle bestückt werden können. Die Spekulationen über den Standort für die Fabrik werden durch Medienberichte immer wieder neu entfacht, aber eine Entscheidung ist nicht gefallen.

So berichtet etwa die "Frankfurter Allgemeine Zeitung", dass Porsche nun angeblich Nordamerika favorisiere. Genau dies hatte die Automobilwoche bereits vor über einem halben Jahr gemeldet. Anlass dafür waren Aussagen von Porsche-Chef Oliver Blume und Finanzchef Lutz Meschke bei der Halbjahres-Pressekonferenz, die neben den hohen Subventionen auch die niedrigeren Energiekosten und weniger Bürokratie als Vorteile für die USA oder Kanada geltend machten. Aber die Statements aus dieser Zeit können genauso gut als ein Druckmittel gewertet werden, um den Behörden in Deutschland Beine zu machen.

Aus strategischer Sicht macht eine Batteriezellfabrik in Nordamerika für Porsche keinen Sinn, auch wenn die Volkswagen-Konzerntochter PowerCo beispielsweise im kanadischen Ontario eine Gigafabrik errichten wird. Alle Autohersteller versuchen, ihre Zellproduktion möglichst nahe an den eigenen Auto- und Batteriefabriken anzusiedeln, um die Logistikkosten so gering wie möglich zu halten und eine termingerechte Versorgung zu gewährleisten. Da Porsche aber ausschließlich in Deutschland (Stuttgart und Leipzig) und der Slowakei (Bratislava) produziert, wäre eine Batteriezellfabrik weitab von diesen beiden Standorten eher ungewöhnlich.

Nahe liegender im buchstäblichen Sinne wäre dagegen eine Fläche in Brandenburg, auf der seit Jahren eine große Industrie-Ansiedlung geplant ist, und in deren Zusammenhang auch immer wieder der Name Porsche fällt. Es handelt sich um den Flugplatz Schwarzheide/Schipkau in der Lausitz. Das Gelände soll seit Jahren schon zu einem grünen Gewerbegebiet umgewandelt werden. Bereits jetzt stehen im Umfeld zahlreiche Windräder und Solarparks. Damit wäre eine der zentralen Voraussetzungen für eine Zellfabrik erfüllt – nämlich eine Versorgung mit Strom aus regenerativen Quellen zu einem relativ günstigen Preis.

Das Gelände ist etwa 120 Hektar groß und würde einer möglichen Batteriefabrik ausreichend Platz bieten. Hinzu kommt, dass in der Region bereits weitere Unternehmen aus der Akku-Wertschöpfungskette angesiedelt sind. So hat beispielsweise BASF ein großes Werk in der Lausitz. Der Chemiekonzern stellt in unmittelbarer Nachbarschaft des Flughafens Kathoden für Batterien her. Das Unternehmen Air Liquide produziert Grundstoffe dafür. Ganz in der Nähe befindet sich außerdem der Lausitzring, der vom Stuttgarter Prüf- und Dienstleistungskonzern Dekra betrieben wird. Das Unternehmen plant im Frühjahr die Eröffnung eines neuen Batterie-Testzentrums. Auch Porsche nutzt den Lausitzring zur Erprobung von neuen Technologien.

Schipkaus Bauamtsleiter Martin Konzag bestätigt auf Anfrage der Automobilwoche, dass es Interesse aus der Automobilindustrie an einer Ansiedlung gibt. Obwohl er keine Namen nennt, dürfte klar sein, woher die Anfrage kommt. Allerdings sind die Flächen noch nicht abschließend entwickelt. "Wir arbeiten daran, dass es bald ein Angebot gibt", sagt er. Ein großer Vorteil sei die relativ große Anzahl regenerativer Energiequellen auf den Flächen des ehemaligen Bergbaus in der Region. Neben einem Rechenzentrum hat auch der Chemiekonzern BASF bereits Interesse an dem ehemaligen Flugplatz signalisiert, um die Versorgung mit Vorprodukten für die eigene Fabrik zu verbessern.

Fragt man bei Porsche selbst nach, so lautet die Antwort wie vor einem halben Jahr. "Eine Entscheidung dazu ist noch nicht gefallen“, so ein Sprecher gegenüber der Automobilwoche. Die Gigafactory mit 1,3 GWh der Cellforce Group in Kirchentellinsfurt befinde sich zur Zeit im Bau, der Fertigstellungstermin sei für Mitte 2024 avisiert. Die Porsche AG prüfe gemeinsam mit der Cellforce Group darüber hinaus eine potenzielle Skalierung auf über 20 GWh an einem zweiten Standort. Auch der Zeitpunkt der Entscheidung sei noch offen. Gründlichkeit soll offenbar vor Schnelligkeit gehen. Blume und Meschke hatten stets betont, dass für die Investition ein Partner gesucht wird. Schließlich seien hierfür zwischen zwei und drei Milliarden Euro eingeplant.

Aus dem Datencenter:

Preisentwicklung von Batteriezellen