Lancia Ypsilon: Ein Corsa im feinen Zwirn

Wunderschön, früher mal glanzvoll, dann schmählich vernachlässigt und zuletzt in den Tiefschlaf gefallen: Lancia ist so etwas wie das Dornröschen unter den europäischen Automarken. Doch jetzt soll die schlafende Schönheit wieder erwachen. Und statt vom Prinzen geküsst, wird sie dafür vom Blitz getroffen.

Denn was die Italiener in dieser Woche als Lebenszeichen, Hoffnungsträger und Beginn einer halbwegs groß angelegten Modelloffensive als neuen Ypsilon aus dem Hut zaubern, ist nicht viel mehr ein Opel Corsa im feinen Zwirn.

Auf der Plattform des Rüsselsheimer Bestsellers haben die italienischen Stellantis-Kollegen ein Auto entworfen, das südlich der Alpen noch in diesem Jahr ein schweres Erbe antritt. Schließlich hat sich der Vorgänger, obwohl mittlerweile 13 Jahre alt und alles andere als zeitgemäß, dort im vergangenen Jahr noch immer 45.000-mal verkauft und es so auf Platz drei der Zulassungsstatistik gebracht. Unter den Kleinwagen war er sogar die Nummer 1.

Und wenn der Ypsilon im Sommer 2025 nach dem Start eines neuen Agenturmodells zu den dann rund 25 Lancia-Händlern in Deutschland kommt, wird er es kaum leichter haben. Immerhin haben sich die Italiener hier 2017 verabschiedet und sind seitdem in Vergessenheit geraten. Denn weder der zum Lancia umgelabelte Chrysler Voyager noch der vom 300C abgeleitete Thesis haben es verdient, groß in Erinnerung zu bleiben.

Doch jetzt wird alles anders – und vor allem besser, versprechen die Italiener und proben dafür gleich in doppelter Hinsicht den Aufstieg: Bei Auftritt und Ambiente, weil der 4,08 Meter lange Ypsilon außen betont modisch auftritt, sich extravagante Leuchten im Stil des legendären Stratos leistet und stolz seine neuen Schriftzüge inszeniert. Innen wirkt er wie vom Möbeldesigner, der um das mit den unvermeidlichen Bildschirmen gepflasterte Cockpit eine betont wohnliche Atmosphäre gezaubert hat.

Und beim Antrieb, weil es den Ypsilon – zumindest erstmal – nur elektrisch geben wird. Genau wie Corsa und Co bekommt er eine E-Maschine mit 156 PS und einen Akku mit 54 kWh, der für gute 400 Kilometer reichen soll und danach mit vergleichsweise mageren 100 kW geladen wird. Weil Stellantis aber dem Frieden an der Ladesäule bekanntlich nicht traut und der Ypsilon vor allem daheim in Italien auf breiter Front ankommen muss, wird es den schmucken Stromer bald auch mit Benzintank geben, und ein Mild-Hybrid-System muss fürs gute Gewissen reichen.

Aber der Ypsilon ist ja auch nur der erste Schritt in eine neue Zeit, argumentieren die Italiener und stellen schon die nächsten zwei in Aussicht. Damit Dornröschen nicht wieder entschlummert, soll es künftig alle zwei Jahre ein neues Modell geben, und alles, was nach dem Ypsilon kommt, fährt dann nur noch elektrisch.

Den Anfang macht ein Modell für die Mittelklasse, das mal als neuer Gamma gehandelt wird und mal als Comeback der Aurelia. Sicher ist nur, dass es auf der neuen STLA-Elektroplattform steht und im Gegensatz zum Ypsilon konsequent als BEV entwickelt wird – mit dann schon bis zu 700 Kilometern Reichweite und immerhin knapp 250 PS. Dritter im Bunde soll dann ein neuer Delta werden, mit dem nach dieser Kalkulation bis 2028 zu rechnen ist.

Aus dem Datencenter:

Modellvorschau Lancia 2024 bis 2028