Alfa Romeo im Aufschwung

In den vergangenen Jahren lief es meist nicht gut für Alfa Romeo: Die Modellpalette war dünn, die Verkaufszahlen niedrig und die Händler frustriert. 2019 reichte es gerade mal für 4100 Einheiten, im Coronajahr 2021 waren es nicht einmal 3000. Doch seitdem arbeitet die Marke an ihrem Comeback: 2023 wuchs Alfa Romeo um 70 Prozent, auf knapp 6200 Einheiten. Im Januar 2024 lag das Plus sogar bei 85 Prozent. Verglichen mit anderen Marken sind die Zulassungszahlen zwar marginal, für viele Alfisti und Händler jedoch ein lang ersehnter Lichtblick. "Alfa Romeo ist aus dem Dornröschenschlaf erwacht", freut sich ein süddeutscher Alfa-Partner. "Wir sind auf Wachstumskurs", sagt auch Niccolò Biagioli, Director Premium Brands bei Stellantis Deutschland.

Das Ziel: "Mein Anspruch ist ein Marktanteil von mehr als 0,5 Prozent." Bei einem Markt von zuletzt 2,84 Millionen Neuzulassungen wären das mehr als 14.000 Autos.

Auch kurzfristig sieht Biagioli die Marke auf Kurs: Anders als bei vielen anderen Marken seien die Auftragsbücher derzeit gut gefüllt. "Wir haben in der zweiten Jahreshälfte 2023 viele Aufträge geschrieben, von denen wir in den kommenden Monaten profitieren werden."

Getragen wird der Aufschwung unter anderem durch den Mitte 2022 gestarteten SUV Tonale. Dieser machte zuletzt mit gut 2000 Einheiten ein Drittel der Neuzulassungen aus und habe nebenbei die in die Jahre gekommenen Modelle Stelvio und Giulia mit nach oben gezogen hat, wie Biagioli bekennt. Maßgeblich für die gute Entwicklung sei zudem der Antriebsmix, so Biagiolo weiter. Das ist in gewisser Weise ein Euphemismus, denn nach wie vor gibt es bei Alfa Romeo keine reinen E-Autos, dafür aber alle Modelle als Benziner und Diesel. Verbrenner seien im Moment genau das, was die Verbraucher wollen, meint der Händler. Auch dass viele andere Marken ihre Diesel-Modelle auslaufen lassen, helfe. "Wir erobern mit Alfa gerade Diesel-Kunden."

Doch mit dem von Verbrennern getragenen Aufschwung ist zeitnah Schluss, schon bald müssen reine E-Autos in die Bresche springen. Zwar wird es den für April angekündigten Milano noch als Mild-Hybrid geben, doch ab 2025 folgen nur noch reine E-Autos. Schon ab 2027 soll die gesamte Modellpalette rein elektrisch sein. "Wir wollen die schnellste Marke am Markt sein, die von null Elektro auf null Verbrenner umstellt", sagt Biagioli.

Angesichts einbrechender Nachfrage nach E-Autos bei den Verbrauchern gibt es auch im Handel die Befürchtung, dass der Aufschwung dadurch schnell wieder enden könnte. Für viele Kunden, etwa Menschen in Mietwohnungen, seien E-Autos schlicht keine realistische Alternative. "Natürlich ist die Angst mancher Händler nachvollziehbar, dass der Absatz sinkt, wenn wir nur noch reine E-Autos haben", sagt Biagioli. Er sei jedoch überzeugt, dass man mit den zukünftigen Alfa-Modellen die Bedürfnisse der Kunden erfüllen könne, etwa in puncto Reichweite und Performance.

Den Absatz mit Rabatten ankurbeln wie in der Vergangenheit, will Stellantis aber auf keinen Fall mehr. "Wir lassen uns auf keine Rabattschlachten ein. Das war auch in der Vergangenheit nicht unser Schlüssel zum Erfolg. Sie werden heute keinen Alfa Romeo mehr finden, der mit großem Rabatt verkauft wird", verspricht Biagioli.