Fisker und Co: Welche E-Auto-Start-ups straucheln – und warum

Henrik Fisker hatte sich zum Start Großes vorgenommen. Der Autoindustrie-Veteran möchte das "nachhaltigste Fahrzeug der Welt" bauen. So sagte es Fisker, als er mit seiner neuen Elektroautomarke vor einigen Jahren loslegte. "Die Welt braucht nicht einfach nur noch mehr Autos." Es müsste schon etwas besonderes sein.

Der Däne und Wahlkalifornier Fisker ist nach einem schwierigen Hochlauf und Lieferengpässen sowie zuletzt Finanzierungsthemen inzwischen in der Wirklichkeit angekommen. Jüngst erklärte er, einen Partner für sein Unternehmen Fisker Inc. finden zu wollen, der Geld mitbringt. Sonst würde es schwer, das Jahr zu überleben.

Dass sich das Elektroauto-Start-up bereits auf eine mögliche Insolvenz vorbereitet, wie das "Wall Street Journal" berichtete, mochte er so nicht stehen lassen. "Fisker konzentriert sich darauf, zusätzliches Kapital zu beschaffen und eine strategische Partnerschaft mit einem großen Autohersteller einzugehen." Der mögliche Partner soll der Autokonzern Nissan sein. Vorerst stehen jedenfalls die Bänder auf der Fisker-Linie im Magna-Werk in Graz still, wo das Modell Ocean gebaut wird.

In der Automobilbranche sehen manche bereits eine ausgedehnte Konsolidierung unter E-Start-ups kommen. Die Beispiele häufen sich bereits:

• Die chinesische E-Marke HiPhi hat die Produktion eingestellt und steht vor dem Aus.
• Evergrande NEV aus China gab bereits ganz auf.
• Next.e.GO Mobile, ein Anbieter aus Aachen, stellte jetzt einen Antrag auf ein Insolvenzverfahren, ist aber zuversichtlich, dass das Geschäft weiterlaufen kann.
• Der Streetscooter-Bauer B-On meldete schon im Herbst 2023 Insolvenz an, worauf der Ex-Eigentümer das Projekt wieder übernahm.
• Weitere Beispiele, die in der ersten Welle von E-Autos aufgegeben haben, gibt es ohnehin genug: Byton, Borgward, et cetera.

Das Problem für strauchelnde Start-ups ist die fehlende Liquidität im Markt. Potenzielle Käufer von Start-ups sind rar. Der Markt für Übernahmen ist angesichts konjunktureller Unsicherheit weiter rückläufig. Und viele der großen Autohersteller haben ihre Elektrostrategie bereits klar definiert, besitzen Modelle und Plattformen und müssen diese nicht erst zukaufen.

Bei Next.e.GO Mobile hieß es, die Entscheidung über eine Insolvenz erfolge "vor dem Hintergrund der jüngsten Entwicklungen und Herausforderungen in der Elektrofahrzeugindustrie sowie der Volatilität der Kapitalmärkte, die durch die aktuelle Situation bei anderen Akteuren des Elektrofahrzeugsektors noch verschärft wurde". Es ist auch ein Rennen gegen die Zeit, bis das Geld knapp wird.

Es war Stellantis-Chef Carlos Tavares, der kürzlich drastisch auf die Lage aufmerksam machte. Die Autoindustrie bereite sich auf eine Ära der Konsolidierung vor. Dies werde in einem "Blutbad" enden.