Automotive-Start-ups: Wer noch auf Investoren-Geld hoffen kann

Für das Scanner-Start-up Twinner war es ein Wettlauf gegen die Zeit. Monatelang wurde ein Investor gesucht. Dann folgte die Insolvenz. Das erhöhte eigentlich die Attraktivität, da der Einstieg günstiger wurde. Doch kein Investor griff zu. Seit Anfang März ist klar: Twinner muss den Betrieb einstellen.

Hohe Zinsen und schwierige wirtschaftliche Rahmenbedingungen erschweren es jungen Firmen zunehmend, Geldgeber zu finden. Das gilt quer durch die Wirtschaft, besonders aber für die Automobilbranche.

"Die Investitionen in deutsche Mobility-Start-ups sind im Jahr 2023 stark zurückgegangen - vor allem im Bereich E-Mobility gab es keinen nennenswerten Zustrom an Investitionskapital." Das sagt Jens Vogt vom Start-up-Verband. "Der Stärke der etablierten Automobilbranche steht in Deutschland eine relative Schwäche bei Investments in Mobility-Start-ups gegenüber." In den USA werde pro Kopf das Dreifache investiert.

Im vergangenen Jahr sammelten deutsche Start-ups laut einer Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY rund sechs Milliarden Euro ein, in den zwölf Monaten davor waren es noch knapp zehn Milliarden Euro. Schon im zweiten Jahr in Folge gingen die Gelder kräftig zurück. Im Jahr 2021 steckten die Investoren noch 17,4 Milliarden Euro in Jungunternehmen.

"Das Jahr 2021 war durch Zinssätze nahe null gekennzeichnet, was zu einem beispiellosen Kapitalzufluss in die privaten Märkte und insbesondere in den Risikokapitalmarkt führte", sagt Nate Jaret, General Partner beim Investor Maniv Mobility. Damit ist Schluss. Seit 2023 durchlaufen die Märkte eine systemische Korrektur.

Das trifft vor allem die Autobranche. Hier sind die notwendigen Investitionen meist hoch und die Margen relativ gering. Bei Automotive-Start-ups "könnte eine noch aggressivere Korrektur bevorstehen, da Risikokapitalgeber wieder zu einem ,Back-to-Basics'-Investitionsansatz zurückkehren", sagt Jaret.

Konkret heißt das: Start-ups, die sich mit der Verwaltung physischer Vermögenswerte befassen, etwa im Automobilvertrieb, sind aus Sicht Jarets für viele Investoren zunehmend unattraktiv. Anders sieht es bei der Digitalisierung und Dekarbonisierung aus. "Wir sind besonders optimistisch in Bezug auf die Elektrifizierung von Nutzfahrzeugen aller Art."

Dass auch in anderen Bereichen noch Investorengelder zu bekommen sind, zeigen die Auto-Abo-Start-ups. Gleich drei Jungunternehmen haben erfolgreich Finanziers gefunden. Zuletzt investierte Fleetpool-Gründer Gert Schaub einen Teil seines Geldes, das er aus dem Verkauf des eigenen Unternehmens erhalten hat, in den Abo-Softwareanbieter Faaren. Zuvor sicherten sich bereits das Schweizer Start-up Carvolution 200 Millionen Franken, und der deutsche Wettbewerber Finn erhielt über 100 Millionen Euro.

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