Neuer Ford Capri: Mehr als ein VW vom Rhein?

Den Start haben sie ordentlich verstolpert, doch jetzt geht es Schlag auf Schlag mit den europäischen Elektromodellen von Ford. Der neue Explorer ist noch gar nicht auf der Straße, da drängt schon das zweite Kölner Modell aus dem Wolfsburger Modulbaukasten ins Rampenlicht.

Auch hier versuchen die Rheinländer, ihre Identitätskrise mit der Namensgebung zu überspielen. Nachdem sie ihrem kompakten SUV den Namen eines US-Bestsellers gegeben haben, zaubern sie nun für das entsprechende Coupé eine Ikone aus den Siebzigern hervor. Gegen ID.5 und Enyaq Coupé schicken sie zum Jahreswechsel für Preise ab 51.950 Euro einen neuen Capri ins Rennen.

Das neue Modell hat bis auf den Namen, die Andeutung des Hundeknochens als schwarze Augenbinde und den capri-sonne-orangen Lack des Premierenmodells nichts mit dem forschen Zweitürer aus den Siebzigern gemein. Doch die Strategen vom Rhein lassen sich davon nicht beeindrucken. Sie folgen dem Vorbild der Mutter aus Detroit, die dem Mustang schließlich auch einen Mach E zur Seite gestellt hat.

Während das Marketing auf Hochtouren läuft und sich die Designer im Rahmen des Wolfsburger Baukastens und des knappen Budgets redlich bemüht haben, birgt die Technik einige Überraschungen. Der neue Capri ist knapp 20 Zentimeter länger als der Explorer und 2.500 Euro teurer.

Er nutzt die gleichen Motorkombinationen wie sein aufrechter Bruder: Die Basisversion kommt mit einem 286 PS starken Heckmotor und einer Batterie mit 77 kWh, die mit maximal 135 kW geladen wird. Für mehr Leistung und Traktion an allen vier Rädern gibt es zwei Motoren mit 340 PS und einen 79 kWh-Akku, der mit 185 kW schneller geladen werden kann.

Die Höchstgeschwindigkeit ist auf 180 km/h limitiert, was jeden Oldtimer wie einen Rennwagen erscheinen lässt. Dank des geringeren cw-Werts des schnittigen Hecks erreicht der Capri eine Reichweite von 627 Kilometern nach Norm, obwohl er trotzdem Platz für 570 bis 1.710 Liter Gepäck bietet.

Das Cockpit ist identisch mit dem des Explorers: ein kleines Display hinter dem Lenkrad, ein großes, senkrechtes Tablet daneben und ein Geheimfach hinter der Mittelkonsole. Die Konsole auf dem Mitteltunnel bietet mehr Stauraum als manche Einbauküche.

Auch wenn der Platz im Fond etwas knapper ausfällt, können Erwachsene weiterhin bequem mitfahren. Einige Eigenheiten des Capri sind dennoch erkennbar: schmucke Rallye-Streifen auf den Sitzen und Aussparungen in den Lenkradspeichen für die Illusion des Leichtbaus.

Der Rückgriff auf die gute alte Zeit kann nicht verbergen, dass der Capri kaum mehr ist als ein rheinisch eingefärbtes VW-Modell. Doch in Köln wollen sie sich nicht allein auf die Wolfsburger Entwicklungshilfe verlassen.

Sie wollen beweisen, dass sie nicht nur MEB-Technik verpacken oder E-Modelle aus dem amerikanischen Mutterhaus verkaufen können. Als viertes elektrisches SUV kommt deshalb noch in diesem Jahr ein elektrischer Puma.