Immer mehr Autos mit Billigreifen unterwegs

Immer mehr Verbraucher greifen beim Reifenkauf zu Billigreifen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie der Unternehmensberatung BBE Automotive. Demnach hatten in der vergangenen Wintersaison zwölf Prozent der Autofahrer sogenannte "Budget"-Reifen aufgezogen. 2019 lag der Anteil noch bei fünf Prozent. Der Anteil von "Quality"- und "Premium"-Reifen sank gleichzeitig von 24 und 50 Prozent auf aktuell noch 20 und 47.

Der tatsächliche Anteil der Autos mit günstigen Reifen dürfte sogar noch deutlich höher liegen. In der Studie gaben 21 Prozent der Befragten an, nicht zu wissen, welche Reifen am eigenen Auto aufgezogen sind.

Das liege zum einen daran, dass viele die Reifen nicht selbst gekauft hätten und es zum anderen eine unglaubliche Markenvielfalt mit einer dreistelligen Zahl von Reifenmarken gebe, erklärt Wolfgang Alfs, Geschäftsführer von BBE Automotive.

"Jeder fünfte Autofahrer in Deutschland fährt Budget-Reifen", schätzt der Marktexperte daher. Dass diese These nicht aus der Luft gegriffen ist, zeigt sich auch daran, dass laut BBE-Daten etwa 20 Prozent der online über B2B-Marktplätze gehandelten Reifen auf das Budget-Segment entfallen.

Und der Marktanteil dürfte noch weiter wachsen: "Es ist durchaus realistisch, dass der Marktanteil von Budget-Reifen in den kommenden zehn Jahren um ein bis zwei Prozent pro Jahr wächst." Zwar würden die meisten Verbraucher qualitätsorientiert kaufen und in der Regel Markenbekanntheit mit Qualität assoziieren.

Doch biete eine Werkstatt oder ein Autohändler auch günstigere Marken an, gingen viele Menschen davon aus, dass die Marke dann so schlecht nicht sein könne und griffen zu, falls die Premium-Reifen das Budget sprengen.

Allerdings haben die Verkäufer enormen Einfluss auf die Kaufentscheidung der Verbraucher. 45 Prozent der Befragten gaben an, ohne Markenpräferenz in den Kaufprozess zu gehen. 47 Prozent erklärten zudem, sie folgten der Empfehlung ihres Verkäufers.

Für Werkstätten und Autohäuser ergibt sich daraus ein deutliches Potential, Kunden von höherpreisigen und daher margenträchtigeren Premium-Reifen zu überzeugen.

Das wäre womöglich auch im Hinblick auf die Verkehrssicherheit von Vorteil. Denn für diese ist der Trend zu Budget-Reifen nicht optimal. Man könne auf Basis der ADAC-Reifentests keine allgemeingültige Aussage treffen, dass teurere Reifen sicherer seien als günstige, heißt es von Seiten des ADAC.

Bei den regelmäßigen Reifentests des Autoclubs zeige sich aber, "dass die eindeutig als 'Premium'-Reifen zu deklarierenden Modelle häufig unter den besten sind". Es komme aber trotzdem vor, dass Reifen aus dem Premium-Segment im Mittelfeld oder im letzten Drittel landen. Und es komme auch selten einmal vor, dass es Reifen unbekannter Marken aus dem Stand ins vordere Viertel schaffen.

Doch es bleiben Schwächen: "Vor allem in kritischen Bereichen, zum Beispiel bei Nässe, haben Budget-Reifen unserer Beobachtung nach häufig Nachteile. Dies kann, wenn diese Reifen vermehrt gekauft werden, die Verkehrssicherheit insgesamt negativ beeinflussen", so ein ADAC-Sprecher. Zahlen hierzu lägen allerdings nicht vor.

Der ADAC weist zudem darauf hin, dass Budget-Reifen oft nur auf den ersten Blick günstiger sind: Denn Premium-Reifen erzielten oftmals auch hohe Laufleistungen. Das in Verbindung mit guten Sicherheitseigenschaften relativiere insbesondere für Vielfahrer die Preisunterschiede zwischen den "Premium"-, "Quality"- und "Budget"-Reifen schnell.