Geplanter Jobabbau: Heftige Proteste vor der ZF-Zentrale erwartet

Mit heftigem Protest seiner Beschäftigten muss der Zulieferer ZF Friedrichshafen am dezentralen Aktionstag am Dienstag rechnen. Am Stammsitz des Unternehmens in Friedrichshafen wird es unter anderem einen Marsch der Mitarbeiter zum ZF-Forum geben, in dem die Konzernführung ihren Sitz hat. Der Abschluss der Kundgebung findet auf dem Adenauerplatz vor dem Rathaus in Friedrichshafen statt.

Der Gesamtbetriebsrat rechnet mit rund 3000 Protestierern in Friedrichshafen. Auch andere Standorte werden sich an der Protestaktion beteiligen. Unter anderem wollen sich die Beschäftigten in Saarbrücken und Neunkirchen-Wellesweiler an der Aktion beteiligen. Bereits im Januar waren rund 3000 ZF-Mitarbeiter bei einem Solidaritätsmarsch in Friedrichshafen auf den Beinen. Damals ging es um die angekündigten Werksschließungen in Nordrhein-Westfalen.

Die Kundgebungen sind eine Reaktion auf die Ankündigung des Konzerns von Ende Juli, bis 2028 in Deutschland zwischen 11.000 und 14.000 Stellen zu streichen. Das wäre fast jeder vierte ZF-Arbeitsplatz hierzulande. Von einem „Kahlschlag“ ist auf Arbeitnehmerseite die Rede. Damit waren die Befürchtungen des Gesamtbetriebsrats Unternehmens noch übertroffen worden, der mit bis zu 12.000 Stellen in Deutschland bis zum Jahr 2030 gerechnet hatte.

Gesamtbetriebsratschef Achim Dietrich kündigte als Reaktion auf die Unternehmenspläne „entschiedenen Widerstand“ an. Der Vorwurf der Arbeitnehmervertretung: Die Beschäftigten in Deutschland sollen nun ausbaden, was in den vergangenen Jahren durch falsche Management-Entscheidungen angerichtet wurde.

Durch die großen Zukäufe der vergangenen Jahre (TRW, 2015; Wabco, 2020) hatte sich die ZF-Standortstruktur in Deutschland sukzessive vergrößert. Diese nach den Akquisitionen bis heute noch kleinteilige Struktur werde laut ZF nun in eine schlankere Standortverbundstruktur überführt. ZF-Chef Holger Klein erklärte, dass die bisherige Struktur an vielen Stellen ineffizient sei und oft wenig Flexibilität bietet. „Gerade bei kleinen Standorten, die meist nur auf ein Hauptprodukt ausgerichtet sind.“

Nachdem die Produktion in Damme schon beendet wurde, macht ZF den Standort in Gelsenkirchener Stadtteil Schalke bis Ende des Jahres dicht, das Werk im nordrhein-westfälischen Eitorf soll spätestens Ende 2027 geschlossen werden.

Der Zulieferer verfügt in Deutschland insgesamt über 38 Standorte und Servicepunkte mit weniger als 1000 Mitarbeitern. Standorte mit nur einem Hauptprodukt sind beispielsweise Saarbrücken, wo das Achtgang-Automatikgetriebe hergestellt wird oder Brandenburg, wo Doppelkupplungsgetriebe entstehen.

Unter besonderer Beobachtung stehen Werke, die ein geringeres Bruttoergebnis als zehn Prozent des Standortumsatzes erwirtschaften. Der Zulieferer hatte Ende Juli erklärt, mögliche Standortverbünde prüfen zu wollen.

Vor einem Schrumpfungsprozess steht wohl das Werk für Automatikgetriebe in Saarbrücken mit mehr als 9000 Mitarbeitern. Hier war spekuliert worden, dass rund ein Drittel der Stellen gestrichen werden könnten. Mit der Montage von E-Antrieben versucht ZF dort gegenzusteuern und baut den Standort zum Leitwerk für elektrische Antriebssysteme aus. Aber es ist klar, dass das nicht reichen wird, da beim Hochlauf der E-Mobilität die Zahl der Getriebe für Verbrennungsmotoren rückläufig ist.