Kommentar zu Skodas Agentur-Stopp: Volkswagen braucht ein einheitliches Vertriebssystem

Die Liste der Agentur-Absagen ist lang. Nun kommt die nächste: Die VW-Tochter Škoda stellt nicht wie ursprünglich geplant das Vertriebssystem seiner Elektroautos zum 1. Oktober 2024 um, sondern verschiebt die Einführung auf das Jahr 2026, also um mehr als zwölf Monate.

Bei den meisten Herstellern war die Umstellung, weg vom Verkauf im selektiven Handelssystem hin zur Vermittlung der Fahrzeuge als Agent, mit Schwierigkeiten verbunden. Verschiebungen gehörten dazu. Doch bei vielen war dies der Anfang vom Ende des Agenturmodells.

Davon wissen vor allem Stellantis-Partner ein Lied zu singen. Sie warten seit Jahren auf die Einführung. Viele winken mittlerweile ab und gehen davon aus, dass die Umstellung nicht mehr kommt. Der Tod auf Raten könnte auch der Škoda-Agentur drohen.

Zwar reiht sich die Škoda-Notbremse in eine lange Reihe von Verschiebungen ein, zugleich ist sie jedoch auch eine besondere Entscheidung. Denn nur wenige Tage nach dem Beben von Wolfsburg erteilt die erste VW-Konzernmarke einer umstrittenen, teuren Vertriebszukunft erstmal eine Absage.

Es war die einfachste und schnellste Möglichkeit im Rahmen des verschärften Sparkurses. Denn die Umsetzung ist teuer und risikoreich für den Hersteller. Die anderen Konzernmarken wie Volkswagen Pkw vorneweg, Audi und VW Nutzfahrzeuge im Anschluss können ein Lied davon singen.

Volkswagen braucht ein einheitliches Vertriebssystem. Dass ein Doppelsystem nicht funktioniert, haben die vergangenen Monate gezeigt. Das gilt nicht nur für die jeweiligen Marken mit der Unterscheidung in Elektro und Verbrenner, das gilt auch über alle Volumenmarken des Konzerns hinweg. Sonst droht Kannibalisierung.

Das bereits eingeführte BEV-Agenturgeschäft wieder ins Händlersystem zurückzuführen, ist deutlich schwieriger und braucht länger. Doch beim Volkswagen-Konzern ist nichts mehr in Stein gemeißelt. Das haben die vergangenen Tage gezeigt.

Škoda hat den ersten Schritt im Volkswagen-Konzern gemacht. Doch das dürfte nur der Anfang gewesen sein.