Kreislaufwirtschaft: Große Chance für Autobauer

Ein neuer Wettbewerb ist in der Automobilindustrie entbrannt. Längst geht es nicht mehr nur um die saubersten Antriebstechniken, sondern um das gesamte Ökosystem Automobil. „From the cradle to the grave“ lautet das Motto der Kreislaufwirtschaft. Von der Wiege bis zur Bahre. Dabei spielt die Fertigung bei E-Fahrzeugen eine besondere Rolle, weil die Herstellung der Batterie energie- und ressourcenaufwendig ist.

Wer in diesem Kreislauf besser ist als die Wettbewerber, hat Vorteile bei der Regulierung, bei staatlichen Förderprogrammen und womöglich auch bei Endkunden. Allen Beteiligten ist klar, dass es längst nicht ausreicht, auf grüne Energie zu setzen, um ein „grünes“ Auto vom Band fahren zu können. Vielmehr muss der gesamte Produktionsprozess auf den Prüfstand gestellt werden. Jeder noch so kleine Schritt muss evaluiert und optimiert werden.

Der Aufwand dafür ist enorm, doch der Ertrag kann es ebenso sein. Durch sparsamen Einsatz von Energie und Rohmaterialien, durch die Vermeidung von Abfällen, durch geringere Emissionen und nicht zuletzt durch die Aufbereitung und Weiterverwendung gebrauchter Produkte können dauerhaft erhebliche Kosten eingespart werden.

So gehen die Boston Consulting Group (BCG) und der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) in einer Studie davon aus, dass bis zu 86 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen in der industriellen Fertigung durch den Einsatz neuer Technologien und Prozesse eingespart werden können – und zwar durch Technologien, die schon heute wirtschaftlich sind.

Ein wichtiges Werkzeug für „Green Manufacturing“ sind KI-gestützte Prozesse und der Einsatz von hochflexiblen Robotern. Diese müssen nicht so häufig ausgetauscht werden, können schneller auf veränderte Marktbedingungen reagieren und lohnen vielfach auch den Einsatz bei kleineren Losgrößen.

Große Chancen liegen auch in der Abkehr vom jahrzehntelangen Prinzip „bauen – benutzen – wegwerfen“. Ein Forscherteam der RWTH Aachen hat die Perspektiven einer „Upgrade-Fabrik“ untersucht und kommt zu dem Schluss, dass durch den Austausch von zehn bis 30 Prozent der Komponenten die Nutzungsdauer eines Fahrzeugs massiv verlängert werden kann. Bis zu 50 Prozent der Ressourcen und Emissionen in der industriellen Produktion könnten dadurch eingespart werden.

Die deutschen Autobauer haben die Chancen des „Green Manufacturing“ längst erkannt. So hat BMW sein derzeit in Bau befindliches Produktionswerk für Hochvoltbatterien in Niederbayern als hochmoderne Fertigung mit möglichst geringen Umweltbelastungen ausgelegt. So wurde bei Baubeginn sogar die Humusschicht gerettet und für Rekultivierungsmaßnahmen eingesetzt.

Volkswagen hat seine Werke in Zwickau und Dresden mittlerweile zu 100 Prozent auf grünen Strom umgestellt. Das ist ein wichtiger Schritt beim geplanten Komplettumbau zu „grünen Fabriken“. Bilanziell ist die Fertigung von Elektromodellen dort seit Beginn der E‐Auto-Produktion bereits vollständig CO 2-neutral – einschließlich der kompletten Liefer- und Fertigungskette.