Bei VW ist nicht alles schlecht

Angenommen, Oliver Blumes Restrukturierungsstrategie für Volkswagen verfängt: Dann könnte der Autobauer womöglich im Jahr 2026 über dem Berg sein und wieder robust dastehen. Bis dahin ist es noch ein langer Weg, aber die Chance ist da.

Was sind die Stationen? Erstens müssen Volkswagen und Betriebsrat sich erfolgreich einigen. Erfolgreich heißt in diesem Fall, dass die Kosten sinken und die Produktivität steigt. Ohne Einschnitte wird das nicht gehen. Lange Streiks sind keine Lösung, ein Zukunftspakt muss her.

Zweitens gehen die Aufräumarbeiten im Hause weiter. VW fährt unter anderem die Softwarefirma Cariad auf ein gesundes Maß herunter und konzipiert die Werksbelegung neu. Konzernchef Blume moderiert ab, was in besseren Zeiten losgetreten wurde, aber nie zum Fliegen kam.

Drittens müssen die neu geschlossenen Kooperationen Wirkung zeigen und dürfen sich nicht als Verzweiflungstaten entpuppen. Für Software steigt VW bei Rivian ein, für neue E-Modelle in China geht die Marke VW mit Xpeng zusammen. Der Druck ist hoch, ein Scheitern würde – gerade bei Rivian – extrem wehtun.

Viertens muss der Wandel vom Verbrenner zum Elektroauto so harmonisch orchestriert werden, dass in der Übergangsphase nicht gleich alles den Bach runtergeht. Bei Ford in Europa sieht man gerade, wo eine blinde Strategie hinführt.

VW profitiert derzeit vom Verbrenner mit guten Absatzzahlen (Stichwort: neuer Tiguan), und auch die nächsten ID-Modelle sollen – etwa im Design – einen großen Satz machen. Bei aller Sorge in der Öffentlichkeit steht die Marke zum Beispiel in fünf von zehn Fahrzeugsegmenten im Oktober in Deutschland auf Platz eins. Auch das ist Teil der Wahrheit.

Die gegenwärtige Lage ist eine Mischung aus Rückabwicklung, Kostenkontrolle und Vorwärtsstrategie. Womöglich ist die Chance einmalig für Veränderung. Aber wenn sie verpasst wird, verschwindet auch keine Krise.