"Keine Zweideutigkeit": Jaguar zeigt in Miami, wie seine Autos aussehen sollen

Nach der harschen Kritik von Automobilfans an dem werblichen Jaguar-Neustart in den vergangenen Wochen hat das Unternehmen nun das erste Concept Car enthüllt. Die Konzeptstudie zeigt die Designsprache, an die sich die künftigen Jaguar-Fahrzeuge anlehnen.

Jaguar erfindet sich gerade komplett neu, schafft alles Bisherige ab und will zu einer Luxusmarke werden. "Unser Ziel war es, etwas Einzigartiges zu machen, ein Copy of nothing", sagte Rawdon Glover, Managing Director von Jaguar, im Gespräch mit der Automobilwoche in Gaydon.

Dass die Neuerfindung mutig sei, räumt der Jaguar-Chef ein, aber er vertraut da ganz Jaguar-Gründer Sir William Lyons, der das "Copy of nothing" einst erfand. Glover: "Wir kommen zurück mit einer Klarheit und Einzigartigkeit, die unnachahmlich ist. Ich mag keine Zweideutigkeit."

Jaguar will fortan anders sein als alle anderen. Dementsprechend präsentierte die Marke ihr Concept Car auch nicht auf einer Automesse, sondern am Rande einer Kunstmesse in Miami. Der Name des Fahrzeugs lautet "Type 00". Glover: "Der Typ 00, das ist unsere Antwort auf die Frage, die sich die ganze Branche stellt: Was werden die Leute in der Zukunft kaufen?"

Mit "die Leute" sind hier vor allem reiche Kunden gemeint, denn Jaguar wird teuer. "Warum sollten wir das tun wollen, was wir die letzten 15 Jahre gemacht haben? Der Premiummarkt ist brutal hart." Stattdessen sollen Begehrlichkeit und Attraktivität durch die Wende zum Luxus steigen. "Wir haben einen Preispunkt gewählt, an dem die Modellpalette unserer Meinung nach beginnen sollte, das sind 130.000 bis 140.000 Euro." Es kann dann gut und gern bis 200.000 Euro hochgehen.

Auch wenn die Vergangenheit passé sein soll, erinnert das Concept Car ein wenig an den legendären E-Type mit langer Schnauze, weitem Radstand und flach abfallendem Heck. "Das Äußere muss wie nichts anderes aussehen, und das Innere muss die Handwerkskunst hervorheben", sagte Glover.

Das erste Serienfahrzeug, ein viertüriger GT, stellt Jaguar erst 2025 vor. 2026 kommt es in den Handel. Insgesamt will Jaguar drei Modelle anbieten.

Jaguar-Fans waren verschreckt, als die Marke zum Neustart mit bunter, woker Reklame für sich warb, in der keine Autos vorkamen. "Verkauft Ihr Autos?" fragte Tesla-Chef Elon Musk auf X.

Allerdings plant das Unternehmen auch gar nicht, seine bisherige Zielgruppe zu bedienen. Intern wird geschätzt, dass Jaguar nur bis zu 20 Prozent seiner Kunden behält. "Wir wollen einen Teil unseres derzeitigen Kundenstamms mitnehmen, und zwar so viele, wie wir können. Aber Jaguar wird eine Luxusmarke mit einem anderen Preisniveau sein und zielt auf Mehrwagenhaushalte ab."

Als Hauptmärkte nennt Glover Nordamerika, China, Deutschland und Großbritannien. "Es gibt etwa zehn Länder weltweit, die etwa 85 Prozent unseres Volumens ausmachen werden."

Im Jahr 2021 begann das Mutterhaus Jaguar Land Rover (heute kurz JLR) mit der sogenannten "Reimagine"-Strategie und gruppierte die Marken neu. Für Jaguar wurde entschieden, rein elektrisch zu werden und auf Luxus zu setzen. Also weniger Absatzvolumen, aber mehr Marge.

Doch das dauert noch. Nachdem alle laufenden Produktionen abgestellt wurden, gibt es keine neuen Jaguars mehr zu kaufen. Vorerst verdient die Marke also kein Geld. "Wir werden in diesem und im nächsten Jahr und sogar im ersten Jahr der Produktion nicht viel Geld verdienen. Aber Jaguar muss profitabel sein." Eine langfristige Perspektive sei dem Unternehmen wichtig.

Glover: "Der Erfolg von Land Rover, Defender und den anderen Marken gibt uns die Möglichkeit, zu sagen: Nun, Jaguar muss noch nicht unbedingt heute liefern, aber in der Zukunft."