Baden-Württembergs IG-Metall-Chefin Barbara Resch fordert von der Europäischen Union Klarheit in Sachen CO2-Vorgaben für die Autoindustrie. Investitionen seien sinnvoller als Strafzahlungen.
Barbara Resch fordert von der EU Klarheit über den Weg der Autoindustrie zur Klimaneutralität.
Angesichts des bevorstehenden Autogipfels der Europäischen Union mit Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat die baden-württembergische IG-Metall-Bezirkschefin Barbara Resch Klarheit in Sachen CO2-Vorgaben gefordert.
„Der eingeschlagene Weg ist richtig, aber die Schritte bis 2035 müssen neu definiert werden“, sagte sie vor Journalisten in Stuttgart. So mache es keinen Sinn, die Hersteller für nicht erfüllte Vorgaben in diesem Jahr mit hohen Strafzahlungen zu belegen.
„Dieses Geld sollte lieber investiert werden“, so Resch weiter. Ähnlich hatte vor wenigen Tagen Mercedes-Chef Ola Källenius in seiner Rolle als ACEA-Präsident in einem offenen Brief an die EU argumentiert.
Es müsse rasch geklärt werden, wie die Autoindustrie durch staatliche Maßnahmen unterstützt werden könne. Resch brachte eine Mindestwertschöpfung in Europa ins Spiel, damit Beschäftigung gesichert werden könne. Dies fordern auch Unternehmen wie beispielsweise der Zulieferer Valeo.
Außerdem brauche es einen wettbewerbsfähigen Industriestrompreis sowie Abbau von Bürokratie und Investitionen in die Infrastruktur. So habe das Unternehmen Liebherr beispielsweise inzwischen Probleme, seine produzierten Kräne nach Bremerhaven zu transportieren, weil so viele Brücken marode seien. „Die Schuldenbremse darf keine Zukunftsbremse sein“, so Resch.
Dagegen bringe es nichts, die Arbeitskosten in Deutschland drücken zu wollen, um wettbewerbsfähiger zu sein. Es gebe immer ein Land auf der Welt, in dem billiger produziert werden könne. Stattdessen komme es darauf an, Forschung und Entwicklung zu stärken.
„Innovationen und die Produkte der Zukunft müssen aus Baden-Württemberg kommen, wenn wir unsere Spitzenposition in der globalen Wirtschaft verteidigen wollen“, so Resch. Ansonsten drohe ein massiver Wohlstandsverlust.
Hier seien auch die Unternehmen in der Pflicht. Nach Jahrzehnten hoher Gewinne und komfortabler Margen sei es nicht akzeptabel, sich zurückzuziehen, Standorte zu verlagern oder Werke zu schließen.
„Ich bin langsam genervt von den einfachen Rechnungen der Manager, die weniger Umsatz immer mit Jobabbau gleichsetzen, ich erwarte andere Rezepte.“ Sollten diese ausbleiben, scheue die IG Metall auch Konflikte nicht. Am 15. März soll es daher in Stuttgart einen großen Aktionstag geben.
Die Parteien hätten nach der Wahl vor allem die Aufgabe, nach drei Jahren der Rezession für Wachstum in der Wirtschaft zu sorgen. Während in Deutschland Stagnation herrsche, habe die Konjunktur in allen anderen OECD-Ländern wieder angezogen. „Aus unserer Sicht ist es 5 vor 12“, so Resch.
Zwar habe es auch 1992/93 schon eine große Krise der Autoindustrie gegeben, der anschließend ein Beschäftigungsaufbau folgte. Diesmal seien die Probleme allerdings vielfältiger und überlagerten sich.
Außerdem zeige die Vergangenheit, dass einmal verloren gegangene Jobs in der Regel nicht zurückkämen. „Wenn wir jetzt nicht gegensteuern, droht ein massiver Wohlstandverlust.“
Vor allem die Zulieferindustrie im Südwesten steckt in der Krise. Unternehmen wie Bosch, ZF und viele andere haben den Abbau von Zehntausenden Stellen angekündigt, viele kleinere Betriebe kämpfen um ihre Existenz.
Bei Bosch würden derzeit Zielbilder für die einzelnen Standorte definiert. Man werde als IG Metall um Alternativen zum Jobabbau werben, sagte Resch. Bosch stellt an diesem Donnerstag die vorläufigen Zahlen für das Jahr 2024 vor. Dann dürften auch mehr Details zum Stellenabbau bekannt werden.
Die angespannte Situation in der Autoindustrie und der zunehmende Stellenabbau schlägt auch auf die Gewerkschaft durch. So hatte die IG Metall in Baden-Württemberg Ende 2024 noch 409.716 Mitglieder. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Minus von 2,5 Prozent.
Resch begründete den Rückgang mit der Demografie, viele Babyboomer gingen in den nächsten Jahren in den Ruhestand. Bei Auszubildenden und Angestellten dagegen seien die Mitgliederzahlen im vergangenen Jahr gestiegen.
