Der Aufsichtsrat bereitet die Aufhebung der Verträge von Lutz Meschke und Detlev von Platen vor. Namen für ihre Nachfolge kursieren bereits.
Gehen bald getrennte Wege: Porsche-Chef Oliver Blume und sein langjähriger Finanzvorstand Lutz Meschke.
Der Aufsichtsrat von Porsche will demnächst die vorzeitige Aufhebung der Verträge von Finanzvorstand Lutz Meschke und Vertriebschef Detlev von Platen beschließen. Eine entsprechende Ad-hoc-Meldung hat der Hersteller bereits herausgegeben.
Über Nachfolger hat der Aufsichtsrat noch nicht entschieden. "Die entsprechenden Gespräche werden nun mit den Kandidaten geführt, da geht es auch um die zeitlichen Verfügbarkeiten", sagte ein Insider der Automobilwoche.
Die Suche dürfte einige Wochen in Anspruch nehmen. Das zeigt, dass die Entscheidung über den Rauswurf der beiden Vorstände nicht von langer Hand geplant war.
Während Vertriebschef Detlev von Platen die schwachen China-Geschäfte angelastet werden, soll es bei Finanzchef Lutz Meschke zum Zerwürfnis mit VW-Konzernchef und Porsche-CEO Oliver Blume gekommen sein. Meschke galt als aussichtsreicher Kandidat für die Nachfolge von Blume, sollte dieser sich auf seinen Posten in Wolfsburg konzentrieren.
Meschke soll in seiner Funktion als Vorstand für Beteiligungsmanagement der Dachgesellschaft Porsche SE seinen Chef indirekt immer wieder kritisiert haben, etwa für das aus Meschkes Sicht unzureichende Sparpaket für die Kernmarke VW, das vor Weihnachten beschlossen worden ist.
Außerdem war Meschke wiederholt in die Schlagzeilen geraten, unter anderem wegen undurchsichtiger Immobiliengeschäfte in Kitzbühel oder seiner Rolle beim überteuerten Kauf von Anteilen der Tochter MHP, mit dessen Gründer Ralf Hofmann Meschke befreundet ist.
Wer auf Meschke folgt, ist noch unklar. Die Wahrscheinlichkeit ist aber groß, dass es eine interne Lösung geben wird. Das bedeutet, dass die möglichen Kandidaten aus dem VW-Konzern stammen und idealerweise bereits Erfahrung bei Porsche gesammelt haben, da angesichts der angespannten Situation und des anstehenden Sparpakets eine lange Einarbeitungszeit hinderlich wäre.
Insofern wäre Jürgen Rittersberger (52) ein geeigneter Kandidat. Er kennt Porsche gut, war von 2002 bis 2018 in verschiedenen Funktionen im Unternehmen, zuletzt als Generalbevollmächtigter. 2018 wurde er Chefstratege und Leiter des Generalsekretariats im VW-Konzern, bevor er schließlich 2021 als Finanzvorstand zu Audi nach Ingolstadt wechselte.
Allerdings ist fraglich, ob er in Ingolstadt abkömmlich ist, da das Unternehmen selbst in einer Krise steckt und an einem Personalwechsel kaum Interesse haben dürfte.
Ähnliche Voraussetzungen bringt Holger Peters (56) mit, der derzeitige Finanzvorstand von Skoda. Auch er startete seine Karriere 1996 in Zuffenhausen. Nach gut 20 Jahren im Controlling wechselte er innerhalb des Unternehmens zu den Finanzdienstleistungen, die er von 2018 bis 2022 leitete.
Danach war er im VW-Konzern für den Erwerb des Mobilitätsunternehmens Europcar zuständig, bevor er 2023 als Finanzvorstand zur Konzernmarke Skoda nach Mlada Boleslav wechselte.
Im Vertrieb könnte Alexander Pollich (57) den Posten von Detlev von Platen übernehmen. Pollich leitete bereits viele Porsche-Märkte wie Kanada oder Großbritannien, kennt die Händler und genießt großen Respekt bei ihnen.
Nachdem er viele Jahre Deutschland-Chef war, wurde Pollich im vergangenen Jahr nach China abberufen, um dort das Vertriebsnetz an die schwierigen Marktbedingungen anzupassen. Pollich gilt als ausgewiesener Stratege mit diplomatischem Verhandlungsgeschick. Allerdings müsste er als Vertriebsvorstand vermutlich den chinesischen Markt mitbetreuen, der das größte Sorgenkind von Porsche ist.
Eine weitere Option wäre der Wechsel von Beschaffungsvorständin Barbara Frenkel (61) auf den Vertriebsposten. Sie war 2001 als Qualitätsmanagerin bei Porsche eingestiegen, leitete vor ihrem Aufstieg ins Vorstandsressort den europäischen Vertrieb, kennt sich also bestens aus im Verkauf von Sportwagen. Allerdings wäre diese Rochade keine dauerhafte Lösung.
Dass Porsche auch hier bei Schwestermarken wildern kann und beispielsweise Audis Vertriebschef Marco Schubert (50) nach Zuffenhausen wechselt, erscheint eher unwahrscheinlich. Der hat zwar ebenfalls Porsche-Erfahrung, aber die längste Zeit seiner Karriere bei der Marke mit den vier Ringen verbracht.
Mit dem bevorstehenden Ausscheiden von Meschke und von Platen hat in Zuffenhausen der Umbau im Vorstand begonnen. Dieser war über Jahre hinweg von großer Kontinuität geprägt. Inzwischen aber sind fast alle Mitglieder wie Entwicklungschef Michael Steiner (60), Produktionschef Albrecht Reimold (63), Beschaffungsvorständin Barbara Frenkel (61) und Personalchef Andreas Haffner (59) in einem Alter, in dem Vertragsverlängerungen nicht mehr selbstverständlich sind.
Lediglich der IT-Vorstand Sajjad Khan (51), der im November 2023 zu Porsche kam, gilt als gesetzt. Es wird daher spekuliert, dass in den nächsten Jahren weitere Vorstandsposten mit jüngeren Managern besetzt werden könnten.
Nicht zuletzt steht die Frage im Raum, wie lange Oliver Blume als VW-Konzernchef und Porsche-CEO in Personalunion weitermachen will. Die Kritik an der Doppelfunktion kommt nicht nur von Aktionärsvertretern, sondern auch aus dem engsten Führungszirkel in Zuffenhausen, wo die häufige Abwesenheit des Chefs nicht gut ankommt.
Außerdem führt die Verflechtung vieler Ämter von Porsche AG, Porsche SE und Volkswagen-Konzern zu Governance-Themen, die der Kapitalmarkt in der Regel mit Kursabschlägen quittiert.
Bisher hat Blume für die Doppelrolle die volle Unterstützung von Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche. In einer Sitzung am Donnerstag war ein Ende dieser Konstellation offenbar kein Thema. Doch angeblich soll Blume bis April mögliche Nachfolger für seinen Posten bei Porsche benennen.
Namen wie Klaus Zellmer, derzeit Chef von Skoda, oder Peter Bosch von Cariad kursieren bereits. Gut möglich, dass die Führung des Sportwagenbauers schon im nächsten Jahr praktisch nicht wiederzuerkennen ist.
