Was die US-Zölle Audi, BMW und Co. kosten – und wie sie Schaden begrenzen können

Die von der US-Regierung beschlossenen 25-prozentigen Zölle auf Fahrzeugimporte könnten die deutsche Autoindustrie erheblich belasten. Experten von AlixPartners haben ausgerechnet, dass die angekündigten Maßnahmen das EBIT der deutschen Premium-Hersteller Audi, BMW, Mercedes und Porsche mit mindestens fünf Milliarden Euro belasten würden.

Zusammen haben die vier Hersteller 2024 ein operatives Ergebnis von rund 36 Milliarden Euro eingefahren. Ein Einbruch um mindestens fünf Milliarden Euro würde einen Rückgang von mehr als 15 Prozent bedeuten.

Besonders betroffen dürften laut AlixPartners Audi und Porsche sein, die keine lokale Produktion in den USA haben. BMW und Mercedes bauen vor Ort hauptsächlich SUVs, aus Deutschland werden eher große Limousinen wie der 5er oder die S-Klasse importiert.

Es würde die Hersteller mit voller Härte treffen, wenn sie die zusätzlichen Zollkosten selbst tragen und nicht an die Verbraucher weitergeben. Dass die OEMs die Zölle vollumfänglich am Markt durchsetzen können, halten die Berater für ausgeschlossen. Je nach Modell könnten Preissteigerungen von bis zu 14.000 Dollar (13.000 Euro) auf die US-Kundschaft zukommen.

Der Handlungsspielraum der Hersteller ist beschränkt: Heiko Weber, Partner bei Berylls by AlixPartners, sagtt: "Die Hersteller werden ausbalancieren müssen, wie preissensitiv die Kunden sind und entscheiden, welchen Anteil der Zollkosten sie weitergeben."

Beim Verbtrieb ließen sich laut Weber einige Maßnahmen relativ schnell umsetzen. Neben der Weitergabe der Zölle an die Kunden könnten die Hersteller versuchen, die Auswirkungen auf das Ergebnis durch eine Reduzierung der Händlermargen gering zu halten.

Auch durch die Anpassung der Vertriebsstrategien ließen sich die negativen Folgen mildern: So könnten beispielsweise Mercedes versuchen, mehr in den USA gebaute GLE- und GLS-Modelle statt importierte E- und S-Klassen zu verkaufen.

Komplett kompensieren werden die Hersteller die Zollkosten auf keinen Fall können. Das sei aber auch gar nicht das Ziel, erklärt Weber. Die höheren Kosten seien in möglichen Verhandlungen schließlich auch ein Druckmittel auf die US-Regierung.

Ob und wann es zu solchen Verhandlungen kommt, ist noch offen. Schon in der ersten Trump-Amtszeit waren Auto-Zölle in Höhe von 25 Prozent im Gespräch: 2018 reisten die Chefs von Mercedes (Dieter Zetsche) und VW (Herbert Diess) sowie der Finanzvorstand von BMW (Nicolas Peter) ins Weiße Haus, um dem Präsidenten einen Deal vorzuschlagen – höhere Investitionen und neue Jobs gegen Zölle.

Damals wie heute war das hohe Handelsdefizit der USA ausschlaggebend für Trumps Pläne, auch wenn die Zölle laut der vom Weißen Haus veröffentlichten Verordnung offiziell der "Beseitigung der Bedrohung der nationalen Sicherheit der Vereinigten Staaten durch die Einfuhren von Automobilen und bestimmten Automobilteilen" dienen.

Die USA sind für die deutsche Industrie einer der wichtigsten Exportmärkte, der Gesamtwert der eingeführten Güter betrug 2024 rund 160 Milliarden US-Dollar – ein Anstieg von 26 Prozent gegenüber 2018. Allein der Export von Autos und Teilen beläuft sich auf 37 Milliarden Dollar, 30 davon entfallen auf Fahrzeuge (plus 41 Prozent).

Deutschlands Handelsbilanzüberschuss beträgt mittlerweile 85 Milliarden US-Dollar, 25 Prozent mehr als vor sieben Jahren, was die Spannungen nur verschärfen dürfte. Auf der anderen Seite sieht Trump, dass Zölle wirken können: Zwar liegt der Handelsüberschuss Chinas immer noch bei 295 Milliarden Dollar, gegenüber 2018 ist das Defizit der USA aber um 29 Prozent gesenkt worden.

Trump hatte seinerzeit bereits umfangreiche Zölle auf Importe aus China erlassen, die von seinem Nachfolger Biden nicht wieder abgeschafft wurden.

Dementsprechend dämpfen auch die Experten von AlixPartners die Hoffnung auf die Nach-Trump-Ära: Einmal eingeführte Steuern und Abgaben blieben in der Regel dauerhaft bestehen.

Hektische Reaktionen seien jedoch auch fehl am Platz. Fabian Piontek, Partner und MD bei AlixPartners: „Stand heute ist noch nicht definiert, wie die Zölle im Detail ausgestaltet werden. Unklar ist zum Beispiel, wie stark Zulieferteile aus Mexiko und Kanada betroffen sein werden.“

Abgesehen von Vertriebsmaßnahmen lassen sich die meisten Reaktionen auf die Zölle ohnehin nicht schnell umsetzen: Bestehende Werke auf neue Produkte umzurüsten dürfte laut den Experten gut ein Jahr dauern, zumal auch die gesamte Lieferkette betroffen wäre. Zulieferer müssten ebenfalls in die USA ziehen und dort produzieren, so Weber.

Ein neues Werk zu errichten und in Betrieb zu nehmen, dauere eher zwei bis vier Jahre. Auf Basis der aktuellen Faktenlage Produkt-Allokationen vorzunehmen, sei jedoch verfrüht, erklärt der Experte. Wichtig sei aber, dass die Hersteller auf alles vorbereitet sind.