Am 1. Juni ist es soweit. Dann tritt Nicolai Martin (47) seinen Posten als Vorstand für Einkauf und Lieferantennetzwerk beim BMW-Konzern an. Als der Autobauer die Personalie im Zuge eines größeren Vorstandsumbaus im März publik machte, wurde in der Branche der Mut des Aufsichtsrats gelobt, einen relativ jungen Manager ins oberste Führungsgremium zu berufen; andererseits klang aufgrund der Größe der Aufgabe auch Skepsis durch.
BMW-Manager Nicolai Martin: Mit der Mentalität eines Leistungssportlers
Nicolai Martin rückt demnächst als jüngstes Mitglied in den BMW-Vorstand auf. Sein Ehrgeiz kommt nicht von ungefähr, sondern wurzelt in seiner Vergangenheit.
Nun braucht es zur Berufung von Martin, der als Einkaufs-Vorstand die Nachfolge von Joachim Post antritt, keinen großen Mut. Der Manager ist kein Neuling. Vielmehr hat der Wirtschaftsingenieur in den vergangenen 21 Jahren eine Bilderbuchkarriere bei BMW hingelegt, die fast zwangsläufig auf einen Vorstandssessel führen musste.
Gefährdet war der Aufstieg nur ganz am Anfang, als Martin mit einem Faible für komplexe Herausforderungen durchaus aussichtsreich eine Karriere als Profi-Surfer anstrebte. Ziel: die Teilnahme an den Olympischen Spielen. Das hat er zugunsten der Wirtschaft aufgegeben.
Seine bisherige Laufbahn hat etwas von der Akribie, dem Fleiß und dem Talent, die auch im Profisport unerlässlich sind. Nach dem Wirtschaftsingenieurstudium, Fachrichtung Maschinenbau, war der gebürtige Frankfurter im Jahr 2004 zu BMW gekommen.
Er übernahm dort schnell Führungsverantwortung und promovierte nebenbei an der TU Darmstadt in Volkswirtschaft.
Von 2019 bis 2020 leitete Martin die Entwicklung elektrischer Antriebssysteme, von 2020 bis 2023 dann den Bereich Automatisiertes Fahren/Fahrerlebnis. Damals trat er auch verstärkt als Ansprechpartner für die Medien in Erscheinung.
In Interviews erlebt man ihn als zugewandten und für das automatisierte Fahren brennenden Gesprächspartner. Es geht ihm stets darum, komplexe Themen anschaulich zu erklären. Was auffällt: Martin beschränkt sich dabei nicht auf die rein technische Erläuterung, sondern bindet das Thema immer in einen gesamtwirtschaftlichen Kontext und den ökonomischen Nutzen für BMW ein.
Ein Umstand, der auch bei seiner Berufung zum Einkaufsvorstand Mitte März aufgegriffen wurde. So hob der BMW-Aufsichtsratsvorsitzende Norbert Reithofer, der sein Amt bei der Hauptversammlung am 14. Mai an den ehemaligen Finanzchef Nicoals Peter übergibt, hervor, dass der „leidenschaftliche Ingenieur“ Martin durch seine zusätzliche betriebswirtschaftliche Kompetenz die „richtige Besetzung“ für das Ressort Einkauf und Lieferantennetzwerk sei.
Und möglicherweise nicht nur dafür. BMW-Insider gehen davon aus, dass der Einzug in den Vorstand nicht die letzte Karriere-Welle ist, die Martin reitet.