CO2-Ziele entschärft, doch Händler unter Druck: Rabattschlacht geht weiter

Das erste Ausrufezeichen hat VW bereits im September gesetzt. Von einem Tag auf den anderen sank der Preis für den Kompakt-Stromer ID.3 unter 30.000 Euro – 2022 waren noch rund 44.000 fällig. Ende Januar legte VW nach und bot den ID.3 im Leasing für 249 Euro an – günstiger als den Golf oder gebrauchte ID.3. Spätestens da war die lang erwartete Rabattschlacht bei E-Autos entbrannt. 

Auch andere machen Druck. Für Fiats 500e gab es zwischenzeitlich bis 3.500 Euro Nachlass und für E-Modelle von Mercedes gibt es nach Daten des Duisburger CAR-Instituts bis zu elf Prozent. "Wir sehen aktuell einen merklichen Anstieg des Rabattniveaus bei E-Autos", sagt CAR-Direktorin Beatrix Keim. Von Dezember auf Januar sprang das durchschnittliche Rabattniveau für E-Autos von 8,8 auf 11,8 Prozent.

Ursache sind die ab 2025 gültigen CO2-Flottenziele der EU. Um sie zu erreichen und Milliardenstrafen zu vermeiden, müssen Hersteller ihren Elektro-Anteil massiv ausbauen. Dazu müssen die Stromer preislich mit Verbrennern mithalten. VW strebt einen BEV-Anteil von 25 Prozent an, Stellantis will in Deutschland 20 Prozent und Toyota 17 Prozent Plug-in-Hybride und BEV.

Durch den Aktionsplan der EU-Kommission ist nun für die Industrie etwas Entlastung in Sicht. Werden die Jahre 2025 bis 2027 zu einem Ausgleichs-Zeitraum zusammenfasst, wäre ein jährliches Erreichen der Ziele vom Tisch. Hersteller könnten 2025 die Ziele verfehlen und darauf bauen, dies 2027 wieder mit höheren E-Anteilen auszugleichen. Entspannt zurücklehnen kann sich die Branche dennoch nicht. Abgerechnet wird schließlich trotzdem, wenn auch später.

"Es wäre ein großer Fehler, beim Elektro-Absatz zu viel Druck herauszunehmen. Es besteht ein hohes Risiko, dass Hersteller und Handel dann schnell vom Kurs abkommen", sagt Keim. "Ich glaube nicht, dass die Autohersteller ihre Elektro-Ziele für den Handel lockern werden", prognostiziert Thomas Peckruhn, ZDK-Vize und Chef der Autohausgruppe Liebe. Der Preiskampf dürfte also, weitergehen, der Druck auf Händler bleibt. Für sie ist die Rabattschlacht ruinös. 

Fast alle Marken haben die variable Vergütung ihrer Händler an das Erreichen von Elektro-Quoten gekoppelt. Dementsprechend machen diese Druck und geben Marge als Rabatt an Kunden weiter oder bringen Eigenzulassungen in den Markt. "E-Autos werden um jeden Preis in den Markt gedrückt. Das tut uns Händlern finanziell sehr weh", sagt Peckruhn. Der Handel werde 2025 deutlich Ertrag einbüßen. "Die Elektro-Ziele der Hersteller gehen stark zulasten der Händler", bestätigt Keim. 

Dabei sind die Erträge ohnehin unter Druck: 2024 sank die Durchschnittsrendite um 0,5 Prozentpunkte auf nur 1,6 Prozent. Auch Hersteller verdienen derzeit wenig an E-Autos. "Die Profitabilität von BEVs ist heute deutlich geringer als die von Verbrennern", sagte Skoda-Chef Klaus Zellmer auf der Automobilwoche-Konferenz. Der elektrische Elroq liege zwar preislich auf dem Niveau des Verbrenners Karoq, "das gilt aber nicht für Profitabilität."

Und trotz der Entlastung durch die EU-Kommission, besteht ein Restrisiko, dass sich der Preiskampf sogar verschärft, wenn Hersteller feststellen, dass sie bei ihre Elektro-Zielen deutlich ab vom Kurs sind. Für Händler wäre das fatal. Denn der Druck auf die Hersteller würde umgehend bei ihnen landen. Dabei sind viele am Limit. "Etliche Händler haben ihr Pulver schon jetzt komplett verschossen. Viele arbeiten mit Null-Deckungsbeiträgen, um ihre Elektro-Ziele zu erreichen", berichtet Peckruhn.

Zu guter Letzt könnten auch chinesische Hersteller sowie Tesla ihren Teil beitragen, den Preiskampf zu verschärfen. Für sie spielen die CO2-Ziele zwar kaum eine Rolle, doch diese setzen stark oder sogar ausschließlich auf E-Autos und sind ihrerseits enorm unter Druck. "Diese werden sich dennoch am Preiskampf bei E-Autos beteiligen, weil sie sonst ihre Absatzziele nicht erreichen", sagt Keim mit Blick auf Tesla und chinesische Hersteller.

Bleibt auch noch die Hoffnung auf die neue Bundesregierung. "Ich denke, dass die Politik der Autobranche zu Hilfe kommen wird. An der Autobranche hängen viele Arbeitsplätze. Keine Partei kann es sich leisten, dass diese verloren gehen", sagt Keim. Gibt es Klarheit, was die neue Regierung vorhat, könnten zudem die Verbraucher ihre Zurückhaltung ablegen. In einer Befragung des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag der Automobilwoche von Januar erklärte die Hälfte der Befragten Autokäufer, sie würden derzeit beim Kauf eines BEV abwarten, um von möglichen Förderprogrammen zu profitieren.