Besuch in Köln: Warum die Ford-Mitarbeiter von Kanzler Scholz enttäuscht sind

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat bei seinem Besuch bei den verunsicherten Ford-Mitarbeitern in Köln kein Weihnachtsgeschenk mitgebracht und nicht die Wiedereinführung einer Kaufprämie für Elektroautos versprochen. Das fordern der Betriebsrat wie auch die Geschäftsführung von Ford in Deutschland.

Der Traditionshersteller baut in seinem Kölner Werk nur noch Elektroautos, den Explorer und das Retro-Modell Capri. Beide verkaufen sich kaum, weswegen in Köln Kurzarbeit herrscht und Ford tausende Jobs streichen will. 

Scholz war auf Einladung des Betriebsrates gekommen und sprach vor rund 8000 Ford-Beschäftigten in der Halle W. Begrüßt wurde er von Ford-Arbeitsdirektor Marcus Wassenberg, Gesamtbetriebsratschef Benjamin Gruschka und von Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker, die ebenfalls um den traditionsreichen Standort im Kölner Norden bangt.

"Deutschland ist ein Industriestandort und wird es auch bleiben. Wir werden alles dafür tun, damit wir das schaffen," sagte Scholz vor den Mitarbeitern. "Jetzt müssen wir dafür sorgen, dass die Rahmenbedingungen dafür stimmen und dass das gut funktioniert."

Konkret versprach Scholz, sich für günstigere Energiepreise für die Industrie einzusetzen. Er appellierte an die Sozialpartnerschaft, die gerade in schwierigen Zeiten wichtig sei. Dies sei seine Botschaft an Ford in Köln.

Scholz fügte hinzu, eine Verkaufsförderung für E-Autos sei notwendig, allerdings wäre dabei eine europäische Lösung der beste Weg. Eine nationale Lösung in Deutschland sei nur der "zweitbeste Weg."

Allerdings erklärte der Kanzler nicht, dass er diesen Plan noch in den nächsten Monaten vor der Konstituierung einer neuen Bundesregierung auf den Weg zu bringen versuche.

Die verbliebene Ford-Geschäftsführung in Europa will in Köln innerhalb der nächsten drei Jahre rund 2900 weitere Stellen und damit etwa jeder vierte Arbeitsplatz abbauen. Insbesondere im Entwicklungszentrum sollen weitere größere Bereiche geschlossen werden. Das würde die Zukunftsperspektiven von Ford-Pkw in Europa beträchtlich schmälern. Derzeit sind noch knapp 13.000 Beschäftigte am Standort tätig.

Die Geschäftsführung will mit dem Betriebsrat über einen sozialverträglichen Weg zum Abbau dieser Stellen verhandeln, das lehnen die Arbeitnehmervertreter aber ab, solange für sie keine Strategie für den langfristigen Erhalt des Standortes sichtbar wird.

David Lüdtke, Vertrauenskörperleiter der IG Metall bei Ford in Köln, äußerte sich im Gespräch mit der Automobilwoche zurückhaltend zum Auftritt des Kanzlers. "Wir haben deutlich gemacht, dass wir jetzt schnell eine neue Verkaufsförderung für E-Autos in Deutschland brauchen", sagte er. Der Kanzler habe sich aber zu keinem konkreten Schritt dazu verpflichtet.

"Wir können nicht warten, bis irgendwann eine neue Bundesregierung gebildet wurde und womöglich wieder eine Verkaufsförderung ermöglicht. Wir brauchen das so schnell wie möglich", sagte der Metaller.

Die Mitarbeiter hätten die Ansprache von Scholz mit gemischten Gefühlen zur Kenntnis genommen. "Viele hier haben sich heute mehr versprochen vom Besuch des Kanzlers."