"Völlig neue Kundschaft erobern": Mit dem Bigster greift Dacia in der Tiguan-Klasse an

Zu einem Kampfpreis ab 23.990 Euro startet Dacia im Mai den Verkauf seines ersten Modells in Europas wichtigstem Segment, der Kompaktklasse. Der Bigster soll Renaults Einstiegsmarke nun auch im C-SUV-Segment zu einer festen Größe machen.

Um nicht als Billigheimer abgestempelt zu werden, weicht Dacia sogar seine eisernen Regeln zur Kosteneindämmung auf. Schließlich haben Kunden im C-SUV-Segment höhere Erwartungen an ein Fahrzeug als in der Kleinwagen-Sparte. So gehört etwa eine elektrische Heckklappe zur Serienausstattung, auch LED-Tagfahrscheinwerfer. Und optional ist ein großes Panorama-Glasdach verfügbar.

Markenchef Denis Le Vot gab grünes Licht, um den Bigster höher zu positionieren als alle übrigen Modelle. "Während wir uns selbst treu geblieben sind, haben wir Dacia begehrenswerter und anspruchsvoller denn je gemacht, und das zu einem hervorragenden Preis-Leistungs-Verhältnis", erklärte Le Vot bei der Vorstellung des Modells in Südfrankreich.

Das Ziel, rund 10.000 Euro unter dem durchschnittlichen Transaktionspreis im C-SUV-Segment zu bleiben, habe man beim Bigster trotz des Upscalings noch überboten, betont Le Vot. Im Schnitt habe ein Kompakt-SUV in Europa im vergangenen Jahr 38.000 Euro gekostet. 2019 waren es noch rund 30.000 Euro gewesen. "Wir starten jetzt mit 24.000 Euro", betonte der Dacia-Chef.

"Jedes Jahr kaufen rund drei Millionen Kunden in Europa einen neuen Kompakt-SUV, die meisten davon sind Privatkunden. Und unser Privatkunden-Anteil lag im vergangenen Jahr bei 8,4 Prozent. Jetzt können Sie sich ausrechnen, welches Potenzial wir mit dem Bigster haben."

Die für den Launch des Bigster zuständige Managerin Anne Billaud sagt, mit welcher Marketing-Linie Dacia das neue Modell positionieren will: "Der Bigster hat alles Essentielle an Bord, und zugleich ist er cool." Im Segment sei er mit 4,57 Metern Länge einer der größten Kompakt-SUVs und zeige damit Präsenz auf der Straße.

In Deutschland lag der Privatkunden-Anteil von Dacia 2024 bei 5,8 Prozent, der Gesamt-Anteil bei 2,5 Prozent. Daher ist auch Deutschland-Chef Thilo Schmidt sehr optimistisch, mit dem Bigster zu wachsen und Marktanteile zu steigern.

"Der Bigster ist für uns ein echter Game-Changer", sagte Schmidt der Automobilwoche. Von den Neuzulassungen von rund 600.000 Einheiten im Kompakt-SUV-Segment in Deutschland werde Dacia einen angemessenen Anteil erobern.

Die ersten Reaktionen der Kunden auf den Bigster in Deutschland seien "überwältigend", so Schmidt. Bei einer Roadshow mit dem neuen Modell an 32 öffentlichen Plätzen habe Dacia in den vergangenen Wochen mehr als 10.000 Besucher gezählt. "Und die Menschen haben tausende Kaufverträge unterschrieben, ohne eine Probefahrt gemacht zu haben."

Besonders freut sich Schmidt über den hohen Anteil der georderten Top-Ausstattung: "90 Prozent der bisherigen Orders waren eine Vollausstattung - und 65 Prozent der bisherigen Kunden sind Eroberung, also Menschen, die noch nie einen Dacia erworben haben."

Das Vertriebsnetz sei auf die neuen Kunden gut vorbereitet, meint Schmidt. "Wir haben in den vergangenen zwei Jahren nicht nur unsere Modelle, sondern auch unsere Showrooms umfassend modernisiert."

Sehr gut angekommen sei bei den Kunden das neue Markendesign, das ungewöhnlicherweise gleichzeitig durch die gesamte Modellpalette hindurch umgesetzt wurde. Dieses Design sei auch in den Showrooms umgesetzt worden und habe die Marke am Point of Sale in eine andere Liga befördert.

Trotz des neuen Bigster bleibt Schmidt aber bei der Prognose für das Jahr 2025 auf dem Teppich. Beim Marktanteil erwartet er angesichts vieler starker Wettbewerber keinen großen Zugewinn, sondern einen kleinen Schritt nach oben. Den Privatkundenanteil will er aber auch dank des Bigsters auf mindestens sechs Prozent schrauben.

Und im Mai will Schmidt ein besonderes Ereignis feiern: "Wir rechnen damit, im Verlauf des Monats den einmillionsten Dacia in Deutschland zu verkaufen, seitdem wir 2005 gestartet sind."

Lieferbar ist der Bigster mit drei Antriebsvarianten. Ein 48-Volt-Mildhybrid-Dreizylinder-Benzinmotor mit 140 PS stellt den Einstieg in die Bigster-Welt dar. 

Daneben wird dieser Motor auch in einer Version für Flüssiggas (LPG) angeboten. Das ist in diesem Segment laut Hersteller eine Premiere. Dacia verweist auf die besonders große Reichweite der LPG-Version. Zusammen mit dem Benzintank kommt das Gas-Auto bis zu 1450 Kilometer weit, ohne aufzutanken.

Der stärkste Motor ist ein Vollhybrid mit 155 PS, der auf einem neuen 1,8-Liter-Reihenvierzylindermotor basiert. Dieses Modell ist ab 29.700 Euro erhältlich. Eine Mildhybrid-Version mit Allradantrieb und 130 PS startet bei 31.100 Euro. Die teuerste Ausstattungsvariante mit Vollhybrid-Antrieb beginnt bei 31.700 Euro.

Einer der wertigsten Wettbewerber in dem Segment ist der Tiguan von Volkswagen. Dort startet die Palette aber erst bei 38.250 Euro. Die höchste Version mit Allrad und 272-PS-Plug-in-Hybrid schlägt mit mindestens 58.340 Euro zu Buche.

Laut Le Vot ermittelte Dacia vor der Entwicklung des Bigster durch Umfragen, welche Features in diesem anspruchsvollen Segment auch von potenziellen Dacia-Kunden zwingend erwartet werden. In Deutschland wurden 400 Personen befragt, die unter anderem mit großer Mehrheit bekundeten, dass sie eine elektrische Heckklappe und ein LED-Tagfahrlicht in diesem Segment erwarten. Beides Features finden sich nun auch im Bigster.

"Wir eröffnen mit dem Bigster ein neues Spielfeld für Dacia", sagte Le Vot im Gespräch mit der Automobilwoche. "Wir treten mit ihm in das C- Segment ein, in dem wir bislang nicht vertreten waren. Und in diesem Segment werden wir weiterhin die Rezepte anwenden, die den Erfolg von Dacia im B-Segment ausgemacht haben."

Der Markenchef ist sehr optimistisch, bei nahezu allen Marken mit Angeboten im Kompakt-SUV-Segment Kunden erobern zu können. "Der Charme daran ist, dass wir eine völlig neue Kundschaft erobern werden, es wird also zusätzliche Kunden geben. Dacia wird weiter wachsen."