Pleiten bei Elektro-Start-ups: "Sterben einer jungen Spezies"

Es ist eine Underdog-Geschichte, die zur Obsession wurde: Einst ein kämpfendes Start-up, ist Tesla heute der wertvollste Automobilhersteller der Welt und hat eine Vielzahl von Nachahmern hervorgebracht. Doch viele von ihnen kämpfen ums Überleben.

Viele der Start-ups gingen 2020 und 2021 an die Börse. Aber die Ergebnisse waren nicht wie erhofft. Es gab Insolvenzen, enorme Geldverluste und – für diejenigen, die noch im Geschäft sind – ist der Weg in eine profitable Zukunft unsicherer denn je.

Neben Fisker meldeten auch Lordstown Motors und Arrival Insolvenz an. Rivian und Lucid mögen gut positioniert sein, aber ihre kombinierten Verluste beliefen sich im ersten Quartal 2024 auf über 2,1 Milliarden Dollar (1,9 Mrd. Euro).

„Ich glaube, was wir sehen, ist nicht so sehr eine Konsolidierung, sondern eher das Sterben einer jungen Spezies“, sagt Robert Fisher, Experte für Elektrofahrzeuge beim Beratungsunternehmen SBD Automotive.

Vergangenes Jahr begannen Elektro-Start-ups, wurden Komplexität und die enormen Kapitalanforderungen beim Fahrzeugbau zur großen Last für die Unternehmen. Hohe Zinsen und Inflation erhöhten den Druck. Jetzt hat sich die Situation von schlecht zu noch schlechter entwickelt.

Selbst Tesla hat damit begonnen, die Preise zu senken, um die nachlassende Nachfrage nach Elektroautos zu bekämpfen. Das hat zu dem geführt, was Stellantis-CEO Carlos Tavares als ein „Rennen nach unten“ für die gesamte Branche bezeichnet.

Traditionelle Automobilhersteller sind längst ernsthaft in die Produktion von Elektrofahrzeugen eingestiegen und machen den jungen Autoherstellern mächtig Konkurrenz. „Niemand dachte, dass der Weg dorthin so steinig sein würde, wie er war“, sagt Chris Pierce, Analyst der Investmentbank Needham & Co.

Nikola, Lordstown, Canoo, Faraday Future, Fisker und Lucid gingen alle durch den SPAC-Prozess an die Börse, um Geld von privaten Investoren und Institutionen zu sammeln. Viele versprachen dabei eine blitzschnelle Entwicklung, lockten Investoren mit einer Erfolgsgeschichte a la Tesla.

Lucid-Manager sagten beispielsweise in einer Investorenpräsentation 2021 voraus, dass sie in diesem Jahr 90.000 Fahrzeuge ausliefern und einen Umsatz von 9,9 Milliarden Dollar (9,1 Mrd. Euro) erzielen würden. Im jüngsten Finanzbericht räumt Lucid ein, dass man in diesem Jahr gerade einmal 9000 Fahrzeuge produzieren würde.

Zwar gab es bescheidene Fortschritte. Lucid senkte den Verlust im ersten Quartal auf 685 Millionen Dollar, nach 780 Millionen Dollar im Vorjahreszeitraum. Auch der Umsatz stieg um 16 Prozent auf 173 Millionen Dollar. Aber 9,9 Milliarden sind das nicht.

Auch Elektro-Primus Tesla hat erhebliche Probleme. Für das erste Quartal des Jahres meldete das Unternehmen den niedrigsten Gewinn seit mehr als sechs Jahren. Das Unternehmen war gezwungen, die Preise zu senken, um die nachlassende Nachfrage zu stimulieren, aber die Lagerbestände stiegen dennoch auf 28 Tage gegenüber 15 Tagen im letzten Quartal. Das Unternehmen hatte dieses Jahr schon mehrere Entlassungsrunden.

Und einige Unternehmen haben das Geschäft ganz aufgegeben. Lordstown Motors meldete letztes Jahr Insolvenz an, fand aber selbst dadurch keinen Frieden. Im Februar erhob die Securities and Exchange Commission Anklage gegen Lordstown wegen Übertreibung der Nachfrage nach dem Elektro-Pick-up Endurance.

Im Februar ging der britische E-Auto-Hersteller Arrival in den Insolvenzschutz. Er verkaufte seine Vermögenswerte an Canoo: Ein weiteres Start-up, das dieses Jahr Schlagzeilen machte, weil es das Doppelte seines Jahresumsatzes für die Privatjet-Flüge seines CEOs ausgab.

Canoo meldete am Dienstag einen größeren Verlust als erwartet: 110,7 Millionen Dollar für das Quartal im Vergleich zu 90,7 Millionen Dollar im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Canoo erklärte letzten Monat, dass es „erhebliche Zweifel“ an seiner Fähigkeit habe, als Unternehmen zu bestehen.

Doch selbst wenn ein ganzer Sektor schwächelt, gibt es gelegentliche Erfolge. Lucid sammelte im März eine Milliarde Dollar von einem Partner des saudi-arabischen Staatsfonds ein. Canoo unterzeichnete kürzlich eine Fahrzeugverkaufsvereinbarung mit einem Farbenhersteller im Nahen Osten. Mullen gab diesen Monat eine Finanzierungszusage von 150 Millionen Dollar bekannt.

Aber während einige Start-ups sich an kleinen Erfolgen festklammern, erobern traditionelle Automobilhersteller Marktanteie. Alteingesessene Player bieten immer mehr Elektro-Modelle an und haben Markenbekanntheit. Sie verfügen über etablierte Service- und Handelsnetze und – vielleicht am wichtigsten – Kapital.

Diese Vorteile zeigen sich nun, da Ford, Hyundai, die deutschen Hersteller und andere an Boden gewinnen. Teslas Anteil am amerikanischen E-Auto-Markt lag im ersten Quartal laut Kelley Blue Book bei etwas mehr als 51 Prozent, gegenüber mehr als 60 Prozent im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

„Die etablierten Unternehmen haben EVs eingeführt, die es den Start-ups schwer gemacht haben“, sagte Pierce, der Analyst von Needham. „Es gibt überzeugendere Optionen“ von diesen traditionellen Automobilherstellern.

Mit Kapital im Überfluss in den Jahren 2020 und 2021 kämpften die Start-ups damit, das Geld und den Hype in eine funktionierende Produktion umzusetzen. Sie wurden von Verzögerungen, Lieferkettenproblemen und Produktionsfehlern geplagt, als die Zeiten noch gut waren.

Jetzt geht das Geld aus, die Nachfrage hat nachgelassen und traditionelle Automobilhersteller sind als ernsthafte Konkurrenten aufgetaucht. Die schwächsten Start-ups sind bereits untergegangen, und es werden wahrscheinlich noch mehr folgen.

Der Text unseres US-Partnerportals Automotive News wurde von KI aus dem Englischen übersetzt und von einem Redakteur der Automobilwoche bearbeitet