Neuer CLA: Revolution für Mercedes – mit überraschender Hilfe aus China

Im Frühjahr 2025 soll der Mercedes CLA Premiere feiern. Er ist nicht nur ein neues Modell, sondern praktisch eine Revolution. Mit der MMA-Plattform sind große Sprünge in Sachen Effizienz möglich. Sowohl der rein elektrische Antrieb als auch der Verbrenner mit 48-Volt-Technologie sollen Maßstäbe bei Verbrauch und Leistung setzen. Erstmals haben die Ingenieure nun Details zu beiden Antriebsvarianten preisgegeben.

Was der neue CLA kann, soll eine Langstreckenfahrt auf dem Testgelände im italienischen Nardo untermauern. 24 Stunden lang raste dort ein elektrisches Vorserienmodell mit Vollgas über den Rundkurs. Am Ende standen 3717 Kilometer auf dem Tacho.

Das entspricht der Strecke von Berlin nach Barcelona und wieder zurück. Erreicht wurde dies auch dank schneller Ladestopps. Innerhalb von zehn Minuten kann das Fahrzeug 300 Kilometer nachladen. Antriebschef Torsten Eder spricht daher von der „optimalen Kombination aus Energie- und Zeiteffizienz“.

Ermöglicht wird dies durch einen komplett neuen Antriebstrang, der erstmals auf ein Zweigang-Getriebe setzt. Viele Innovationen wurden aus dem Technologieträger EQXX übernommen. Damit kann der CLA nicht nur bis Tempo 210 fahren, sondern verbraucht auch bei hohen Geschwindigkeiten weniger Energie.

Unter realen Bedingungen sind beim CLA 750 Kilometer Reichweite drin, obwohl die Batterie mit einer Kapazität von 85 Kilowattstunden nicht übermäßig groß ist. Eine neue Zellchemie mit erhöhtem Silizium-Anteil in der Anode steigert die Energiedichte um 20 Prozent. Später soll eine kleinere und günstigere LFP-Batterie (Lithium-Eisenphosphat-Batterie) folgen. Die Montage erfolgt im Batteriewerk Kamenz.

Erstmals kommt die Electric Drive Unit 2.0 (EDU 2.0) zum Einsatz, die im Powertrain-Werk Untertürkheim entwickelt wurde und besonders kompakt ist. Der Elektromotor, der vom österreichischen Zulieferer Magna kommt, leistet 200 kW. Mit Allradantrieb kommen an der Vorderachse nochmals 80 kW hinzu. Kombiniert mit einer neuen Leistungselektronik samt Siliziumkarbid-Wechselrichter sorgt dies für einen hohen Wirkungsgrad von über 93 Prozent.

„Die EDU 2.0 löst den Zielkonflikt zwischen maximalem Drehmoment, Höchstgeschwindigkeit und vorbildlicher Effizienz“, so Eder. Dank 800-Volt-Architektur kann der CLA mit 320 Kilowatt Leistung Strom tanken, was in diesem Segment kaum ein Fahrzeug über einen längeren Zeitraum schafft.

Ist die Navigation aktiviert, wird die Batterie bei Bedarf während der Fahrt vorkonditioniert, um eine derart hohe Leistung aufnehmen zu können. Entsprechend kurz sind die Ladezeiten. In 15 Minuten sind so 400 Kilometer Reichweite möglich.

Zwar hat Mercedes die MMA-Plattform für rein elektrischen Antrieb konzipiert, aber auch ein kompakter Verbrenner hat noch Platz unter der Fronthaube. Ermöglicht wurde dies durch eine Verringerung des benötigten Bauraums. „Wir haben allein 17 Prozent an Gewicht gegenüber dem Vorgänger eingespart“, sagt Entwickler Alexander Harsch.

Der Benziner wird kombiniert mit einer 48-Volt-Batterie, die eine E-Maschine mit 20 kW Leistung antreibt. Die Energie wird durch Rekuperation zugeführt. In der Stadt kann der Hybrid damit auch längere Strecken rein elektrisch bewältigen. Der Verbrauch dürfte damit in die Nähe von vier Liter auf 100 Kilometer rücken.

Der Motor M252 mit vier Zylindern und 1,5 Liter Hubraum wurde laut Mercedes in Untertürkheim entwickelt und kommt in drei Leistungsstufen von 100, 120 und 140 kW in Kombination mit einem Acht-Gang-Doppelkupplungsgetriebe.

Der Start ist nach der elektrischen Variante für 2026 geplant. Auf Nachfrage der Automobilwoche bestätigen die Ingenieure, dass dieser Motor aber nicht mehr in den deutschen Powertrain-Werken Untertürkheim oder Kölleda gefertigt wird, sondern erstmals aus China nach Europa kommt.

Im Jahr 2020 hatte Mercedes eine Kooperation mit dem chinesischen Hersteller Geely angekündigt. Inzwischen hat sich Geely an der Motoren-Allianz Horse Powertrain mit Renault beteiligt. Bei dessen Tochter Aurobay sollen die Motoren nun hergestellt werden. Die Qualitätsstandards von Mercedes seien überall gleich, betonen die Ingenieure.

Dies dürfte zwar die Kosten deutlich senken, entspricht aber nicht der von Mercedes-Chef Ola Källenius propagierten Philosophie der lokalen Produktion für die jeweiligen Märkte. Damit sollte nach den Erfahrungen in der Corona-Krise Abhängigkeiten in der Lieferkette verringert werden.

Bewusst verzichtet Mercedes bei der MMA-Plattform auf einen Plug-in-Hybrid. Antriebschef Torsten Eder nennt als Grund die Leistung des Hybridmotors, der sehr sparsam sei und damit bereits nahe an das Fahrprofil eines Plug-in-Hybriden heranreiche.

Für alle anderen Kunden, die längere Strecken zurücklegen wollten, sei der rein elektrische CLA aufgrund seiner hohen Reichweite und Ladeleistung mit kurzen Stopps die richtige Wahl. Nach dem CLA sollen ein Shooting Brake sowie die Nachfolger von GLA und GLB folgen. B-Klasse und A-Klasse mit Limousine fliegen ersatzlos aus dem Programm.