Stellantis will Händler für Elektro-Verkäufe belohnen

Stellantis muss den Verkauf von Elektroautos in diesem Jahr drastisch erhöhen, um nicht millionenschwere Strafzahlungen wegen zu hoher CO2-Flottenwerte an die Europäische Union bezahlen zu müssen.

Der 14-Marken-Konzern will das aber nicht durch spürbare Preissenkungen für seine E-Autos schaffen, sondern durch besonders hohe Anreize für seine Handelspartner, wenn diese E-Modelle verkaufen.

Das sagte am Rande der aktuellen Motorshow in Brüssel der seit dem Weggang von CEO Carlos Tavares ranghöchste Stellantis-Manager in Europa, Chief Operating Officer Jean-Philippe Imparato.

"Wir müssen in diesem Jahr deutlich mehr E-Fahrzeuge verkaufen. 2024 waren etwa zwölf Prozent aller Verkäufe in der EU ein E-Auto, ich brauche aber 21 Prozent, um keine Bußgelder an die EU-Kommission entrichten zu müssen. Und ich sage Ihnen: Ich habe keine Absicht, das zu tun!", sagte Imparato in einer Runde mit Journalisten.

Es werde einen "Leistungsbonus" (performance bonus") für solche Händler geben, die sich beim E-Auto-Verkauf ins Zeug legen würden, kündigte Imparato an. Die Händler würden dann "ungefähr" doppelt so viel an einem E-Auto verdienen wie an einem Verbrenner.

Einzelheiten zur Ausgestaltung des Bonus machte er aber nicht. "Sie helfen mir, ich helfe Ihnen -– das ist das Prinzip", sagte der Europachef.

An der Preisschraube werde Stellantis vorerst nicht drehen, betonte Imparato. Zahlreiche Branchenbeobachter rechnen damit, dass Hersteller dadurch den Verkauf von E-Autos in den nächsten Monaten ankurbeln werden. "Wir haben keine Panik wegen einiger Hersteller, die die Preise senken", sagte Imparato. "Es ist unmöglich, ein Auto für 49 Euro (Leasingkosten pro Monat) anzubieten."

Allerdings verfolge Stellantis langfristig das Ziel, vergleichbare E-Autos preislich ähnlich zu positionieren wie entsprechende Verbrennermodelle. "Wir werden das BEV auf dem gleichen Preislevel wie die Verbrenner (ICE) repositionieren."

Diese Entwicklung werde aber je nach Markt unterschiedlich schnell verlaufen, schränkte Imparato ein. "Das hängt von der Reife eines Marktes für die E-Mobilität ab."

In China ist dieser Gleichstand von E-Autos zu Verbrennern längst erreicht, was als wichtiger Faktor für den wachsenden Erfolg von E-Modellen in dem Land gilt.

Eine wichtige Rolle als Eisbrecher spielt dabei für den Konzern die chinesische Marke Leapmotor, die Stellantis seit dem vergangenen Jahr in immer mehr europäischen Märkten anbietet. 2024 startete der Verkauf des rein elektrischen Kleinwagens T03 und des Kompaktmodells C10.

2025 wird Leapmotor in Europa auch eine Plug-in-Hybridversion des C10 mit Range Extender anbieten, den C10 REEV. Dabei lädt ein 1,5-Liter großer Verbrennermotor bei Bedarf die Batterie auf.

"Leapmotor ist mein bester Freund", sagte Imparato dazu. Schließlich könne in Bezug auf die CO2-Rechnung mit dem Verkauf eines einzigen reinen BEV die Zulassung von vier Verbrennermodellen ausgeglichen werden.

Die schlechteste Lösung zum Ankurbeln der E-Verkäufe seien Verkaufsstopps für einige Verbrennermodelle, die besonders hohe CO2-Emissionen hätten, betonte Imparato. "Ein Modellstopp wäre wirklich die absolut letzte Maßnahme, die wir ergreifen würden."

Das letzte Wort im Autohaus sollten immer die Kunden haben und nicht die Hersteller oder die Regulierungsbehörden, sagte der Manager.

Von einer umfassenden Wiederaufnahme der Verkaufsförderung für E-Autos hält Imparato nicht viel. "Natürlich sollten die Regierung die Transformation zum E-Auto unterstützen. Aber ein guter Grund zum Wechsel sollten ein dichtes Ladenetz sein, kurze Ladezeiten und günstige Stromtarife. Wenn die Regierungen diese Fragen lösen, dann haben wir alle keine Probleme mehr mit der Elektromobilität."

Imparato machte deutlich, dass Stellantis sich ohne Tavares in einigen politischen Bereichen neu positioniere. Im Dezember hatte der Konzern angekündigt, wieder Mitglied des europäischen Herstellerverbandes ACEA zu werden. Dies soll nun noch im ersten Halbjahr 2025 vollzogen werden.

"Wir müssen mit unseren Kollegen aus der Automobilbranche an einem Strang ziehen", sagte Imparato zu der Entscheidung. Erforderlich sei eine pragmatische Haltung, um klare Mehrheiten im Verband zu erreichen."

Tavares hatte den Verband im Sommer 2022 im Streit um die Haltung in der CO2-Politik verlassen. Er hatte dem Verband vorgeworfen, sich ohne Not für ein massives Aufweichen des Verbrenner-Aus im Jahr 2035 einzusetzen.

Offenbar will Imparato auch die Leinen für die Länderschefs von Stellantis in Europa lockern. Statt detaillierter Vorgaben, wie dies noch unter Tavares üblich war, sollen die Verkaufsregionen mehr selber entscheiden können. "Jeder Länderchef kann machen was er will, solange die Ergebnisse stimmen, die er abliefert", sage Imparato dazu.