VW-Chef Oliver Blume traf sich mit Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer. Bei dem Gespräch ging es vor allem um die Zukunft des Werks in Zwickau.
Mit Kostensenkungen und Effizienzsteigerungen habe das Volkswagen-Werk in Zwickau "eine Berechtigung, langfristig zu bestehen." Der ID.3 wird hier zukünftig aber nicht mehr gebaut.
Volkswagen-Konzernchef Oliver Blume und Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) haben am Dienstagabend über die Perspektiven für die VW-Standorte in Sachsen gesprochen.
In einem gemeinsamen Statement mit dem Ministerpräsidenten betonte Blume die Bedeutung der VW-Standorte Zwickau, Dresden und Chemnitz sowie des Porsche-Werks in Leipzig. Das Gespräch habe gezeigt, dass die Autoproduktion in Deutschland weiterhin Zukunft habe, so der Konzernchef.
Das Werk in Mosel (Zwickau) ist das größte und leistungsfähigste E-Auto-Werk des Konzerns in Europa. Aktuell fertigen rund 10.000 Mitarbeiter die Modelle ID.3, ID.4 und ID.5 sowie Cupra Born und Audi Q4 e-tron. Im Tarif-Kompromiss zwischen VW-Spitze und Betriebsrat wurde kurz vor Weihnachten 2024 vereinbart, dass ab 2027 nur noch das Audi-SUV in Zwickau gefertigt wird. Die anderen Modelle werden nach Wolfsburg und Emden verlagert.
Trotz der Einigung kamen jüngst Gerüchte auf, Audi wolle die Produktion des Q4 in die USA verlagern und das Werk könne deshalb doch auf der Kippe stehen. VW-Sachsen widersprach bereits. Auch Kretschmer sagte nach dem Gespräch, er habe verstanden, dass das Werk eine Berechtigung habe, langfristig weiterzubestehen.
Seit 2021 produziert Audi das SUV Q4 e-tron in Zwickau. Ab 2027 ist es das einzige Modell aus dem sächsischen Werk.
Allerdings, so Kretschmer, seien Kostensenkungen notwendig und die Effizienz müsse gesteigert werden, um die Zukunft zu sichern. Sollte es gelingen, die Produktionskosten in dem vereinbarten Rahmen zu halten, sei eine Linie mit zwei Schichten in den kommenden Jahren ausgelastet, so der Ministerpräsident. Zwar werde die Produktion geringer als aktuell ausfallen, jedoch gebe es eine nachhaltige Perspektive für den Standort.
Sachsen wolle weiterhin ein bedeutendes Automobilland bleiben und gemeinsam mit Volkswagen an zukunftsfähigen Lösungen arbeiten, so Kretschmer. Ein zentrales Gesprächsthema war dabei auch die Bedeutung der Kreislaufwirtschaft.
Ministerpräsident und CEO waren sich einig, dass dieser Bereich künftig eine noch intensivere Rolle spielen werde. Mitte des Jahres soll das Gespräch fortgesetzt werden, um die Fortschritte zu bewerten und weitere Maßnahmen zu besprechen.
Mit Blick über die sächsischen Landesgrenzen hinaus sprachen sich beide gegen CO2-Strafzahlungen in der EU aus. Kretschmer bezeichnete sie als das "falsche Mittel zur falschen Zeit". Stattdessen müsse die europäische Autoindustrie gestärkt werden.
VW-Chef Oliver Blume ergänzte, dass eine Kombination aus verschiedenen Antriebstechnologien – Verbrenner, Hybride und Elektrofahrzeuge – die Transformation der Branche noch über mehrere Jahre begleiten werde.
Er fordert deshalb einen Realitätscheck bei den CO2-Auflagen und Übergangslösungen. Es ergebe keinen Sinn, den Unternehmen mit Strafen Geld zu entziehen, das investiert werden könne, so Blume. Aktuell drohen den Autoherstellern beim Nichteinhalten der in diesem Jahr verschärften Flottengrenzwerte Strafzahlungen in Milliardenhöhe.
Deutschland brauche Aufbruchsstimmung und "Hunger auf Erfolg", erklärt Blume. "Wohlstand, Demokratie und Freiheit basieren auf einer starken Industrie", so der Konzernchef. Gemeinsam mit der zukünftigen Bundesregierung müsse man für gute industrielle Rahmenbedingungen sorgen, in Forschung investieren und die Entwicklung fördern.
Um den Hochlauf der E-Mobilität voranzutreiben, sieht Blume einerseits die Hersteller in der Pflicht. Sie müssten günstige Einstiegsmodelle auf den Markt bringen. Erst vor wenigen Tagen hatte VW einen elektrischen Up-Nachfolger für rund 20.000 Euro ab dem Jahr 2027 in Aussicht gestellt.
