Modelle und Werke: Wochen der Wahrheit bei VW

Es sind Wochen der Entscheidungen. Die künftigen Werksbelegungen sind – neben manchen Personalturbulenzen – wohl das Wichtigste, was aktuell in der Chefetage in Wolfsburg ansteht – nicht nur aus Sicht der Belegschaften, deren Zukunft davon abhängt.

Die bisher gefällten Entscheidungen zu Werken waren nach Aussagen aus Konzernkreisen noch nicht das Ende. In Gremien und Workshops ringen Vorstände und Manager gerade um Kapazitäten und Modelle, wobei nach Informationen der Automobilwoche sich innerhalb des VW-Managements auch unterschiedliche Interessen gegenüberstehen. Die Rede ist von "Partikularinteressen", die Konzernchef Oliver Blume zu moderieren hat.

Nach dem "Target Summit Group" in der hauseigenen Location "Drive" in der Berliner Friedrichstraße am vergangenen Donnerstag und Freitag soll diese Woche am Donnerstag ein Treffen des Konzernvorstands folgen, begleitet von markenübergreifenden Workshops.

Bis Anfang April will VW dann über alle wichtigen Projekte entschieden haben, seien es die Belegungen an den Standorten oder über den Start der kommenden Hoffnungsplatform SSP. Kurzum: Wo und wann welche Autos gebaut werden – und wie? Die Zeit drängt.

Beschlossen ist bereits, dass die Produktion in der Gläsernen Manufaktur in Dresden endet. Dieses Prestigeprojekt des verstorbenen VW-Patriarchs Ferdinand Piech war dann 23 Jahre in Betrieb. Die Volkswagen Immobilien GmbH, die den Standort nach Automobilwoche-Informationen übergeben bekommt, sucht nach einer weiteren Verwendung. VW hält den Standort attraktiv genug für eine passende Weiterverwendung eines Dritten (VW-Sprech: "Fremdkonzept").

Für das Werk Osnabrück wird ebenfalls nach Optionen gesucht, auch außerhalb der Autoindustrie. Die Produktion des Modells VW T-Roc läuft Mitte 2027 aus. Zuletzt hielten sich Gerüchte, wonach VW auch mit chinesischen Autoherstellern in Kontakt sei, die als Investor in ein Werk in Deutschland gehen könnten.

"Das ist natürlich denkbar", hatte Audi-Chef Gernot Döllner der "Financial Times" gesagt. "Wir sind offen für jede Diskussion über jedes Thema mit jedem Partner", sagte auch der neue VW-Marken-Finanzchef David Powels. Wie sehr eine Übernahme realistisch – und technisch machbar – ist, ist allerdings unklar.

VWs Ziel ist aber vor allem, für das Werk Wolfsburg Stabilität zu bekommen. Dort steht das Aus für den Verbrenner-Golf fest. Die Produktion der Modelle Golf und Golf Variant läuft von 2027 an im Volkswagen-Werk Puebla in Mexiko. Tiguan und Tayron dagegen bleiben. Künftig sollen am VW-Hauptsitz die Elektro-Modelle ID.3 und Cupra Born an der Montagelinie 1 gefertigt werden sowie gegen Ende der Dekade dann der "ID.Golf" auf der Basis der neuen Architektur SSP.

Die Werke in Emden und Zwickau sind bereits auf Elektromobilität umgestellt, allerdings ebenfalls nicht ausgelastet. In Emden laufen ID.7 und ID.7 Tourer vom Band. Zusätzlich kommt von 2026 an das Komplettvolumen des neuen ID.4 "ReSkin", also neu gestaltet im Design.

In Zwickau, das zur VW Sachsen GmbH gehört, wird in zwei Jahren kein VW mehr gefertigt werden. Es verbleibt der Audi Q4 e-tron sowie Aufgaben in der Kreislaufwirtschaft.

Zudem diskutiert die VW-Konzernchefetage darüber, was die US-Strafzölle von 25 Prozent für Mexiko bedeuten: Denn sowohl VW als auch Audi haben ein großes Werk in Mexiko, von dem aus auch der US-Markt versorgt wird. So gibt es Überlegungen, ob ein gemeinsames Werk von Audi und Porsche sinnvoll sei. Beide haben noch kein Werk in den USA. Auch Cupra als weitere VW-Konzernmarke plant einen Einstieg in den US-Markt und bereits bei den Vorbereitungen.