Absturz bei E-Autos? Was die Daten wirklich verraten

Die Neuzulassungen reiner E-Mobile in Deutschland konnten im Juli die leichten Erholungstendenzen des Vormonats nicht bestätigen. Im Juni hatten sie einen überraschend hohen Marktanteil von 14,6 Prozent erreicht; dieser war aber vor allem durch hohe Zulassungszahlen von zwei Modellen geprägt.

Der VW ID. 3 und der MG 4 hatten im Juni ein Viertel aller BEV-Zulassungen ausgemacht. Im Juli lag der Marktanteil nun wieder bei 12,9 Prozent und 30.760 Neuzulassungen. Beides sind Werte, die nach dem Auslaufen des Umweltbonus so zu erwarten waren.

Dennoch liest sich der Vergleich zum Vorjahresmonat natürlich drastisch: Das Minus bei den Elektro-Neuzulassungen liegt bei knapp 37 Prozent. Doch Monat für Monat werden nun einmal die Zahlen mit dem Vorjahr verglichen, als der Umweltbonus für private und gewerbliche Kunden den Marktanteil von E-Autos in Richtung 20 Prozent hob.

Für den August ist mit einem noch deutlicheren Rückgang der Elektroautos zu rechnen. Denn der August des Vorjahres war der letzte Monat, in dem gewerbliche Kunden vom Umweltbonus profitieren konnten. Dadurch erreichten sie mit 86.649 Neuzulassungen einen Marktanteil von fast 32 Prozent.

Reine E-Autoproduzenten leiden deswegen besonders, was sich sich bei Tesla ablesen lässt.  Allerdings verlieren die Amerikaner in Deutschland insgesamt an Bedeutung innerhalb des BEV-Segments: Im ersten Halbjahr 2024 hatte Tesla einen Anteil von 11,5 Prozent an allen Elektro-Neuzulassungen, im Juli waren es nur noch acht Prozent. Ähnlich ergeht es Smart: Hier fiel der Anteil an den Stromern von 4,6 Prozent in den ersten sechs Monaten auf nur noch 1,5 Prozent im Juli.

Es gibt mindestens drei Gründe, warum die Nachfrage nach E-Autos sich auf dem Niveau von 12-13 Prozent im Monat eingependelt hat und für dieses Jahr wohl dort verharren wird.

1. Der schon genannte Umweltbonus. Der plötzliche Wegfall hat Elektroautos 2024 schlichtweg verteuert.
2. Neue Modelle sind zwar angekündigt, doch kommen in diesem Jahr nur spärlich auf den Markt. 
3. Vom nächsten Jahr an gelten härtere CO2-Verbrauchsvorgaben für die Hersteller. Wer dann nicht mehr E-Autos verkauft, muss Strafen zahlen. Es ist daher plausibel anzunehmen, dass viele erst 2025 mit Marketing, Sonderaktionen und Modelloffensiven  den Markt bearbeiten werden.  

Bei einem leicht rückläufigen Gesamtmarkt konnten außer den BEVs alle anderen Antriebsarten deutliche Zuwächse verzeichnen. Am stärksten legten die Hybride ohne externe Lademöglichkeit zu: Sie kamen auf ein Plus von 22,4 Prozent und erreichten mit 27,3 Prozent einen neuen Rekordmarktanteil.

Die Benziner kamen auf ein hauchzartes Plus von 0,1 Prozent und die Diesel-Pkw legten um 1,4 Prozent zu. Plug-in-Hybride lagen 3,2 Prozent im Plus, der Marktanteil fiel mit 6,2 Prozent etwas höher aus als im Vorjahr.

Die gesamten Neuzulassungen lagen 2,1 Prozent unter Vorjahr, obwohl der diesjährige Juli zwei Arbeitstage mehr hatte. Die 293.263 Neuzulassungen waren aufgrund von Vorzieheffekten im Juni negativ beeinflusst.

Diese Vorzieheffekte beruhten auf der Pflicht, ab dem 7. Juli diverse Assistenzsysteme in allen neuen Pkw vorhalten zu müssen. Beide Monate addiert kommen auf ein Plus von 2,3 Prozent, was der erwarteten Marktentwicklung entspricht.

Nach sieben Monaten liegen die Neuzulassungen immer noch 4,3 Prozent im Plus. Für die verbleibenden Monate wird aber mit geringeren Neuzulassungen als im Vorjahr gerechnet. Diverse Sondereffekte aufgrund des Auslaufens des Umweltbonus werden dieses Jahr fehlen.

Insbesondere der August und auch der Dezember werden deutlich niedriger ausfallen als im Vorjahr. Die Automobilwoche geht deshalb weiterhin von 2,85 Millionen Neuzulassungen aus, also einem vergleichbaren Gesamtjahresergebnis wie im Vorjahr.

Immerhin: Die Auftragseingangslage der deutschen Hersteller aus dem Inland scheint sich weiter zu verbessern. Im Juli gab es laut VDA ein Plus von zwölf Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat.